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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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Position?“
    „Ich habe mir damals die Wohnung nur leisten können, weil eine Mitschülerin von mir auch eingezogen ist. Die Magda. Und da hat’s natürlich sofort g’heißen, wir zwei seien lesbisch. Das war natürlich ein unglaublicher Topfen, weil die Magda war ja mit ihrem Paul zusammen. Aber das war den Klatschmäulern im Haus natürlich vollkommen egal, denen hat das taugt, dass sie sich das Maul zerreißen können. Und angesichts solcher Erfahrungen fragst du dich dann natürlich, ob die anderen G’schichten nicht auch bloß Hirngespinste sind.“
    „Ja, das verstehe ich.“
    „Eben. Aber auch wenn das nicht stimmt, der Suchy war auf jeden Fall ein unguter Kerl. Ein richtig fanatischer Nazi. Der war so von seinem Hass zerfressen, dass du dir gedacht hast, jetzt zerreißt’s ihn gleich.“
    „Ja, das kann ich mir vorstellen.“
    „Manchmal sind er und der Frank, der wohnt da im 3. Stock oben, auch so ein hundertprozentiger Hitlerjünger, im Stiegenhaus z’sammg’standen, und was die da so von sich gegeben haben, da ist dir direkt die Ganslhaut aufg’rennt. Jedes zweite Wort war ausrotten, vernichten, auslöschen und so Sachen.“
    „Sag, Joh… – Asia, hast gestern etwas mitbekommen? So auf d’ Nacht?“
    Die Raczek schüttelte den Kopf. „Gestern war ich mit der Magda und dem Paul in der Innenstadt. Wir waren auf einer Vernissage von einer Kollegin, und dann sind wir noch zum Smutny gangen. Is spät worden. Und drum wollt ich nicht nach Hause gehen, weil da hätt ich die Jedlicka rausläuten müssen, und die macht immer ein Mordstrara, wenn man nach zehn nach Hause kommt. Dabei kriegt s’ eh den Sperrschilling dafür, aber sie tut, als tät man sie auf die Galeeren schicken.“
    Bronstein setzte eine Verständnis signalisierende Miene auf.
    „Na ja, jedenfalls hab ich dann gleich bei der Magda übernachtet und bin heut gegen sieben heim. Ich hab mich eh noch g’wundert, was da für ein Auflauf ist, aber ich hab mir gedacht, mich geht’s ja nix an.“
    „Ja, das versteh ich. Für mich ist das aber blöd. Weil ich hab natürlich gehofft, in dir eine Verbündete in dieser Sache zu haben.“ Dabei bemühte sich Bronstein um ein Lächeln.
    „Tja, da kann ich dir leider nicht helfen. Aber vielleicht woanders.“
    „Woanders?“
    „Na ja, ich könnt ja deine Bildung wieder ein bissl auffrischen. Weißt eh, die Urania steht noch.“ Das Lächeln der Raczek war umwerfend. Bronstein spürte Verlegenheit in sich aufkommen.
    „Du meinst …“
    „Sicher! Warum nicht. Schau, am Montag ist ein Vortrag über Japan. Das wär doch was. Da kommst einfach vorher zu mir auf einen Kaffee, und dann geh ma gemeinsam rüber. Was sagst?“
    Bronsteins Gesichtsausdruck ähnelte dem eines Kindes, das vor dem Christbaum steht. „Für … Japan … hab ich mich immer schon … sehr interessiert“, brachte er mühsam hervor.
    Die Raczek grinste. „Sicher, du alter Schlawiner. Aber es ist nie zu spät, sich mit Neuem zu konfrontieren. … Also gilt’s, am Montag um fünf bei mir.“
    Bronstein nickte und kämpfte dabei gegen die Trockenheit in seinem Mund an.
    „Fein. Dann viel Erfolg bei … der Sache da. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob der, der den Suchy g’macht hat, ned eher einen Orden als eine Verhaftung verdient. Aber bitte, das ist ned meine Sache, ned.“
    Bronstein nickte abermals, rang immer noch mit der Trockenheit in seinem Mund und garnierte dieses Tun mit einem extrem einfältigen Gesamteindruck.
    Die Raczek sah ihn durchdringend an und wartete. Endlich kapierte Bronstein.
    „Ich muss … dann mal wieder. … Der Fall … vernehmen … die Leute …, du weißt schon. Bis Montag dann. … Ich freu mich.“
    Die Raczek zeigte eine gütige Miene und erinnerte dabei an eine Lehrerin, die sich darüber freute, dass auch ihrProblemschüler einmal etwas richtig gemacht hatte. „Genau. Ich mich auch. Bis dann, gelt.“
    „Ja.“ In unendlicher Langsamkeit erhob sich Bronstein und schlich rückwärts Richtung Tür.
    Die Raczek war ebenfalls aufgestanden und folgte ihm. „Auf Montag.“ Sie klopfte ihm mit der flachen Hand auf die Brust, was in ihm augenblicklich wohlige Schauer erzeugte. Dann öffnete sie die Tür, und einen Wimpernschlag später fand er sich auf dem Gang wieder.
    Er brauchte geraume Zeit, um sich wieder auf den Fall als solchen zu konzentrieren. Die Johanna! Mei, das wäre eine Partie gewesen. Damals. Und eigentlich auch noch jetzt. Aber die war definitiv viel zu gut für ihn

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