Zu cool für dich
in meinen Wagen, startete den Motor und drehte die Klimaanlage bis zum Anschlag auf, damit es so schnell wie möglich kühl im Auto wurde. Dann hör te ich die Nachrichten auf meiner Mailbox ab. Eine von Chloe, die nach dem Plan für heute Abend fragte. Eine von Lissa, die schniefend behauptete, es gehe ihr gut, doch, wirklich. Sie ahnte wohl, dass mir ihr Gejammer langsam auf die Nerven ging. Schließlich mein Bruder Chris, der mich daran erinnerte, dass Jennifer Anne heute Abend für uns kochte, sechs Uhr, sei pünktlich.
Ärgerlich löschte ich die letzte Nachricht. Ich war immer pünktlich. Und das wusste er auch. Diese dämli che Ermahnung hatte ich nur Jennifer Annes konstanter Gehirnwäsche zu verdanken. Schließlich war ich diejenige gewesen, die ihn jeden Morgen weckte, als er mit dem Job bei der Werkstatt anfing. Sonst hätte er todsicher verpennt, obwohl er sich mindestens drei Wecker stellte und sie im ganzen Zimmer so verteilte, dass er aufstehen musste, um sie abzuwürgen. Aber es nützte nichts, er verschlief trotzdem. Ich sorgte dafür, dass er nicht zu spät kam, nicht gleich wieder gefeuert wurde,spätestens um halb neun aus der Tür war, für den Fall, dass er in einen Stau geriet, was fast immer –
Meine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, denn irgendetwas knallte gegen meine Windschutzscheibe. Nicht doll – eher ein Klatschen als ein Knallen. Ich zuckte trotzdem heftig zusammen. Als ich aufblickte, sah ich ein weiteres Ferienfoto von dem alten Pärchen am Strand. Das T-Shirt mit dem unsäglichen Golf-Spruch, das runzlige Lächeln. Das Foto wurde von einer Hand gegen die Scheibe gedrückt, so dass die beiden auf mich herunterstarrten.
Da kapierte ich schlagartig. Ich Idiot. Dass ich nicht eher darauf gekommen war!
Ich drückte auf den elektrischen Fensterheber, um die Scheibe auf der Fahrerseite runterzulassen. Neben meinem Außenspiegel stand Dexter. Er nahm die Hand von der Windschutzscheibe, das Foto rutschte runter und blieb hinterm Scheibenwischer stecken.
»Hallo.« Er trug ein weißes T-Shirt und darüber unverkennbar die typische grüne Uniform von dem Fotoexpress gegenüber,
Flash Camera
; der Name war in schwarzen Großbuchstaben auf die vordere Hemdtasche gestickt.
»Du verfolgst mich«, sagte ich.
»Wie? Gefallen dir die Fotos etwa nicht?«
»WILL GOLF FOR FOOD?! So was Bescheuertes.« Ich legte den Rückwärtsgang ein.
»Keine Musiker, keine Golfspieler«, zählte er auf. »Was noch? Löwenbändiger? Buchhalter?«
Ich sah ihn nur an und trat aufs Gaspedal. Er musste zur Seite springen, um seinen Fuß vor meinem Reifen in Sicherheit zu bringen.
»Warte mal.« Er legte eine Hand in mein geöffnetes Fenster. »Eine ernsthafte Frage: Kannst du mich eben wo hinfahren?« Ich wirkte wohl ziemlich ablehnend, denn er fügte schnell hinzu: »Die Band trifft sich in fünfzehn Minuten. Wir haben ein paar neue Regeln aufgestellt und Zuspätkommen wird jetzt streng bestraft. Ehrlich.«
»Ich bin auch schon spät dran«, erwiderte ich, was nicht stimmte. Aber war ich etwa ein Taxiunternehmen?
»Bitte.« Er ging in die Hocke, so dass er sich mit mir auf Augenhöhe befand. Dann hob er die andere Hand, in der er eine fettverschmierte Tüte von
Double Burger
hielt. »Ich gebe dir auch die Hälfte von meinen Pommes ab.«
»Nein, danke.« Ich drückte wieder auf den Schalter, um das Fenster zu schließen. »Außerdem ist Essen in meinem Auto verboten. Zuwiderhandlungen werden streng bestraft.«
Er lächelte über die Anspielung und kämpfte gegen die hochfahrende Fensterscheibe. »Ich bin auch ganz brav, versprochen.« Schon rannte er um die Motorhaube meines Autos herum, wobei er sich im Vorbeigehen das Foto von der Windschutzscheibe schnappte und in seine hintere Jeanstasche stopfte. Bevor ich mich versah, plumpste er auf den Beifahrersitz und machte es sich bequem, während die Wagentür hinter ihm zufiel.
Was hatte der Kerl bloß an sich? Widerstand schien vollkommen zwecklos zu sein. Aber vielleicht war ich auch nur zu erschöpft, um mich mit ihm rumzustreiten. Und es war definitiv zu heiß.
»Aber nur dieses eine Mal«, sagte ich mit meinerstrengsten Stimme. »Noch einmal nehme ich dich nicht mit. Und wenn du auch nur das kleinste Stück Pommes anfasst, fliegst du raus. Und zwar hochkantig. Bei voller Fahrt.«
»Sei ganz offen.« Er angelte nach dem Sicherheitsgurt. »Nur keine Rücksichtnahme, bitte.«
Ich ignorierte die Spitze und bog vom Parkplatz des Einkaufszentrums
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