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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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dir.«
    »Fünf Minuten? Keine zwanzig?«
    »Fünf Minuten.«
    Zehn Minuten später betrat sie, an Karottenschnitzen aus einem wiederverschließbaren Plastiktütchen knabbernd, das Büro. Sie hörte sich die 911-Kassetten an und stellte fest: »Derselbe Mann. Okay, nimm sie mit.« Sie zog die zweite Kassette aus dem Rekorder und schob sie Lucas hin.
    »Danke.«
    »Du bist echt heiß auf diesen Fall, stimmt’s?«
    »Ja. Ich wünschte, du würdest dich auch ein bisschen mehr reinhängen.«
    »Ich interessiere mich durchaus dafür. Hote konzentriert sich darauf, und wenn sich etwas ergeben sollte, setze ich noch jemanden drauf an«, erklärte sie. »Aber im Moment ist da die Magnussen-Sache, und wir sind hinter Jim Harrison her …«
    »Du bist beschäftigt«, stellte Lucas fest. »Erzähl mir also nicht, dass du an dem Jones-Fall dran bist. Ich halte dich auf dem Laufenden, und wenn irgend möglich, hole ich dich zum Showdown dazu.«
    »Gib dir Mühe.« Marcy wirkte skeptisch.
    Er breitete grinsend die Arme aus. »Das tue ich doch immer.«
    Sie lachte und erkundigte sich nach Weather und Letty, und schon bald redeten sie über die gute alte Zeit. Einmal waren sie miteinander aufs Land gefahren, wo Lucas sich mit dem Deputy des örtlichen Sheriffs geprügelt hatte.
    »Wenn ich uns da nicht rausgeredet hätte, würdest du wahrscheinlich immer noch im Knast sitzen«, sagte Marcy.
    » Du hast uns da rausgeredet? Von wegen, ich habe mit ihm verhandelt«, erklärte Lucas.
    Lachend erinnerten sie sich daran, wie sie die LaChaise-Gang ausgehoben hatten, und Marcy fragte: »War nicht schlecht damals, was? Übrigens wollte ich dir noch etwas verraten, aber das bleibt unter uns: Ich soll für die Demokraten kandidieren. Rose Maries Sitz im Senat steht zur Verfügung.«
    »Und, machst du’s?«, erkundigte sich Lucas.
    »Ich denke darüber nach«, antwortete Marcy. »Hier geht’s nicht mehr recht weiter. Im Fernsehen komme ich gut rüber, und ich habe einen guten Ruf. In der Politik könnte ich’s zu was bringen.«
    »Dann müsstest du dich mit Politikern abgeben«, bemerkte Lucas.
    »Das machst du doch auch.«
    »Probier’s«, sagte Lucas. »Soll ich beim Gouverneur ein gutes Wort für dich einlegen? Der hatte schon immer eine Schwäche für heiße Politikerinnen.«
    »Wenn du ihm gerade nichts Besseres zuzuflüstern hast, kannst du gern meinen Namen erwähnen.«
    Bevor Lucas sich verabschiedete, klopfte Marcy auf den Umschlag mit den Kassetten und fragte ihn, wie lange die Stimmenüberprüfung dauern würde.
    »Bis morgen oder übermorgen«, antwortete Lucas.
    »Dann ruf mich morgen an, und berichte mir, was rausgekommen ist«, sagte Marcy.
    »Ja, meine Liebe«, versprach Lucas.
    Auf dem Heimweg dachte er: Die gute alte Zeit. So gut war sie gar nicht immer gewesen: Im Lauf der Jahre war Marcy zweimal angeschossen und schwer verletzt worden. Sie konnte von Glück sagen, dass sie noch lebte … genau wie Lucas.
    Zu Hause verspeiste er eine vegetarische Mahlzeit, redete mit den Kindern und verbrachte mit Sam einige Zeit in der Toilette, weil der seine Körperfunktionen noch nicht ganz unter Kontrolle hatte … »Er weiß, wie’s geht, aber er hat seinen eigenen Kopf«, erklärte Weather. »Sein Vater muss ihm unter die Arme greifen.«
    Dann zog Lucas sich in sein Arbeitszimmer zurück, um weiter über den Fall Jones nachzudenken. Sie gingen mit unterschiedlichen Ansätzen heran, von denen jeder erfolgversprechend schien. Am ehesten würde Lucas’ Ansicht nach eine der Frauen aus dem Massagesalon anhand des Phantombilds Fell als den Mann identifizieren, der Kelly Barker angegriffen hatte.
    Wenn das nicht funktionierte, würde er das Bild den Medien zuspielen; das könnte durchaus zu einer Identifizierung führen, besonders wenn Fell in der Gegend geblieben war.
    Und wenn Kelly Barker Channel Three zu einer Sendung mit ihr überreden konnte, Fell diese sah und erkannte, dass sie die einzige Zeugin war, die ihn identifizieren konnte, wäre er möglicherweise versucht, sie dauerhaft loszuwerden.
    Lohnte es sich, ihm diese Falle zu stellen?
    Eher nicht: So etwas hatte nur in schlechten Fernsehkrimis Erfolg.

ZWÖLF
    Der Mörder der Jones-Mädchen saß hundemüde in seinem Wohnzimmer vor dem Fernseher, wo die Wiederholung einer Folge der Seinfeld -Show lief, die er schon x-mal gesehen hatte. Er trank Budweiser, aß Maischips mit Frischkäse und versuchte, seine Müdigkeit wegzublinzeln, während er auf den Alten wartete.
    Der stark

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