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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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standen Lola und Talinga und lachten sich halb tot.
    »Wow«, meinte Dexter, als Amanda kess mit dem Hintern wackelte und ihre Hüften rotieren ließ. Diemissbilligenden Blicke eines ältlichen Ehepaares, das mit einem Sack Vogelfutter an ihr vorbeilief, kriegte sie vor lauter Ausgelassenheit gar nicht mit. »Ich arbeite anscheinend im falschen Laden.«
    »Ich muss zurück«, sagte ich.
    »Okay, aber vorher   ... hier. Der Hammer!« Er öffne te eine Schublade, holte einen Stapel glänzender Fotos heraus und breitete sie auf der Theke vor mir aus. »Die letzten   – und besten   – Exemplare für unsere Schandmauer. Schau sie dir eben noch an, okay?«
    Die Fotos waren wirklich mehr als daneben. Auf einem schmiss sich ein Typ mittleren Alters in Bodybuilder-Pose; sein Schwabbelbauch bedeckte fast das schnittige Badehöschen, das er immerhin anbehalten hatte. Auf einem anderen Bild stand ein Paar am Bug eines Schiffes; der Mann grinste von einem Ohr zum anderen und genoss die Fahrt offenbar in vollen Zügen, während die Frau grün im Gesicht war. Man wusste einfach, dass sie auf dem nächsten Bild über die Reling kotzen würde. Das Thema dieser exquisiten Kollektion war Peinlichkeit und Abartigkeit, ein Bild lächerlicher oder widerlicher als das nächste. Ich war so mit dem Foto eines Katers beschäftigt, der offenbar versuchte einen Iguana zu bespringen (war es denn zu fassen!?), dass ich das nächste Bild   – eine Frau in BH, Slip und Verführerpose   – beinahe gar nicht wahrgenommen hätte.
    »Echt krass«, sagte ich in puncto Kater plus Iguana. »Geht das nicht ein bisschen weit?«
    »Findest du?« Dexter zuckte belustigt die Achseln. »Jeder, wie er es mag, oder?«
    Dazu wollte ich gerade einen Kommentar abgeben, da wurde mir plötzlich etwas klar: Ich kannte die Frau.Sie hatte dunkle Haare und saß mit lasziv vorgewölbten Lippen am Fußende eines Bettes. Die Hände hatte sie auf die Hüften gelegt und sich gleichzeitig vorgebeugt, um ihre Brüste zu betonen. Aber was noch viel wichtiger war: Ich kannte das, was hinter ihr hing. Ein großer, hässlicher Wandteppich mit Szenen aus der Bibel. Direkt links über ihrem Kopf wurde gerade das Haupt von Johannes dem Täufer auf einem Silbertablett serviert.
    »Oh, mein Gott!« Das Foto war im Schlafzimmer meiner Mutter entstanden. Und die Frau auf dem Bett war Dons Sekretärin Patty. Ich überprüfte den Datumsstempel auf der Rückseite: vierzehnter August. Vergangenes Wochenende. Als ich bei Lissa übernachtet hatte und meine Mutter in Florida gewesen war. Wo sie beschloss, dass von nun an alles besser werden würde.
    »Ist echt mal was anderes, stimmt’s?« Dexter spähte über den Rand des Fotos in meiner Hand. »Ich wusste, das hier würde dir besonders gut gefallen.«
    Ich blickte auf und begriff schlagartig. Stempel drauf, alles unter Dach und Fach. Ja klar. Das war Dexters kleiner, aber feiner Racheplan; seine Methode, mir ein Messer in den Rücken zu rammen, wenn ich nicht aufpasste. Auf einmal war ich so wütend, dass ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Heiß und glutrot. »Du Arschloch!«
    »Bitte?« Er machte ganz große Augen.
    »Na, gefällt dir dein kleines Spielchen?« Ich warf mit dem Foto nach ihm, traf ihn an der Brust. Er trat einen Schritt zurück. »Du willst mir eins auswischen, was? Und hast dir so was ausgedacht?! Echt, Dexter, ich wollte die Sache zwischen uns fair und ehrlich klären. Hab versucht genau so eine Schlammschlacht zu vermeiden.«
    »Remy.« Er hob beschwichtigend die Hände. Lucas hatte mit Entwickeln aufgehört, seinen Stuhl zurückgeschoben und starrte mich entgeistert an. »Was redest du denn da?«
    »Ja natürlich, jetzt kapier ich. Das ganze Gelaber über Liebe, über Zusammengehören   ... und dann bringst du so was, nur um mir wehzutun. Und nicht bloß mir, sondern meiner ganzen Familie.«
    »Remy.« Er streckte die Hand aus, versuchte mich zu berühren, mich zu beruhigen. Aber ich riss mich so heftig los, dass meine Hand gegen die Kasse knallte. Vollkommen unkontrolliert. Alles. »Komm schon, was ist los, sag’s   ...«
    »Ach, fick dich doch ins Knie!«, schrie ich. Noch nie hatte meine Stimme so schrill geklungen.
    »Was hast du?«, brüllte er zurück. Bückte sich, hob das Foto auf, betrachtete es fassungslos. »Ich kapier dich nicht.«
    Aber ich stürzte bereits Richtung Tür. Hatte plötzlich nur noch ein einziges Bild im Kopf: meine Mutter, die mir auf einer Parfumwolke

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