Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
Ihr dunkles Haar wallte über das elfenbeinfarbene Kissen. Gott … sie war schön. Und sie war sein.
Sein Gewicht auf die Ellbogen gestützt, erklärte er: »Wir leben zusammen, und wir sterben zusammen. Und wir werden zusammen Leben retten.« Er griff zur Nachttischschublade, riss sie auf und ließ ein Taschenmesser aufspringen. »Von diesem Moment an.«
»Nein!«, protestierte sie und schloss ihre Hand um das Messer. »Nicht jetzt.«
»Becca, Liebling«, flehte er. »Vergiss, was ich gesagt habe. Ich hatte einfach Angst.« Das Gewicht dieses Eingeständnisses ließ Sterling tief durchatmen, und er richtete den Blick zur Decke, bis er die Fassung wiedergewonnen hatte. Dann sah er ihr fest in die Augen und ließ sie die Wahrheit in seinem Blick sehen. »Ich habe seit Jahren keine Angst mehr gehabt. Aber ich war auch seit Jahren nicht mehr so lebendig wie jetzt. Ich will es, Becca. Mit dem Rest werde ich schon fertig.«
»Du hast noch Zeit, um darüber nachzudenken«, wandte sie ein. »Wir können nichts tun, bis wir Dorian gefangen genommen haben.«
»Was hat Dorian damit zu tun?«
»Einer von uns muss überleben, um den Kampf fortzusetzen.«
»Nein, nein«, beharrte er. »Zusammen leben und zusammen sterben. Das ist nicht verhandelbar. Und sobald du dich mit mir verbunden hast, bist du ohnehin stärker und sicherer.«
»Und wenn das Lebensband mich irgendwie verwandelt? Wenn Dorian dann erkennen kann, dass ich anders bin, und ich dann kein Lockmittel mehr für ihn bin? Oder wenn ich dadurch meine besondere Fähigkeit verliere? Oder sich mein Bewusstsein auf irgendeine Art verändert? Wir dürfen all die Leben nicht riskieren, die wir unweigerlich verlieren werden, wenn wir ihn nicht fangen. Auf keinen Fall.«
Wie ein Schraubstock schloss es sich um Sterlings Brust. Er wollte nicht, dass sie recht hatte. Aber sie hatte recht. Millionen Leben waren in Gefahr, solange das
Ice
weiterproduziert wurde. Die freie Welt hing an einem seidenen Faden, der jederzeit von Adam durchgeschnitten werden konnte. Alles schien um ihn herum zusammenzubrechen, als er begriff … er konnte Becca immer noch verlieren. Noch nie in seinem Leben war er so durcheinander gewesen, so bewegt.
Er flüsterte ihren Namen und drückte ihre Beine auseinander, drängte sich tief in sie hinein, wurde auf die einzige Art, die ihm möglich war, ein Teil von ihr. Lebensband hin, Lebensband her, sie war sein. Sie war in seiner Seele, in seinem Herzen. Wenn sie starb, wäre er vernichtet. Dann
wollte
er mit ihr sterben.
Becca erwachte aus einem warmen, dunklen Tunnel des Schlafs. Richtigen Schlafs. Der erste Schlaf, den sie sich seit Tagen wirklich gegönnt hatte – sie lag auf dem Bauch und war nackt. Ein träges Lächeln glitt über ihre Lippen, als sie an die vielen Dinge zurückdachte, die sie mit Sterling getrieben hatte. Es gab alle möglichen Gründe, besorgt und aufgeregt zu sein. Aber in diesen wenigen Sekunden gestattete sie sich, etwas zu sein, das sie seit Monaten nicht mehr gewesen war. Glücklich und verliebt. Wenn sie wirklich sterben musste, würde sie es als zufriedene, befriedigte Frau tun.
Sie stütze sich mit den Händen auf und begriff, dass der Herr und Meister dieser Befriedigung verschwunden war. Aus dem Wohnzimmer klang gedämpft, aber deutlich vernehmbar, das Geräusch von Männerstimmen, was sie die Stirn runzeln ließ. Schnell fand sie eine ausgeblichene Jeans aus weichem Stoff und ein T-Shirt. In ihrer drängenden Neugier, zu erfahren, was da im Gange war, verzichtete sie auf Schuhe. Nach einem kurzen Blick auf ihre Füße und ihre bleichen Zehennägel fragte sie sich, wie ein heißes Bad und roter Nagellack für sie je mehr hatten sein können als eine bloße pubertäre Ausschweifung.
Sie öffnete die Tür gerade in dem Moment, als Sterling sagte: »Ich habe Becca dir gegeben.«
»Du hast Becca Tad übergeben«, setzte Damion dagegen.
»Das hatten wir alles schon«, warf Michael ein. »Was haben wir davon, wenn wir ständig erneut darauf herumreiten? Ihr habt beide etwas anderes gesehen.«
»Tad war nicht Tad«, betonte Sterling. »Und Eddie war nicht Eddie.«
»Wer zum Teufel könnte Eddie denn sonst sein als eben der verdammte Eddie?«, fragte Michael barsch.
Plötzlich kam Becca Sterlings Erinnerung wieder ins Gedächtnis, wie er sie an Damion ausgehändigt hatte. Jetzt verstand sie. Er hatte sie Damion übergeben, und dann … war Damion einfach zu Tad geworden. Sie öffnete die Tür ganz, trat in den
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