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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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kicherte kurz. »Ich glaube, der fand mich schick in diesen Frauenklamotten. Der hätte mir sogar die Tür aufgehalten, wenn ich gewollt hätte. Und angeglotzt hat er mich, als wär ich Giselle Bündchen.«
    Zorn hatte keine Ahnung, wer das war. Das interessierte ihn auch nicht, wichtig war, den Jungen von der Kante wegzulocken. Dazu brauchte er Zeit. Noch mehr Zeit.
    »Erzähl mir, was mit Martha passiert ist.«
    »Nein.« Max schüttelte heftig den Kopf. »Dazu hab ich keine Lust.«
    Die Leiter klapperte leise. Zorn registrierte einen Schatten, eine Glatze tauchte auf, dann erschien Schröder in der Luke.
    Endlich, dachte Zorn. Endlich.
    »Ich habe schon eine Weile zugehört«, erklärte Schröder heiter. »Hast du was dagegen, wenn ich hierbleibe?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, schwang er sich hinaus und nahm wie selbstverständlich neben Zorn Platz. Er trug einen dünnen Sommermantel, der mindestens drei Nummern zu groß war.
    »Ich will nicht, dass Sie hier sind!«, rief Max. »Ihr sollt gehen, alle beide!«
    Schröder hob die Hände.
    »Wir werden uns nicht von der Stelle bewegen. Du allein bestimmst, wie es weitergeht, was meinst du?«
    Max legte den Kopf in den Nacken und dachte nach. Vom Bahnhof her war undeutlich eine Durchsage zu hören, die blecherne Stimme klang, als käme sie aus einer anderen Welt.
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Wir haben deinen Vater gefunden«, sagte Schröder dann. »Vor zehn Minuten, er hing tot in einem Baum hinter der Fontäne.«
    »Was?«, fuhr Zorn auf.
    Schröder griff seinen Arm und drückte ihn leicht. Dabei ließ er Max nicht aus den Augen. Zorn verstand und schwieg.
    »Warum hast du ihn umgebracht?«, fragte Schröder ruhig. »Du warst es doch, oder?«
    Max hatte sich aufgerichtet. Er stand jetzt oben auf dem Sims, ein schmaler, vom Mondlicht umflossener Schatten.
    Herrgott, dachte Zorn, wenn er einen Schritt nach hinten macht, stürzt er ab.
    Unter ihnen waren Schritte zu hören, Männerstimmen flüsterten. Zorn spähte in die Luke. Das Treppenhaus war hell erleuchtet, ein halbes Dutzend Männer in Kampfanzügen drängte sich unter der Leiter.
    Max bemerkte es nicht.
    »Wenn man einmal angefangen hat, wird es jedes Mal leichter, jemanden zu töten. Es ist wie eine Schleuse, die geöffnet wird. Oder ein Pickel, den man ausdrückt. Die anderen haben mich gestört, sie mussten weg.«
    Max redete leise, wie zu sich selbst.
    »Bei Papa war es anders. Schlimmer.«
    »Wir wissen, dass er dich missbraucht hat«, sagte Zorn. »Er hätte den Rest seines Lebens im Knast verbracht. Reicht das nicht?«
    Max überlegte kurz.
    »Nein«, entschied er dann. »Er hat’s nicht nur mit mir getan, sondern mit den anderen auch. Und ich war schuld. Wenn sie mich nicht gekannt hätten, hätte er sie nie in die Finger gekriegt.«
    Ein Windstoß erfasste den Jungen. Er verlor das Gleichgewicht, sah nach unten, ruderte mit den Armen.
    Zorns ohnehin schon rasender Puls schaltete einen Gang höher, er sprang auf. Max hing in der Luft, schwebte über dem Abgrund, einen Moment schien es, als würde er nach hinten fallen. Dann fing er sich wieder.
    »Huch!«, lachte er. »Habt ihr’s gemerkt? Fast wär ich abgestürzt!«
    »Scheiße«, murmelte Zorn. »Er ist komplett wahnsinnig.«
    Schröder stand auf.
    »Lass uns gehen, Max«, sagte er. »Jetzt.«
    Wieder schüttelte Max den Kopf. So heftig, dass sein blondes Haar hin und her flog.
    »Wir können dir helfen.«, sagte Zorn und schob den Fuß ein paar Zentimeter nach vorn. Jetzt waren es noch drei Meter bis zu dem Jungen.
    »Ihr?«, schrie Max mit sich überschlagender Stimme. »Ihr wollt mir helfen? Habt ihr überhaupt eine Ahnung, wie es ist, vom eigenen Vater gefickt zu werden? Immer und immer wieder?« Er hob die Hand, zitternd stieß sein Zeigefinger in die Luft. »Wisst ihr, wie es ist, wenn man im Bett liegt und hofft, dass man ausnahmsweise mal keinen Gute-Nacht-Kuss bekommt? Wenn man wartet, dass man stärker wird, damit man sich endlich wehren kann?«
    Max weinte. Schluchzte wie ein Kind, das er eigentlich war.
    »Ihr habt keine Ahnung, wie das ist.«
    »Doch.«
    Schröder trat einen Schritt vor und ging vor Max in die Hocke. Sein Mantel breitete sich aus, von hinten sah es aus, als wäre er bis zum Bauch im Dach versunken.
    Zwei Meter Abstand, registrierte Zorn. Höchstens.
    Schröder griff in die Hosentasche und hielt Max ein Taschentuch entgegen.
    »Putz dir die Nase.«
    Noch einen Meter. Zorn hielt die Luft an.
    Greif zu!, schrie er

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