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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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scheint sie vergraben und Beton darüber geschüttet zu haben.«
    Ganz so war’s nicht, aber ziemlich ähnlich , dachte der Killer. »Keine Ahnung. Ich lese nicht viel Zeitung.«
    Der Alte sah ihn mit seinen wässrig blauen Augen an. »Die Fundstelle ist ganz in der Nähe von dem Haus, wo du früher gewohnt hast. Du hattest doch damals als Lehrer dieses Problem, und wenn die Nachforschungen anstellen, kommen sie möglicherweise auf dich.«
    »Herrgott, damit hatte ich nichts zu tun. Die haben doch die Fingerabdrücke von dem Penner gefunden, oder? Der Fall ist aufgeklärt.«
    »Nein«, widersprach der Alte. »Meine Kumpels von der Polizei behaupten, Marcy Sherill, die Leiterin der Mordkommission, glaube nicht, dass es der Penner war. Der hatte keinen Wagen, und deshalb erhebt sich die Frage: Wie hat er sie durch die ganze Stadt transportieren können? Und dann ist da noch dieser Davenport vom SKA. Der hat damals ermittelt. Soweit ich weiß, beschäftigt er sich wieder mit dem Fall. Gemeinsam kriegen sie den Täter. Sie wollen mit jedem reden, der in einem Radius von eineinhalb Kilometern von dem Haus gewohnt hat.«
    »Oh, Mann«, sagte der Killer, stand auf und fuhr sich mit der Hand durch die langen Haare. »Das hat mir gerade noch gefehlt.« Er trat hinter die Couch und nahm eine der indischen Keulen in die Hand.
    »Ich glaube nicht, dass du …«, begann der Alte.
    Der Killer traf ihn mit der Keule an der Schläfe, mit einem langen, flachen Schwung, der dem Alten den Schädel einschlug und ihn ins Jenseits beförderte, bevor sein Körper auf dem Boden aufkam.
    Der Killer nahm einen Schluck Budweiser und betrachtete die Leiche. Er hatte den Alten nie sonderlich leiden können, nicht einmal in seiner Kindheit. Und dieses Gespräch hatte er nach dem Anruf des Alten kommen sehen. Sobald der Alte sich sicher gewesen wäre, hätte er mit seinen Kumpels von der Polizei geredet.
    Und das durfte nicht passieren.
    Der Killer nahm Autoschlüssel, Brieftasche und Kleingeld aus der Tasche des Alten, packte die Leiche, die fast nicht blutete, am Hemdkragen und schleifte sie die Treppe hinunter. Er musste überlegen, wie er sie dauerhaft entsorgen konnte …
    Der Killer empfand nicht das geringste Bedauern. Bei den Mädchen war das genauso gewesen – natürlich bedauerte er es, keinen Sex mehr mit ihnen haben zu können, aber das Umbringen war kein Problem. Wenn sie erst einmal tot waren, dachte er kaum noch an sie.
    Er hievte die Leiche des Alten auf den Rand der Tiefkühltruhe, ließ sie auf einen Haufen in weißes Papier eingeschlagener Hirsch-Burger und Packungen mit gefrorenem Mais gleiten und holte die Sachen unter ihr heraus, so dass er den schlaffen Körper so klein wie möglich zusammenschieben konnte. Sobald das erledigt war, verteilte er die Verpackungen darüber. Bedeckt wurde die Leiche nicht davon, aber wenn jemand nur einen kurzen Blick in die Truhe warf, bemerkte er sie vielleicht nicht. Er musste sie ohnehin bald entsorgen, trotz seiner Müdigkeit.
    In puncto Endentsorgung besaß er Erfahrung.
    Er nahm den Hut des Alten, setzte ihn auf, schaltete das Verandalicht aus und ging, als er sicher war, dass sich niemand auf der Straße aufhielt, zum Cadillac, stieg ein und lenkte ihn rückwärts die Auffahrt hinunter.
    Gott, diese Müdigkeit!
    Vier Stunden später, um zehn vor eins morgens, bog er, die Lichter von Tower, Minnesota, in der Ferne, nach links zum Lake Vermilion ab. Der Alte hatte dort eine Hütte, am Südufer einer Halbinsel. Der Killer stellte den Wagen in der Auffahrt neben der Hütte ab, ging hinein, schaltete kurz das Licht an, stellte den Wecker auf drei Uhr morgens und wurde zwei Stunden später aus dem Tiefschlaf gerissen.
    Obwohl ihm das Aufstehen sehr schwerfiel, schlich er zum See hinunter, hob das Kajak, das dort lag, in die knapp fünf Meter lange Lund daneben, machte die Lund los und paddelte hinaus auf den See.
    Der Nachthimmel war sternenklar, der See ruhig und glatt. In nördlicher Richtung bewegte sich ein anderes Boot mit einiger Geschwindigkeit von links nach rechts, bis es aus seinem Sichtfeld verschwand. Der Lake Vermilion war riesig, darauf konnte man sich leicht verlieren …
    Der Killer paddelte zehn Minuten lang in einigen hundert Metern Entfernung vom Ufer und ließ dann den Motor an, um etwa einen Kilometer weiter hinauszufahren. Irgendwo hier draußen, dachte er, war der Alte Barsche angeln gegangen.
    Pechschwarz; lediglich ein paar Lichter am Ufer wiesen ihm den Weg. Er

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