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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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Tatsachen. Ich glaube jedoch, dass Himmel und Wellen so waren, wie ich sie beschrieben habe. Aber die Sonnenblume – im Winter? Ich sehe sie jetzt so deutlich, wie ich meine Hand vor mir sehen kann. Das heißt aber nicht, dass sie wirklich da war. Vielleicht sehe ich sie, weil die Blume mich immer an dich, an uns erinnert hat. An den Anfang vom Ende.
    Es war ein Gespräch jener Art, mit der mein Arbeitstag oft begann. Robbie, mein Redaktionsleiter, der seine Anweisungen ins Telefon blaffte. » In Brighton ist irgendeine Frau verschwunden. Die Polizei gibt eine Pressekonferenz. Den Rest maile ich dir«, sagte er, bevor er auflegte. Das war alles, was ich wusste.
    Ich verließ London bei gefrierendem Regen, und als ich die Außenbezirke von Brighton erreichte, begann es, riesige nasse Flocken zu schneien, die meine Frontscheibe bedeckten. In der Stadt lag Schneematsch auf den Straßen. Ich fuhr die Southover Street entlang, schlängelte mich zwischen immer enger stehenden Häuserzeilen hindurch und erreichte so die John Street mit der Polizeiwache, einem gedrungenen Bau in Weiß und Beige mit schmutzig braunen Fensterrahmen, nicht weit vom Meer entfernt.
    Ich war spät dran, deshalb parkte ich am Randstein – ein Strafzettel wegen Falschparkens war immer noch besser als ein Anschiss von der Nachrichtenredaktion, weil man eine Story verpasst hatte. Beim Aussteigen traf mich ein eisiger Windstoß, der mich daran erinnerte, warum ich Robbie verabscheute. Der dünne Regenmantel, die hohen Absätze, der Rock, der Stewardessen-Chic. Das war mein Versuch, ihn zu beschwichtigen, nachdem ich aufgefordert worden war, mich etwas mehr anzustrengen. Den Zuschauern wär’s egal gewesen, wenn ich drei Tage nacheinander dasselbe Jackett getragen hätte, aber er konnte das nicht leiden.
    Vor dem Polizeirevier waren Übertragungswagen mit himmelwärts zeigenden, summenden Satellitenschüsseln aufgefahren. Unser eigener mit dem Logo von National News Network, einem Geschlängel aus Ns, stand neben dem der Global Broadcasting Corp. Durch die halb offene Tür erhaschte ich einen Blick auf den Monitor, der Bilder aus dem Konferenzraum zeigte. Erleichterung – noch kein Sound, noch sprach niemand. Als ich nach meinem BlackBerry griff, um wie meistens in letzter Sekunde Robbies E-Mail mit den Eckdaten der Story zu lesen, stieg unser Techniker Eddie, in seiner North-Face-Daunenjacke kaum zu erkennen, aus dem Übertragungswagen. » Eben ist die Zwei-Minuten-Warnung gekommen. Hättest deine Laufschuhe tragen sollen, Rachel.«
    In Polizeiwachen schlägt einem als Erstes der Geruch entgegen. Der Gestank von aus den Fugen geratenen Leben, von durch Alkohol und Drogen befördertem Chaos, von Menschen, die Linien überschreiten. Er gehört auch zu Krankenhäusern und Seniorenheimen, wo er an einem haften bleibt. Hier in Brighton war es nicht anders. Ich spürte, wie der Gestank sich in meiner Kehle festsetzte, sobald ich die Drehtür durchschritt.
    Vor mir am Empfang stand ein Mann in einem grauen Jogginganzug, der ein, zwei Nuancen dunkler war als seine Haut. Bleigrau neben hellgrau. Sein dunkles Haar glänzte von Brillantine, und er kaute an seinen Fingernägeln, die vor Schmutz starrten.
    » Was glotzt du so?«, knurrte er. » Hast nichts Besseres zu tun, ha?«
    » Beruhigen Sie sich, Wayne«, sagte die Frau am Empfang. Auf ihrem Namensschild stand Lesley. Sie hatte große Goldovale als Ohrhänger, die ihre Ohrläppchen streckten, und dunkle Ringe um die Augen.
    Ich wies meinen Presseausweis vor.
    » Sie fangen gleich an, Schätzchen. Füllen Sie das hier aus.« Sie tippte mit der rechten Hand leicht auf das Besucherbuch, und ich nahm zur Kenntnis, dass sie an drei Fingern außer Daumen und kleinem Finger Goldringe trug. Auf einem stand MOM , als müsste sie daran erinnert werden, und ein anderer verkündete LOVE .
    » Sie«, sagte Lesley und deutete auf den Mann im Jogginganzug. » Sie setzen sich, bis gleich jemand kommt und sich um Sie kümmert. Und Sie kommen mit, weil ich Sie reinbringen muss.«
    Durch eine zweiflügelige Tür gelangten wir auf den langen Korridor, der zum Konferenzraum führte. Drinnen wartete die übliche Ansammlung Lokalreporter, die in ihren billigen Anzügen laut schwatzend zusammenhockten, und aufgebaute Kameras, die mit der Übertragung beginnen würden, sobald die Polizei anfing zu reden. Auf einem Pult waren zahlreiche Mikrofone aufgebaut, und dahinter saßen vier Personen: zwei Polizeibeamte, die

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