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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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fort war, verbannte Chloes Mutter das Teil aus ihrem sorgfältig gestylten Garten; es passte nicht zu ihren Marmorbänken und kunstvoll beschnittenen Hecken. Deswegen landete das Trampolin draußen auf dem flachen Land und moderte vergessen vor sich hin. Bis wir alt genug für den Führerschein waren, einen Rückzugsort brauchten und Chloe das Trampolin wieder einfiel.
    Bevor wir also abends ausgingen, hockten wir immer erst eine Zeit lang auf dem Trampolin, das mitten auf der Wiese stand, mit einem grandiosen Ausblick auf Himmel und Sterne. Es hatte seine Spannkraft noch nicht völlig verloren; jedenfalls reichte eine Bewegung, damit alle ins Schaukeln gerieten. Woran man tunlichst dachte, wenn man gerade beim Einschenken war.
    »Pass doch auf«, sagte Chloe genau aus dem Grund gerade zu Jess, denn ihre Hand wackelte bedenklich, während sie etwas Rum in meine Cola goss   – aus einem von diesen Minifläschchen, die man im Flugzeug kriegt und die Chloes Mutter regelmäßig mit nach Hause brachte. Ihre Spirituosensammlung sah aus, als stamme sie aus einem Zwergenhaushalt.
    »Immer schön locker bleiben.« Jess lehnte sich zurück, stützte sich auf ihren Handflächen ab und schlug die Beine übereinander.
    »So läuft es jedes Mal, wenn Lissa nicht hier ist«, grummelte Chloe und öffnete ein Fläschchen für sich selbst. »Dann ist echt Essig mit der Balance, das ganze Gleichgewicht gerät durcheinander.«
    »Lass gut sein, Chloe«, sagte ich, nahm einen Schluck von meiner aufgepeppten Cola und bot Jess auch davon an, allerdings nur aus Höflichkeit. Denn Jess trank nie, rauchte nie, war immer der Chauffeur. Sie hatte so lange Mutter für ihre Brüder gespielt, dass sie uns gegenüber automatisch in die gleiche Rolle verfiel.
    »Schöner Abend, was?«, sagte ich zu ihr. Sie nickte. »Schwer zu glauben, dass alles vorbei ist.«
    »Zum Glück!« Chloe wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Und nicht eine Sekunde zu früh.«
    »Darauf trinken wir.« Ich beugte mich vor, um meinen Colabecher prostend gegen ihr Minifläschchen zu stupsen. Und dann schwiegen wir, saßen einfach nur da. Alles war still bis auf die Grillen, die in den Bäumen um uns ihr Konzert begannen.
    »Trotzdem komisch«, meinte Chloe schließlich, »dass es sich gar nicht anders anfühlt.«
    »Was?«, fragte ich.
    »Alles«, antwortete sie. »Ich meine, wir haben so lange darauf gewartet. Die Schule ist endlich vorbei. Es ist etwas vollkommen Neues, aber alles fühlt sich genauso an wie vorher.«
    »Weil das Neue noch nicht angefangen hat.« Jess betrachtete den Himmel über uns. »Wenn der Sommer zu Ende geht, wird sich alles anders anfühlen. Denn dann beginnt das Neue.«
    Chloe fischte ein weiteres Fläschchen   – dieses Mal Gin   – aus ihrer Jacketttasche und schraubte den Deckel ab. »Die Warterei ist trotzdem ätzend.« Sie nahm einen Schluck Gin. »Ich meine, darauf zu warten, bis das Neue anfängt.«
    Auf der Straße hinter uns ertönte lautes Hupen, das allmählich wieder verklang, während das Auto vorbeifuhr. Das war das Schöne an unserem Treff: Man hörte alles, aber niemand sah einen.
    »Es ist bloß eine Zwischenperiode«, sagte ich. »Sie wird schneller vorüber sein, als du im Moment glaubst.«
    »Hoffentlich«, erwiderte Chloe.
    Ich stützte mich auf meine Ellbogen und legte den Kopf in den Nacken, um in den Himmel zu schauen. Er war rosa gefärbt, mit roten Streifen. Diese Tageszeit, der Übergang von Dämmerung zu Dunkelheit, war uns unendlich vertraut. Denn an diesem Ort warteten wir immer auf die Nacht. Ich spürte die Bewegung des Trampolins, das sich mit unseren Atemzügen hob und senkte, uns sanft, in winzigen Schüben, gen Himmel und wieder zurück schaukelte, während die Farben allmählich verblassten und schließlich, allmählich, die Sterne hervortraten.
     
    Als wir gegen neun beim
Bendo
eintrudelten, war ich angenehm beschwipst. Wir parkten und beäugten den Türsteher aus der Ferne.
    »Perfekt.« Ich klappte die Sichtblende herunter, um mein Make-up zu überprüfen. »Es ist Rodney.«
    »Wo ist mein Ausweis?« Chloe durchwühlte ihre Taschen. »Gerade hatte ich das Teil noch.«
    Ich drehte mich zu ihr um: »Vielleicht in deinem BH?« Sie kniff die Augen zusammen, griff sich kurz unters Hemd   – und zog ihren Ausweis hervor. Chloe benutzte ihren BH wie andere Menschen Taschen, steckte einfach alles hinein: Ausweis, Geld, Haarspangen. Und wie bei einem Taschenspielertrick zog sie das Zeug

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