Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
Vom Netzwerk:
Klasse und war beim Völkerball allen weit überlegen. Wenn sie einen in der ersten Stunde beim Sportunterricht mit dem roten Medizinball erwischte, sah man den Abdruck noch, nachdem es längst zum Ende der letzten Stunde geklingelt hatte. Viele Leute hielten Jess daher für link oder brutal, aber sie irrten sich. Sie wussten nicht, was ich wusste: Weil ihre Mutter früh gestorben war, musste sie sich um ihre beiden jüngeren Brüder kümmern, während ihr Vater von morgens bis abends im Kraftwerk arbeitete. Die Familie war immer knapp bei Kasse und Jess durfte von heute auf morgen kein Kind mehr sein.
    Acht Jahre später, nachdem wir gemeinsam drei ät zende Mittelstufenklassen und ein paar halbwegs akzeptable Highschooljahre überstanden hatten, waren wir immer noch eng befreundet. Hauptsächlich, weil ich all diese Dinge über sie wusste, während Jess anderen gegenüber eher verschlossen war und ihre Privatangelegenheiten für sich behielt. Aber auch, weil sie zu den wenigen Menschen gehörte, die sich von mir nichts gefallen ließen. Dafür respektierte ich sie.
    »Sieh mal einer an«, sagte sie gerade in dem für sietypischen trockenen Ton und verschränkte die Arme vor der Brust. »Die Königin beliebt zu kommen.«
    Chloe hielt neben uns, stellte den Motor ihres Mercedes ab und klappte die Sichtblende runter, um ihren Lippenstift zu überprüfen. Jess seufzte geräuschvoll, doch ich beachtete sie nicht weiter. Sie und Chloe   – das war schon immer so gewesen. Wir hatten uns daran gewöhnt wie an Hintergrundmusik. Nur wenn wirklich gar nichts los und das Leben voll öde war, fiel uns das ständige Gestichel überhaupt noch auf.
    Chloe stieg aus, schlug die Wagentür zu und kam zu uns rüber. Sie sah wie immer toll aus: schwarze Hose, blaues Hemd, ein cooles Jackett, das ich noch nicht an ihr gesehen hatte. Ihre Mutter war Stewardess und ging leidenschaftlich gern zum Shopping   – eine tödliche Kombination, die dazu führte, dass Chloe ausschließlich die neuesten Klamotten aus den angesagtesten Boutiquen trug. Unsere kleine Trendsetterin.
    Sie strich sich die Haare hinter die Ohren. »Hi, ihr beiden. Wo steckt Lissa?«
    Ich deutete mit dem Kinn Richtung Kiosk. Lissa stand an der Theke und plauderte beim Bezahlen mit dem Kassierer. Wir sahen ihr entgegen, während sie ihm zum Abschied zuwinkte und zurück zu uns auf den Parkplatz kam, eine Tüte Smarties   – natürlich bereits geöff net   – in der Hand. »Wer will eins?«, rief sie und setzte, als sie Chloe sah, begeistert hinzu: »Hallo. Cooles Jackett!«
    »Danke.« Chloe strich mit den Fingern darüber. »Neu.«
    »Was für eine Überraschung«, lautete Jess’ sarkastischer Kommentar.
    »Ist das Diätcola?«, konterte Chloe mit kritischem Blick auf den Becher in Jess’ Hand.
    »Okay, okay, immer mit der Ruhe.« Wie ein Schiedsrichter hob und senkte ich meine Hand zwischen ihnen. Lissa reichte mir meine Cola light, extragroß. Ich nahm einen tiefen, genüsslichen Schluck. Köstlich. Das Getränk der Götter. Ehrlich. »Wie geht’s jetzt weiter?«, fragte ich.
    »Ich hole Adam um halb sieben bei
Double Burger
von der Arbeit ab.« Lissa schmiss noch ein paar Smarties ein. »Wir können uns ja später mit euch im
Bendo
oder wo auch immer treffen.«
    »Und was läuft heute im
Bendo
?« Chloe klimperte mit ihren Schlüsseln.
    »Keine Ahnung«, meinte Lissa. »Irgendeine Band tritt auf. Wir könnten auch auf diese Party gehen, die irgendwo in Arbors stattfindet. Außerdem hat Matthew Ridgefield ein Fass besorgt und gibt einen aus   ... ach ja, und Remy muss zwischendurch Jonathan abservieren.«
    Alle Augen richteten sich auf mich. »Nicht unbedingt in der Reihenfolge«, fügte ich Lissas Aufzählung hinzu.
    »Jonathan steht also auf der Abschussliste.« Belustigt nahm Chloe eine Zigarettenschachtel aus ihrer Jacketttasche und hielt sie mir hin. Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie hat aufgehört«, meinte Jess. »Schon vergessen?«
    »Sie hört ständig auf«, erwiderte Chloe, zündete ein Streichholz an, beugte sich zu der Flamme und schüttelte das Streichholz anschließend aus. »Was hat er angestellt, Remy? Dich versetzt? Oder   – noch schlimmer   – dir ewige Liebe geschworen?«
    Ich schüttelte bloß den Kopf. Ich wusste, was jetzt kam.
    Jess grinste. »Er hatte Klamotten an, die nicht zusammenpassen.«
    »Er hat in ihrem Auto geraucht«, sagte Chloe. »Das muss es sein.«
    »Oder vielleicht hat er beim Sprechen einen Grammatikfehler

Weitere Kostenlose Bücher