Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
Mund an. »Das war’s?« Sie holte tief Luft. »Ach so. Ich verstehe. Wir führen also eine rein geschäftliche Beziehung. Rede mit Caleb. Treibe Red Dart auf. Halt das Persönliche aus der Sache raus. Es sei denn, es kann mich zur Mitarbeit bewegen. Alles nur, um deinen Auftrag zu erfüllen. Richtig? Ein bisschen Küssen und Fummeln. Oh, klar. Warum nicht gleich ein kleiner Fick , wenn du schon dabei bist? Damit ich auch ganz sicher nach deiner Pfeife tanze. Was du dir übrigens sparen kannst. Ich will Adam nicht nur aufhalten, sondern dir beweisen, dass du völlig auf dem Holzweg bist. Adam hat diese Foltergeschichte doch nur erfunden, damit die Regierung mit den Renegades bricht. Aber bitte, wie du willst, dann lassen wir das Persönliche eben! Mach Schluss … mit uns. Zieh einen Schlussstrich unter unsere Vergangenheit. Begrab alles außer dem Geschäftlichen.«
Als sie ihm langsam den Rücken zuwandte, wusste er, dass es besser war, sie in zu Ruhe zu lassen. Doch er konnte nicht. »Cassandra. Warte doch.« Sie hielt inne, weigerte sich jedoch, ihn anzusehen. Keiner sagte etwas, die Luft wurde immer dicker, bis er das Schweigen schließlich brach und leise sagte: »Du bist mein Lebensband, ich würde für dich sterben.«
Sie machte eine halbe Umdrehung, in den Tiefen ihrer grünen Augen glitzerte Zorn. »Du hast zwei Jahre kein Lebenszeichen von dir gegeben«, sagte sie. »Also spar dir das Gequatsche von diesem Lebensbandmist, denn es bedeutet offensichtlich gar nichts. Du bist Soldat, Michael. Du würdest für deine Aufgabe sterben, und momentan bin ich ein Teil davon. Auch wenn ich keine Ahnung habe, worum es genau geht. Du warst mit mir in Groom Lake, und anschließend hast du dich dünnegemacht. Erst warst du Zodius, jetzt bist du Renegade. Ich weiß nicht, wer du bist. Vielleicht weißt du es ja selbst nicht.« Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Deine verfluchte Kugel liegt in dem Glas beim Bett. Sie ist grün und gezackt. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich gehe duschen. Ich darf meinen Flug nicht verpassen.« Sie trabte ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu.
Vermutlich war nun nicht gerade der günstigste Zeitpunkt, um ihr mitzuteilen, dass sie den Flug nicht nehmen würde, dachte Michael, als die Tür krachend ins Schloss fiel. Es war auch nicht der richtige Moment, um ihr zu schildern, dass ihn nicht quälte wer , sondern was er war. Kein normaler Mensch war in der Lage, mit dem Wind zu kommunizieren oder die namenlose, heranwachsende Macht wahrzunehmen, die unter Umständen mit dem Wind zusammenhing. Zudem war kein anderer Renegade auch nur annähernd so entartet, um die Brutalität ertragen zu können, die das Leben bei den Zodius nach sich zog.
Bis auf Weiteres hatte er jedoch nicht vor, darüber zu reden, falls er es überhaupt je tun würde. Sie hatte weder geschlafen noch gegessen und dank seiner Rückkehr einiges in Kauf nehmen müssen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Adam ihren Tod befohlen hatte. Er würde sie auf jeden Fall nach Sunrise City ins Hauptquartier der Renegades bringen, damit sie dort untertauchen konnte. Dann hatte sie einen weiteren Grund, um ihn zu hassen. Was einerseits hart war, andererseits aber eine gute Seite hatte. Er wollte ihren Hass auf sich ziehen, denn der hielt ihn wenigstens davon ab, die Beherrschung zu verlieren, sie aufs Bett zu werfen und zu vögeln, als gäbe es kein Morgen. Und anschließend auch noch so dumm zu sein, ihr seine Liebe zu gestehen.
Apropos Bett. Er nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer der Rezeption. Sein T-Shirt hing in Fetzen, die Hose war voller Blut – er brauchte unbedingt neue Kleidung, um keine unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wie erwartet verhalf ihm das Versprechen auf ein großzügiges Trinkgeld zu neuer Garderobe. Er bestellte auch noch Orangensaft und legte auf. Oberste Priorität war es nun, seinem Stoffwechsel Nährstoffe zuzuführen, damit er vollständig heilen konnte. Und er musste sich das Blut vom Hals schaffen, was blöderweise die Matratze mit einschließen könnte. Das würde sich auf eine stattliche Summe Bargeld belaufen, was ihm allerdings ziemlich egal war. Das Geld stammte aus dem Erbe seines Vaters, er hatte das meiste wohltätigen Zwecken zukommen lassen, und mit dem Rest finanzierte er nun die Renegades. Deren eigene Ressourcen reichten nicht aus, und von den Finanzspritzen der Regierung wollte man sich nicht abhängig machen. Nicht solange sich die Zodius mit
Weitere Kostenlose Bücher