Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
ja?«
    Frieden. Aber was für ein Leben war das, wenn jemand nur Football – Carter war ein großer Vikes-Fan – und seine Pension im Kopf hatte?
    An diesem Nachmittag und Abend fuhren sie im südlichen Minneapolis Streife; es war einer jener Spätnachmittage in der Stadt, an denen alles nach geschmolzenem Fruchtkaugummi, verschüttetem Orange Crush und heißem Asphalt roch. Dann kletterte ein betrunkener Ojibwa vom Red Lake aus unbekannten Gründen auf einen Hydranten, hielt eine Rede, fiel herunter und schlug sich den Kopf an dem Ding auf. Bis ein Augenzeuge alles erklärte, dachten sie, er wäre angeschossen worden. Sie riefen die Sanitäter, die ihn ins Hennepin General brachten, und fuhren wieder los.
    Weil Carter sein Soll an Strafzetteln in diesem Monat noch nicht erfüllt hatte, versteckten sie sich am Fuß eines Hügels, wo sie innerhalb von fünfundvierzig Minuten drei Raser erwischten, was dafür sorgte, dass Carter wieder im Plan war. Es handle sich nicht wirklich um ein Soll, sondern um einen Leistungsnachweis, erklärte ihr Chef mit ernstem Gesicht.
    Sie machten eine Razzia in einem kleinen Laden an der Lyndale, jagten den Dealern einen Schrecken ein, die sich verdrückten, und Carter kaufte sich ein Stück Kirschkuchen und eine Pepsi. Sobald sie weg waren, kamen die Dealer zurück. Eine halbe Stunde später sahen sie auf dem Parkplatz einer Kneipe nach dem Rechten, von wo ihnen eine Prügelei gemeldet worden war. Alle Beteiligten hatten das Weite gesucht, als sie den Streifenwagen sahen, es gab weder Leichen noch Blut, und keiner wusste, wer mitgemacht hatte.
    Sie holten sich wieder etwas zu trinken, Cola light für Lucas, noch eine Pepsi für Carter, und fuhren, die jeweiligen Vorteile von Cola und Pepsi diskutierend, weiter, bis ein Funkspruch über eine zweite Prügelei hereinkam, diesmal in einem Antiquitätenladen.
    Als sie dort eintrafen, sahen sie zwei blonde Frauen, die eine dick, die andere dünn, beide mit modischer Frisur, auf dem Gehsteig, der Händler zwischen ihnen, ein Angestellter an der mit Blattgold verzierten Tür. Lucas und Carter trennten die Frauen, die noch nicht richtig aufeinander losgegangen waren und von denen die eine der anderen mitteilte: »Du kannst von Glück sagen, dass die Cops da sind. Sonst hätte ich dir die Etagere deinen fetten Arsch hochgerammt.«
    »Du Miststück, ich sag dir jetzt mal was …« Was sie ihrer Widersacherin sagte, hätte keines der besseren Einrichtungsmagazine abgedruckt, dachte Lucas.
    Als die Dickere sich auf die Dünnere stürzen wollte, warnte Carter sie: »Wenn wir Sie mitnehmen müssen, finden die alle Etageren, die Sie im Arsch haben. Man nennt das eine Leibesvisitation, und die gefällt Ihnen bestimmt nicht.«
    Das beruhigte die beiden so weit, dass jede in ihrem Mercedes davonfuhr.
    »Daran ist die Hitze schuld«, erklärte Carter dem Antiquitätenhändler.
    »Nicht unbedingt«, erwiderte der Händler. »Es ist wirklich eine tolle Etagere.«
    »Was zum Teufel ist eine Etagere?«, erkundigte sich Lucas im Wagen.
    »So eine Kuchenplatte«, antwortete Carter.
    Lucas sah ihn an. »Gib’s zu, du hast nicht die geringste Ahnung.«
    »Stimmt.«
    »Aber wie du das angegangen bist, hat mir gefallen. Die Androhung einer Leibesvisitation«, fügte Lucas hinzu. »Die hat ihnen den Wind aus den Segeln genommen.«
    »Wie gesagt: Unsere Aufgabe ist es, für Frieden zu sorgen«, erklärte Carter.
    »Echt, du hättest Polizist oder so was werden sollen.«
    Um fünf Uhr entdeckte Lucas einen Mann namens Justice Johnson, der seine Frau einmal zu oft verprügelt hatte, weswegen ein Haftbefehl gegen ihn vorlag. Sie trieben ihn im Eingang eines Schlosserladens in die Enge, wo er gerade eine rohe Zwiebel wie einen Apfel aß; die rollte in den Rinnstein, als sie ihm Handschellen anlegten. Er machte sich nicht die Mühe, sich zu wehren, und beklagte sich über seine Frau, die, so behauptete er, nur auf ihm herumhacke.
    »Das Miststück hat mich einen Idioten genannt«, erzählte Johnson vom Rücksitz des Streifenwagens aus. Dabei entströmten so intensive Zwiebeldünste seinem Mund, dass sein großzügig verwendetes Drakkar Noir nicht in der Lage war, sie zu überdecken.
    »Du bist ein Idiot, Justice«, teilte Carter ihm mit.
    »Aber sie darf das nicht sagen«, klagte Johnson. »Sie nörgelt nur an mir rum und jammert, du hast das nicht gemacht und das nicht …«
    »Und deswegen hast du sie verprügelt«, bemerkte Lucas.
    »Ich hab ihr eine Ohrfeige

Weitere Kostenlose Bücher