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Zoë

Titel: Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Carmichael
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draußen?«, wollte der Sheriff von Henry wissen.
    »Schon seit vierzig Jahren nicht mehr«, sagte Henry. »Ich hattediese Hütte völlig vergessen, aber die war ja schon damals eine Ruine. Augustus und Maud haben mit Adleraugen darüber gewacht, dass sich da keine Jäger herumtrieben, mehr als einmal haben sie welche mit vorgehaltenem Gewehr vertrieben.«
    »Das macht Maud heute noch«, sagte der Sheriff. »Kein Mensch, der seinen Verstand beisammen hat, jagt in der Gegend. Ich habe Maud gewarnt, sich nicht zum Hüter des Gesetzes aufzuschwingen. Schleierhaft ist mir allerdings, woher diese Jungen wussten, dass es da eine Hütte gibt.«
    »Mein Tagebuch!«, rief ich.
    Henry sah mich an. »Was weißt du von der Sache?«
    »Ach ja – du gehst ja jeden Tag in die Richtung«, sagte Fred, dem die Zusammenhänge langsam dämmerten.
    »Das Gleiche hat Henry gerade gesagt, als ihr gekommen seid«, sagte der Sheriff zu mir.
    »Mir war nicht klar, dass du so weit gegangen bist«, sagte Henry. »Und was war mit dem Tagebuch?«
    »Mein privates Tagebuch, das ich von Ms Avery bekommen habe. Jemand hat es gestohlen, und Hargrove ist mit mir in einer Klasse.« Von den Schwierigkeiten mit Hargrove und seinem Vater sagte ich nichts.
    Hargroves Vater, der Bürgermeister, hatte sich als die erwachsene Version seines Sohnes herausgestellt, ein Hargrove in Anzug und Krawatte. Sobald sein Vater das Büro des Schulleiters betrat, wurde Hargrove ganz klein auf seinem Stuhl. Und er machte sich gleich noch ein bisschen kleiner, als sein Vater das eselsohrige Notizbuch entdeckte, das aufgeschlagen auf dem Schreibtisch lag. Ärgerlich sah der Vater auf die Zeichnung – eine ganz gelungene Bleistiftskizze einer Skulptur von Henry, die ich in meiner Präsentation gezeigt hatte –, dann schlug er das Buch zu und sagte: »Hab ich dir nicht gesagt, dass du mit dem Quatschaufhören und dafür besser in der Schule aufpassen sollst?« Hargrove guckte wie ein geprügelter Hund. Bis mein Tagebuch verschwand, hatte ich sogar ein bisschen Mitleid mit ihm.
    »Ist an dem, was die Jungs sagen, irgendwas dran?«, wollte der Sheriff von mir wissen. »Wenn du nämlich da warst und dich zur Wehr setzen musstest, dann hat das für dich keine Folgen – die beiden haben unerlaubt fremdes Gelände betreten und außerdem reichlich Bier getrunken.«
    Der Sheriff sah aus, als hoffte er fast, ich hätte Hargrove tatsächlich verletzt. Alle drei sahen sie mich jetzt an.
    »Eine Destille hab ich da hinten noch nie gesehen und irgendwelche Jungen auch nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Pfeil und Bogen besitze ich nicht. Klingt ganz so, als hätte da jemand zu viel Robin Hood gelesen.«
    »Und was war gestern?«, fragte der Sheriff. »Ist dir da irgendwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Nicht das kleinste bisschen. Abgesehen von der Sache mit meinem Tagebuch und der mit meinem Kater. Der hat sich am Anfang des Waldwegs hingesetzt und sich nicht mehr von der Stelle gerührt, bis ich mit ihm kehrtgemacht habe.«
    Der Sheriff sah sich um. »Was für ein Kater?«
    »Der ist unter dem Haus«, erklärte ihm Fred. »Der kommt nur zu ihr. Läuft ihr immer hinterher wie ein kleiner Hund. Die Bewunderung beruht auf Gegenseitigkeit.«
    »Also, gestern fand er mich eher nicht so toll«, sagte ich. »Er wollte sich nicht von der Stelle rühren, nicht für Geld und gute Worte. Beziehungsweise nicht für gute Worte und Freds gutes Corned Beef.«
    »Wie bitte? Du hast mein Corned Beef an ihn verfüttert? Dafür habe ich stundenlang am Herd gestanden!«
    »Du meine Güte, Fred! Ich will ihn doch nur dressieren.«
    Der Sheriff sah ehrlich beeindruckt aus. »Auf den würde ich ja gern mal einen Blick werfen. Kommt nicht alle Tage vor, dass man einen waschechten Wachkater zu Gesicht bekommt.«
    »Gut möglich, dass du den nie zu sehen kriegst«, sagte Fred. »Das ist ein Ein-Mädchen-Kater.«
    »Jedenfalls hat er einen guten Instinkt, so viel ist mal sicher«, sagte der Sheriff zu mir. »Und du bist dir ganz sicher, dass du nichts gesehen oder gehört hast, was auch nur das kleinste bisschen ungewöhnlich war?«
    »Nichts«, sagte ich.
    »Gut, das reicht mir. Bleib du fürs Erste mal mit deinem Kater in der Nähe des Hauses, und ich lass den Hilfssheriff verstärkt auf der Straße nach Norden Streife fahren. Aber wenn es auch nur den Hauch von Ärger gibt, rufst du mich an, okay?«
    »Wird gemacht«, sagte ich.
    »Danke, Sheriff«, sagte Henry. Besorgt sah er aber immer noch aus.

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