Zoe und der maechtige Tycoon
Stahl.
Augenscheinlich hochkonzentriert stand Max am Tresen, vor sich zwei dampfende Pappcontainer mit Essen. In der Luft lag der verlockende Duft von indisch gewürztem Curryhuhn … Tikka Masala .
Zoes Magen knurrte so laut, dass sie Angst hatte, Max würde es hören. „Du hast es wirklich besorgt?“
Er hob den Kopf und wandte sich ihr zu. „Ja, bist du hungrig?“
„Wie eine Löwin! Ich sterbe, wenn ich nicht sofort etwas zu essen bekomme!“ Trotz des munteren Tons fühlte sie sich unbehaglich, weil sie Max’ Stimmung nicht genau einschätzen konnte. „Soll ich schon Teller auf den Tisch stellen?“
„Gute Idee. Du findest sie im Schrank über der Spüle.“
Rasch deckte Zoe den massiven antiken Eichentisch, der dem ansonsten modernen Ambiente der Küche eine ganz besondere Note gab. Kurz darauf saßen Max und sie sich am rustikalen Tisch gegenüber und genossen schweigend das würzige Essen. Sie steckte ein Stückchen Huhn in den Mund, hielt inne und schloss verzückt die Augen.
„Ist es gut?“ Max’ Stimme klang ungewohnt weich und entspannt.
„Himmlisch!“, schwärmte sie völlig aufrichtig. „Es ist überhaupt ein tolles Gefühl, etwas herunterzubekommen und bei sich zu behalten“, gestand sie offen. „Bis zu diesen Übelkeitsattacken in der Schwangerschaft habe ich meine robuste Gesundheit immer als viel zu selbstverständlich angesehen.“ Fast gierig griff sie nach einem Stück Brot und tunkte es in die scharfe Currysoße. „Aber das ist ja zum Glück alles nur temporär und wird bald vorbei sein.“
„Ja … es wird bald vorbei sein.“
Erneut verfielen sie beide in Schweigen, und Zoe fragte sich, warum Max plötzlich nochgrimmiger aussah als zuvor. Irgendwann reichte es ihr. Sie konnten sich doch nicht Tag und Nacht anschweigen!
„Also …“, begann sie forsch und schob ihren Teller zurück. „Ich weiß eigentlich gar nichts über dich. Wo bist du zum Beispiel aufgewachsen?“
„In Connecticut.“
„Hast du Geschwister?“
„Drei Schwestern, alle älter als ich.“
„Dann musst du ziemlich verwöhnt sein“, neckte sie ihn.
Darüber schien Max einen Augenblick nachzudenken, dann zuckte er mit den Schultern. „Nicht besonders, würde ich sagen.“
„Hattest du irgendwelche Tiere?“
„Haustiere meinst du?“, fragte er überrascht. „Wir hatten einen Familienhund namens Boots. Er starb, als ich sechs war.“
„Das muss hart für dich gewesen sein.“ Seine Antwort bestand aus einem erneuten Schulterzucken. „Warst du schon immer im Finanzwesen tätig?“
Die Pause dauerte so lange, dass Zoe sich entnervt fragte, in was für ein Wespennest sie diesmal gestochen haben mochte. Max näher kennenzulernen, war wie ein Spaziergang im Dunkeln, wo man sich bei keinem Schritt sicher sein konnte.
„Nein“, sagte er schließlich gepresst, „früher war ich bei der Airforce .“
„Beim Militär … der Luftwaffe?“ Das überraschte sie wirklich, allerdings nur kurz. Darum also der steife Gang, die abgezirkelten Bewegungen und die gnadenlose Selbstkontrolle, schoss es ihr durch den Kopf. „Wie lange?“
Wieder eine Pause. „Zwei Jahre. Die Airforce hat mir das College bezahlt. Im zweiten Jahr wurde ich im Golfkrieg eingesetzt.“
Seine Stimme klang flach und seltsam monoton. Ohne jegliche Emotion. Unwillkürlich fragte Zoe sich, was er ihr wohl alles nicht sagte.
„Du musstest im Krieg kämpfen?“
Er nickte. „Ich war Fliegeroffizier auf einer E-2 Hawkeye . Wir wurden hauptsächlich zur Erkundung und Luftraumüberwachung eingesetzt. Darum auch der Name Hawkeye … Adlerauge. Nach dem Krieg habe ich die Airforce verlassen. Besser gesagt, man hat mich ehrenhaft entlassen!“
„Bist du verwundet worden?“, fragte Zoe leise.
„Unser Flieger wurde abgeschossen.“ Mit einer abrupten Bewegung stieß Max seinen Teller so heftig von sich, dass er vom Tisch gefallen wäre, hätte Zoe ihn nicht gestoppt. „Aber jetzt bin ich dran, Fragen zu stellen.“
„Okay“, stimmte sie zu, obwohl sie liebend gern mehr über den so extrem verschlossenen Vater ihres Kindes erfahren hätte. „Dann schieß los.“
„Warum bist du nach New York gekommen?“
Sie schluckte und zwang sich, nicht den Blick zu senken. „Ich brauchte einen Tapetenwechsel.“
„Warum?“
Heiße Röte bedeckte ihren Hals und die Wangen. Wenn sie von Max Klarheit forderte, konnte sie selbst nicht ständig ausweichen. „Du erinnerst dich an deine Internetrecherche? Nach dem Skandal über
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