Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
irgendwelchen Privatgeldern finanzierten, die sie sich mittels Machtversprechen oder Drohungen beschafften.
Er fischte die grüne, gezackte Kugel aus dem Glas. Als er die gummiartige Beschaffenheit fühlte, wurde ihm eiskalt. »Hallo Mutter«, murmelte er bitter. Die Technologie war ihm nur allzu vertraut. Nach dem Tod seines Vaters hatte Michael ein Aktienpaket der Firma geerbt, was ihm noch immer sauer aufstieß. Als er herausgefunden hatte, dass sein Vater Waffen an Terroristen verschacherte und seine Mutter ihn auch noch in Schutz nahm, hatte er den Kontakt zu beiden abgebrochen. Seine Mutter hatte beteuert, sein Vater sei ahnungslos gewesen, und dann hatte sie Michael der Lüge bezichtigt. Bis zu seinem Tod war sein Vater nicht von der Meinung abgerückt, dass Michael zurückkäme, weil der Apfel nun mal nicht weit vom Stamm fiele. Wenn die Army erst einen Mann aus ihm gemacht habe, würde Michael schon zum richtigen Leben zurückfinden.
Michael wies es nicht mal von sich, seinem Vater zu ähneln – er spürte und akzeptierte es sogar. Im Prinzip war ihm klar, dass er seine Gefühle verdrängte und manchmal auf eine Weise handelte, wie es andere nicht vermochten. Diesen Teil seiner Persönlichkeit erstickte er so gut wie möglich, gab ihm keine Möglichkeit zu wachsen oder sich zu festigen.
Michael hatte die Aktien so schnell wie möglich abgestoßen, jedoch nicht, ohne vorher ausgiebige Nachforschungen anzustellen, welche Operationen und Kontakte damit verbunden waren. Er hatte sich Einblick in die öffentlichen Daten der Green Hornets verschafft, die preisgaben, dass während der Testphase schon Munition produziert worden war, man das Projekt jedoch offenbar vorübergehend eingestellt hatte. Natürlich. Die Green Hornets stammten von Taylor. Das konnte nur bedeuten, dass seine Mutter Adam belieferte, und wenn sie es seinem Vater gleichtat, bediente sie auch die Army. Schließlich war es das Vermächtnis der Taylors, Blut im Namen des Geldes zu vergießen.
Unter der heißen Dusche presste Cassandra die Hände vors Gesicht und kämpfte die aufsteigenden Tränen nieder. Sie war verwirrter als je zuvor. Das Wiedersehen mit Michael zerriss sie innerlich. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihn liebte und schon immer geliebt hatte. Vermutlich war sie deshalb so durcheinander.
Sie musste an sein Versprechen denken – Ich würde für dich sterben – und stieß ein bitteres Lachen aus. Ganz bestimmt. Als würde dieser Mann den Tod nicht jeden Tag aufs Neue einladen. Sie stellte lediglich eine Verpflichtung für ihn dar, und bei Michael drehte sich alles nur um Verpflichtungen. Soldaten waren wie Schmerzen. Ihre Mutter hatte sie gewarnt und recht behalten.
»Zum Teufel mit dir«, flüsterte sie, als ihre Gedanken zu dem Tag am Fahrstuhl zurückschweiften und daran, wie umwerfend sexy er gewesen war. Ich hätte davonlaufen sollen . Innerlich bebend legte sie wieder das Gesicht in die Hände. Hier ging es nicht um sie und Michael, sondern darum, die Welt vor Adam in Sicherheit zu bringen. Wie hatte sie sich überhaupt davonschleichen und so tun können, als existierte so etwas Großes nicht?
Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als zu hoffen und zu beten, dass die Vorwürfe gegen ihren Vater haltlos waren. Er war alles, was sie hatte. Er war der Held eines kleinen Mädchens gewesen, den sie nach dem Albtraum in Area 51 verloren geglaubt hatte. Sie fand, dass er eine Chance verdient habe, Vergangenes wiedergutzumachen, und dabei wollte sie ihm helfen. Ihr war bewusst, dass es keine andere Möglichkeit gab, als die Zodius hinter Gitter zu bringen. Sie waren Terroristen, die ein Verbrechen an der Menschheit begingen. Dennoch lehnte sie es ab, sie zu foltern. Es wäre einfach unmenschlich.
Auf ihre eigene Weise waren alle GTECHs – Zodius und Renegades – Opfer der Experimente der Regierung, noch dazu unfreiwillig. Man hatte behauptet, ihnen Impfungen zu injizieren. Sie hatten es nicht verdient, gefoltert zu werden, und sie würde Sorge dafür tragen, dass sich ihr Vater nicht daran beteiligte. Trotzdem musste sie sich eingestehen, dass sie Zeuge geworden war, als sich ein machthungriger Mann nach Kräften bemüht hatte, die eigene Haut zu retten und seine Stellung wiederzugewinnen.
Während Cassandra das Wasser abdrehte, fasste sie einen Entschluss. Sie würde den Flug nehmen und die Festplatte kopieren. Wenn Brocks Computer alle Daten enthielt, die Red Dart betrafen, würde sie beweisen können, dass kein
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