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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Und das gleiche Antidepressivum.«
    »Hmmm. Sie waren folglich alle in dem gleichen Programm.«
    »Und da liegt das Problem«, erläuterte Striker. »Dr. Ostermann leitete die SILC -Therapiegruppe oder wie die heißt. Und trotzdem, Billy mal ausgenommen, stellt Dr. Richter die Rezepte aus. Warum?«
    »Ist das denn so wichtig?«
    »Kann ich im Moment nicht beurteilen. So viel ist jedenfalls sicher: Dr. Richter ist eine von den Hauptkontaktpersonen: für Mandy und Sarah wegen ihrer Medikation, für Larisa wegen der Opferhilfe.«
    »Und was ist mit Billy?«
    »Indirekt durch die Mapleview-Klinik. Mit Ostermann. Und durch ihre diversen Rehabilitationsprogramme.«
    Felicia nickte. »Und Richter hat immer noch nicht zurückgerufen?«
    »Nein, ich hab mehrere Nachrichten hinterlassen. Ist ja auch erst vierundzwanzig Stunden her.« Striker überlegte. »Möglich, dass es letztlich eine logische Erklärung dafür gibt, warum Richter und Ostermann involviert sind.«
    »Eine kann ich dir sofort nennen. Beide sind psychiatrische Ärzte.«
    Striker winkte ab. »Das bestreite ich ja gar nicht. Ich möchte das aber noch … genauer analysieren.« Er blickte aus dem Fenster auf die Sonne, die im Westen langsam hinter einer dunkel verschatteten Skyline unterging. »Da wäre übrigens noch etwas.«
    »Was?«
    »Die Waffe, die Mercury benutzte. Es hieß, dass sie von einem der getöteten Beamten stammt.«
    »Stimmt, die Kollegen von der Streife sagten das.«
    Striker schüttelte den Kopf. »Das war ein Irrtum. Es war keine SIG Sauer. Ich tippe eher auf Kaliber neun Millimeter.«
    »Vielleicht kann uns Noodles mehr dazu sagen«, schlug sie vor.
    Also rief er Noodles an und tippte auf Lautsprecherfunktion. Der Techniker nahm beim zweiten Klingeln ab. »Schiffswrack«, lachte er.
    »Hey, altes Haus«, konterte Striker. »Hattest du schon Gelegenheit, die Tatwaffe zu checken?«
    »Klar. Die Schießerei ist fast zwei Stunden her, der Tatort wurde komplett fotografiert, die Leiche ist in der Autopsie, die Waffe in der Ballistik – und ich hab noch ein neues Krebsmittel entdeckt.«
    Felicia lachte, Striker blieb ernst.
    »Ich muss die Resultate haben, Noodles. Und zwar schnell.«
    Der Mann lachte sarkastisch auf. »Wovon träumst du eigentlich nachts, du Hirni? Ich bin kein Stück weitergekommen. Das Schießeisen hat keine Seriennummer.«
    Striker fluchte. Er hätte es sich denken können. »Ausgefeilt?«
    »Ausgefeilt und weggeätzt.«
    »Echt? Okay, ich meld mich noch mal. Gib dein Bestes, Noodles.« Nachdem er das Gespräch beendet hatte, drehte er sich zu Felicia. »Kommt dir das nicht ein bisschen merkwürdig vor?«
    »Was?«
    »Die ganze Sache. Billy kommt irgendwie in den Besitz einer Waffe …«
    »Find ich nicht merkwürdig. Der Typ war in der Army. Im Ausland. Wenn er gewollt hätte, hätte er sich vermutlich eine Raketenabschussrampe besorgen können.«
    »Okay, okay. Aber dann feilt er die Seriennummer raus und behandelt das Metall zusätzlich mit Säure.«
    »Und?«
    »Das wirft für mich zwei Fragen auf: Erstens, kann sich jemand wie Billy, der extrem unter Wahnvorstellungen litt und sich in einem mental kritischen Zustand befand, überhaupt darauf konzentrieren, so etwas zu tun? Und zweitens, warum hat er sich die Mühe gemacht, die Seriennummer zu entfernen? Glaubte er, wir kämen ihm nicht auf die Schliche? Es war eine Mordmission. Er hat es bewusst auf einen brutalen Schusswechsel mit uns ankommen lassen. Macht das aus psychologischer Sicht Sinn?«
    Felicia hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Keine Ahnung, ich bin kein Psychologe.«
    »Stimmt, und der Experte, den wir deswegen befragen wollten, hat sich bei der erstbesten Gelegenheit aus dem Krankenhaus abgesetzt.«
    Felicia nickte. »Ich hatte den Eindruck, es ging ihm gar nicht schnell genug.«
    Striker drehte abrupt auf der Straße und fuhr nach Norden. Felicia bedachte ihn mit einem fragenden Blick. »Wohin fahren wir?«
    »Zurück ins Mapleview. Ich schnapp mir Mercurys Krankenakte.«

59
    Sie parkten direkt vor dem Mapleview und stiegen aus. Ein eisiger Wind blies von dem nördlich gelegenen Park, Felicia schlug den Kragen ihres Wintermantels hoch. Striker ging neben ihr.
    Die Sonne verschwand eben hinter einer Wolkenbank und verlieh der modernen Spezialklinik in der sanft violetten Abenddämmerung die Anmutung eines Einkaufscenters.
    »Erst mal lassen wir uns Billy Mercurys Krankenakte geben, dann knöpfen wir uns Ostermann vor.«
    Felicia stimmte

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