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Zoë

Titel: Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Carmichael
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Leben der Künstler. Jetzt verstehst du, wieso ich hier lebe.«
    Ich stützte den Kopf in die Hand und stocherte in meinem Essen. Es sah köstlich aus, und eigentlich war Schmorbraten mit Gemüse mein Lieblingsessen. Aber an diesem Tag konnte ich weder riechen noch schmecken. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er voller Steine. »Ich kann nichts essen.«
    Henry legte sein Besteck zur Seite. »Was hältst du davon, wenn ich dich ins Bett bringe?«
    Er trug mich nach oben, half mir, meinen Pyjama anzuziehen, und deckte mich gut zu. Er strich mir die feuchten Strähnen aus der Stirn, dann stützte er mir mit einer Hand im Nacken den Kopf, während er mir mit der anderen ein Glas Wasser hinhielt. Noch nie hatte jemand so für mich gesorgt. Und ich ließ es zu. Ich ließ auch zu, dass er neben meinem Bett saß, bis ich eingeschlafen war.
    Trotzdem schlief ich unruhig und bekam schlecht Luft. Irgendwann wachte ich auf und schob mir die kleine Katze unters Kissen; vielleicht würde ich so besser träumen. Doch es half nichts, die ganze Nacht lang jagten die wildesten Szenen durch meinen schweren Kopf. Meine Erinnerungen an den Tag teilten sich in winzige Fetzen, die wie in einem Tornado aufgewühlt wurden und durch meinen Kopf wirbelten. Mama flog auf einem Krankenhausbett vorbei, Ray rannte mit einem Gewehr in der Hand an mir vorüber, auf der Jagd nach dem weißen Reh und dem Kater gleichzeitig, Maud jagte Ray hinterher. Der Kater verfolgte eine Ratte, die größer war als er selbst, Fred sagte zu Bessie und dem Padre, er habe schon die ganze Zeit über gewusst, dass mir etwas Schlimmes zustoßen würde, und Lillian und Hargrove Peters zeigten beide mit dem Finger auf mich, lachten und nannten mich »primitives Gesocks«. Sid steckte mir eine seiner Spezialzigaretten zwischen die Lippen und sagte: »Probier mal, Kleine, danach ist dir völlig egal, was die anderen von dir denken«, worauf Henry in einem weißen Kittel erschien, mir mit einer hellen Taschenlampe in die Augen leuchtete und sagte: »Sie ist völlig verrückt, so wie ihre Mutter, ich kann nichts für sie tun.«
    Ich wachte schlagartig auf und hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Als ich endlich wieder einschlief, hatte ich den seltsamsten Traum überhaupt.
    Es war keiner von der wirren Sorte, sondern ein absolut friedlicher. Und allein das war schon merkwürdig, denn er handelte von meinem Daddy. Zumindest glaubte ich anfangs, er sei es. Es war dunkel, und ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Wie schon in dem ersten Traum, der im Wald spielte, wusste ich einfach, dass er es war. Er stand an meinem Bett, beugte sich über mich und sah mir zu, wie ich schlief. Er wirkte nachdenklich und neugierig und schien überhaupt keine Eile zu haben. Einmalstreckte er eine Hand nach mir aus, zog sie aber gleich wieder zurück, so als hätte er Sorge, ich könnte aufwachen. Ganz lange stand er so neben mir. Das Eigenartigste aber war, dass ich von dem Traum auf einmal ganz ruhig wurde und endlich in einen tiefen, friedlichen Schlaf sank.
    Dadurch wusste ich dann aber auch, dass es nicht mein Daddy gewesen war. Das konnte gar nicht sein. Denn wer immer es war, es war jemand, dem ich wirklich wichtig war.

 
     
    Sobald diese grässlichen Leute mit ihrem Köter weg waren, wagte er sich vorsichtig wieder näher ans Haus, wo er das Mädchen erwartete, wenn es am Nachmittag nach Hause kam.
    Bei gutem Wetter folgte er ihr sogar immer weiter zur Hütte. Jeden Tag lockte sie ihn ein längeres Stück hinter sich her, bestach ihn mit kleinen Stücken Fisch oder gebratenem Fleisch vom Abendessen. Immer achtete sie darauf, dass sie ihm keine Angst machte und ihn zu nichts zwang, sie bewegte sich langsam und redete leise und bedächtig mit ihm, wartete, bis er aus freien Stücken mitkam.
    Irgendwann, wider besseres Wissen, folgte er ihr über fast den ganzen Weg, bis zum silbernen Haus. Darunter verkroch er sich, er hielt die Augen offen und hatte alles im Blick, doch von dem Grobian oder seinem Sohn war nichts zu sehen.
    Jeden Tag kurz vor Sonnenuntergang folgte er ihr zurück zum Haus des Mannes, und nach dem Essen, wenn der Mann in seine Werkstatt zurückgekehrt war, sprang er auf die Veranda. Dort saß das Mädchen mit ihm – sie am einen Ende auf der Schaukel, er am anderen Ende auf einem weichen, trockenen Kissen, das sie für ihn dort hingelegt hatte. Das waren ihm die liebsten Stunden, wenn außer ihnen beiden niemand da war.
    Komm, komm , rief sie immer, mal von

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