Zoe und der maechtige Tycoon
für ein schön scharfes Tikka Masala morden! Dabei mache ich mir eigentlich gar nichts aus indischem Essen.“
„Bestellung aufgenommen“, erwiderte Max heiter und wandte sich ab.
Ihr Lachen verebbte. Obwohl er immer noch im Raum war, fühlte sie sich plötzlich irgendwie beraubt und … verlassen. Mit brennenden Augen starrte sie auf sein breites Kreuz.
Warum bist du nur immer so distanziert? Was ist seit gestern Abend mit dir geschehen? Warum hast du mich hierhergelotst? Wer oder was bin ich für dich?
„Du solltest dich ein wenig ausruhen“, riet Max ihr, ohne sich umzudrehen. „Du kannst dir oben irgendein Zimmer aussuchen. Wir sehen uns dann zum Dinner.“
Mit schweren Schritten verließ Max den Raum. Energisch verdrängte er jedes Bedauern und sein schlechtes Gewissen, weil er Zoe allein ließ. Er hatte sie hierhergebracht, weil er es so wollte … weil er es brauchte und es eine Notwendigkeit war.
Wie sonst sollten sie Gelegenheit haben, sich näher kennenzulernen? Sie mussten unter alltäglichen Bedingungen Zeit zusammen verbringen und überlegen, wie sich die Zukunft für sie beide … für sie drei gestalten könnte.
Jetzt war sie hier. Und sie beobachtete ihn auf Schritt und Tritt. Wie lange würde ihr verborgen bleiben, dass er nahezu blind war? Hier hatte er ihr die Wahrheit sagen wollen und stellte nun fest, dass er es nicht ertrug, sie damit zu konfrontieren.
Zum Glück hatte er sich genügend Arbeit mitgenommen. Außerdem standen in den nächsten Tagen mehrere Telefonkonferenzen und wichtige geschäftliche Entscheidungen an. Das brachte nicht nur Ablenkung, sondern verschaffte ihm auch ein probates Alibi, falls Zoe misstrauisch werden sollte.
Und das Wichtigste … so lange er arbeitete, fühlte er sich normal, nützlich und lebendig.
Doch als Max an seinem Schreibtisch saß und versuchte, eine Nummer in sein Handy einzugeben, misslang ihm das mehrfach. Er schaffte es einfach nicht, sich zu konzentrieren. Alles, woran er denken konnte, war Zoe, die jetzt oben in einem der hellen Gästezimmer lag – die langen goldenen Locken auf dem weißen Kissen ausgebreitet wie Rapunzel, um sie herum ein sanfter Duft von wilden Rosen.
Woran denkt sie wohl? Ob sie glücklich darüber ist, hier zu sein? Oder langweilt sie sich bereits mit mir? Wird sie die Wahrheit über mich herausfinden, bevor ich es ihr gestehen kann?
Mit einem frustrierten Aufstöhnen zwang Max seine Aufmerksamkeit zurück auf die Arbeit und die bevorstehende Telefonkonferenz, in der es immerhin um einen Millionen-Dollar-Vertrag ging! Ein Geschäft, in das er bereits mehr als drei Monate gründlicher Recherche und zähe Vorverhandlungen investiert hatte.
Und das ihm momentan nur einen schalen Geschmack im Mund bereitete.
Langsam stieg Zoe die breite Marmortreppe zu den Schlafzimmern hinauf. Neugierig schaute sie sich eins nach dem anderen an. Jedes war auf seine Art ein perfekt eingerichtetes Refugium für einen traumhaften Urlaub.
Welches Schlafzimmer wohl Max gehörte? So bezaubernd sie waren, wirkten alle Räume anonym, und Zoe beschlich plötzlich das seltsame Gefühl, dass er sich später einen Raum aussuchen würde, der möglichst weit von ihrem entfernt lag. Was immer sie zwischen ihm und ihr gespürt zu haben glaubte, es war offensichtlich vorbei.
Schließlich entschied sie sich für ein Zimmer im Zentrum des Hauses, das zum Strand hinausging. Eine Weile hantierte sie planlos herum, inspizierte ohne echtes Interesse eine Reihe von Taschenbüchern in einem Regal neben dem Bett und roch an kleinen Seifen-, Duschgel- und Shampoofläschchen, die im angrenzenden Bad standen, bevor sie sich auf dem riesigen Himmelbett ausstreckte.
Keine Minute später war sie fest eingeschlafen.
Als Zoe wieder erwachte, warf die Sonne lange Schatten aufs Wasser und ließ es wie flüssiges Gold aussehen. Der Himmel war wolkenlos, in der Ferne hörte sie Möwen kreischen. Im Haus selbst war es bedrückend still.
Wo war Max? Und was tat er? Sie musste Stunden geschlafen haben. Ihr Magen knurrte ganz fürchterlich. Kein Wunder, da sie den ganzen Tag über nichts gegessen hatte!
Nach ein paar Spritzern Wasser ins Gesicht und einem prüfenden Blick in den Spiegel machte Zoe sich auf den Weg nach unten. Sie wanderte von Raum zu Raum, ohne eine Spur von Max zu entdecken. Langsam wurde ihr mulmig zumute, bis sie ein Geräusch hörte und ihn in der Küche entdeckte, einem Traum aus hellem Marmor, weiß gelaugtem Holz und glänzendem
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