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Zoë

Titel: Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Carmichael
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der Haustür oder vom Garten her, mal von ihrem Fenster hoch oben im Haus. Ihre Stimme war sanft und wie Musik, und wann immer er sie hörte, egal, wo er gerade war und was er gerade tat, sofort kam er. Ich werde dich Herr Kommkomm nennen, sagte das Mädchen eines Tages – Herr zumZeichen meines Respekts, und Kommkomm , weil es das ist, worauf du hörst. Und er begriff, dass diese Laute ihm gehörten, ihm ganz allein.
    Als das Wetter winterlich wurde, hielt sich das Mädchen mehr im Haus auf. Der Helfer des Mannes hatte neben der großen Tür eine kleine Klappe eingesetzt mit einem Fenster, durch das der Kater ins Haus schauen konnte, und so gewöhnte er sich an, davorzuliegen und jede Bewegung des Mädchens im Haus mit seinen Blicken zu verfolgen. Das Mädchen versuchte, ihn dazu zu bewegen, hereinzukommen. Der Helfer sah es und schmunzelte. Der Kater blieb stur. Einmal allerdings, als sie sehr lange wegblieb, steckte er den Kopf durch die Tür und sah sich um.
    Die Tage vergingen schnell, und ein Tag schien dem anderen zu gleichen. Die beiden Männer fingen früh mit der Arbeit an und hörten erst spät auf. Das Mädchen fuhr an den meisten Tagen morgens mit einem der beiden weg und kam mitten am Nachmittag zurück. Der Kater hörte auf, sich zu fragen, wo sie wohl sein mochte oder ob sie zurückkommen würde. Sie ging weg und kam zurück, mehr musste er nicht wissen. Er hielt derweil ein Schläfchen im Garten oder unter dem Haus, und manchmal ging er sogar in den Wald, um nahe der Hütte zu jagen. Es gefiel ihm, wieder in seinem alten Territorium herumzustreifen, sein Revier zu markieren, sich anzuschleichen und dann zuzuschlagen.
    Eines Tages, als das Mädchen nicht da war, ging er ganz bis zur Hütte. Er scheuerte seinen Rücken an den grob zugehauenen Balken der Veranda und wärmte sich an den letzten Sonnenstrahlen. Kein Lüftchen regte sich, und er lauschte vergnügt seinem Frühstück des nächsten Morgens, das jetzt noch im Laub raschelte, und auch den Eichhörnchen, die schwatzend in den Bäumen saßen, und sogar dem Mannund seinem Helfer, die in weiter Ferne hämmerten und schliffen. Doch als die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwand, war da ein anderes Geräusch, vergessen, aber noch vertraut aus längst vergangenen Zeiten. Er setzte sich auf, spitzte die Ohren und suchte den Wald ab. Er hatte das dunkle Gefühl, dass da irgendetwas Finsteres lauerte und dass es damit nicht seine Richtigkeit hatte.

11
    Als Fred und ich in die Einfahrt einbogen, stand Sheriff Beans Streifenwagen vor dem Haus. Henry und er standen bei der Tür zum Atelier in der Kälte und schienen in ein ernstes Gespräch vertieft. Auch Herr Kommkomm erwartete mich nicht wie sonst auf der Veranda. Seit dem Vortag war er böse mit mir und besonders misstrauisch. Er hatte sich schlicht geweigert, mit mir in Richtung Hütte zu gehen, dabei war er mir nun schon seit ein paar Wochen immer dorthin gefolgt. Stur, wie angeleimt blieb er am Rand des Gartens sitzen und war nicht bereit, sich zu rühren, nicht einmal für einen Happen von Freds Corned Beef.
    Ich war selbst irgendwie von der Rolle, denn jemand hatte mein Tagebuch aus Ms Averys Pult gestohlen. Ich hatte erst knapp zwanzig Seiten darin geschrieben. Ms Avery und ich stellten das ganze Klassenzimmer auf den Kopf, doch ohne Erfolg. Ich wusste genau, wer es weggenommen hatte, aber ich hatte keine Beweise.
    Der Sheriff winkte uns zu.
    »Bist du zu schnell gefahren?«, fragte ich Fred, während wir auf die beiden zugingen.
    »Ich nicht – du vielleicht?«, fragte er zurück.
    Der Sheriff und Henry machten ernste Gesichter, und als Fred und ich nah genug waren, um ihr Gespräch mithören zu können, schauten sie kurz zu mir herüber und senkten die Stimmen. Der Sheriff redete schnell und eindringlich, und Henry nickte dazu. Dann sah er mich besorgt an.
    »Seid gegrüßt, Freunde«, rief der Sheriff uns zu. »Wie sieht’s aus mit morgen? Alles bereit für das große Fest?«
    »Ich schon!«, sagte ich.
    Er lächelte sein tabakbraunes Lächeln.
    »Ist Henry auch nett zu dir?«, fragte er mich. Dabei zog er ein dickes Päckchen Juicy-Fruit-Kaugummi aus der Tasche und bot uns davon an. Ich nahm einen Streifen, Fred auch. Der Sheriff nahm gleich zwei, faltete sie zusammen und schob sie sich wie einen Klumpen Kautabak in die Backentasche.
    »So weit ja«, antwortete ich.
    »Na schön, aber halt mich auf dem Laufenden. Nach diesem Wochenende haben meine Frau und ich wieder vier Zimmer frei. Und

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