Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
kann.«
»Die Ärzte wissen es nicht, arbeiten aber daran. Bisher haben sie einen extremen Vitamin-C-Mangel entdeckt, der während des Heilungsprozesses besonders ausgeprägt ist.« Er klopfte seine Taschen ab. »Hast du mein Handy gesehen?«
Sie starrte ihn etwas zu lange an, bevor sie erwiderte: »Nachttisch.«
Mit einem Stirnrunzeln registrierte Michael, dass etwas nicht stimmte, schüttelte das Gefühl ab und kehrte ihr den Rücken zu. Das Gespräch mit Caleb war wichtiger. Er stapfte ins Schlafzimmer und verzog beim Anblick des auf dem gesamten Bett verteilten Bluts das Gesicht. Damit würde er sich noch befassen müssen, bevor sie auscheckte.
Er schnappte sich das Telefon und warf einen Blick auf die Uhr. Erst sechs Uhr früh. Als er gerade die Taste betätigen wollte, auf der Calebs Nummer gespeichert war, fragte Cassandra hinter ihm: »Welchen Bruder rufst du an?«
Michael erstarrte und drehte sich um. Beim Anblick ihres bleichen Gesichts verengte er die Augen. Sie wirkte auf unerklärliche Weise zerbrechlich, was ihn sofort mit Sorge erfüllte, weil es ihr so gar nicht ähnlichsah. »Was soll das heißen, Cassandra?«
»Ich wollte Hilfe rufen und habe sowohl Calebs als auch Adams Nummer im Speicher gefunden. Ich wusste nicht, wer dir hilft und wer dir an den Kragen will.«
Er schnappte nach Luft. Zorn wallte in ihm auf, als ihm dämmerte, worauf sie anspielte. »Vielleicht hättest du mir eigenhändig den Hals umdrehen sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest.«
»Vielleicht«, spie sie ihm entgegen. »Du hast Adam an jenem Abend angerufen, als wir uns getroffen haben. Dem Abend, als wir … du weißt schon – in der Toilette. Und dennoch hast du behauptet, die Zodius verlassen zu haben. Mit wem habe ich also telefoniert? Adam oder Caleb?«
Es gab nichts, was er Cassandra sagen konnte, also wählte er Calebs Nummer und kehrte ihr den Rücken zu.
Als Caleb abnahm, legte er direkt los. »Es gibt Probleme.« Er schilderte seine Bedenken hinsichtlich der neuen Waffentechnologie und berichtete von der Verbindung zwischen Brock und Lucian. Schließlich verlangte er: »Hol Sterling. Jemand muss Cassandra davon überzeugen, dass ich ein Renegade bin. Es muss jemand sein, dessen Stimme und Aussehen nicht deinem Bruder ähneln …« Er zögerte. »Und er soll ihr das Datum der letzten Nacht nennen, die ich in Zodius verbracht habe.«
Er drehte sich um, Cassandra stand immer noch in der Tür des Badezimmers. Als er ihr unter einem spannungsgeladenen Knistern das Telefon hinstreckte, begegneten sich ihre Blicke. »Um eines gleich klarzustellen, das ist der Abend, bevor wir uns in der Toilette des Hotels getroffen haben. Du hättest genauer hinsehen sollen. Wahrscheinlich warst du zu erpicht darauf, mich zu verurteilen. Rede selbst mit Sterling.« Cassandra kannte Sterling noch aus Area 51 und hatte gehört, dass er sich den Renegades angeschlossen hatte. »Frag, was du fragen musst. Hol dir den Seelenfrieden, den ich dir nicht geben kann.«
Ihre hübschen Gesichtszüge waren von Kummer entstellt. »Ich weiß nicht, was du von mir willst, Michael.« Ihr Ton klang durch die Nervosität schärfer. »Wie kannst du erwarten, dass ich nicht an dir zweifle?«
»Ich würde dich für eine Idiotin halten, wenn es nicht so wäre. Vertrau dich Caleb an, nicht mir.«
Das war es also: Er wollte ihr Misstrauen und ihren Hass auf sich ziehen. Er suchte einen Weg, sich davonschleichen zu können, ohne ihr wehtun zu müssen. Er würde sie nach Sunrise City bringen und sich anschließend aus dem Staub machen. Sobald er sie in Sicherheit wusste, würde er mit Vollgas das Weite suchen und aus der Ferne für Caleb arbeiten.
Sie atmete tief durch, ging auf ihn zu und nahm das Handy. »Hallo«, sagte sie. Sie sprach leise und schien sich unwohl zu fühlen. Dann beendete sie das Gespräch und gab ihm das Telefon zurück.
Michael ließ sich von Caleb kurz bestätigen, dass es ihm gut ging, und legte auf. Er zog es vor, später mit Cassandra darüber zu diskutieren, ob oder was zwischen ihnen war – oder gar nicht erst damit anzufangen –, klappte das Handy zu und wechselte das Thema.
»Wo ist die Patrone?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das sieht dir ähnlich. Du hast bloß diese Kugel im Kopf. Wir reden nicht über das, was …«
»Du brauchtest eine Bestätigung von Sterling«, erwiderte er kalt, »weil du mir nicht vertraust. Es ist auch besser, mir nicht zu vertrauen. Und damit basta.«
Sie starrte ihn mit offenem
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