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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Gott muss mit Ihnen gewesen sein, dass Sie überlebt haben.« Der Franzose lächelte.
    »Können Sie uns sagen, wohin man uns bringt? In welches Gefängnis? Meine Männer haben sich noch nicht ausreichend erholen können, Monsieur . Ein langer Fußmarsch würde uns weiter schwächen.«
    »Keine Sorge, Capitaine , Ihr Fußmarsch wird sehr kurz ausfallen. Ein Spaziergang, würde ich sagen.« Er lächelte wieder. »Hinunter zum Kai, Capitaine , und an Bord eines Schiffes.«
    Hayden war verwirrt. »Wohin wird man uns dann bringen? Mit einem Schiff?«
    »Nicht weit. Sie werden schon morgen oder übermorgen daheim sein.« Sein Lächeln war fast freundschaftlich. »Ich war in Paris und habe mich für Sie eingesetzt, Capitaine Hayden. Sobald ich meine Vorgesetzten davon überzeugt hatte, dass die Droits de l’Homme einen Konstruktionsfehler hatte – wir hätten die Stückpforten des untersten Batteriedecks nicht einmal bei einer Flaute öffnen können –, wurde ich von jeglicher Schuld freigesprochen und erhielt wieder meine alte Position. Danach setzte ich alles daran, die Herren zu überzeugen, dass wir noch sehr viel mehr Männer verloren hätten, wenn Sie und Ihre Crew nicht gewesen wären. Ich kann Ihnen noch mitteilen, dass man Mitgefühl mit Ihrem Bootsmann Franks hatte, da er aufgrund von Unachtsamkeit der französischen Matrosen ums Leben kam. Kurzum, man einigte sich im Ausschuss, Sie und Ihre Männer unverzüglich nach England zu bringen. Wir brauchten eine Weile, um das mit Ihrer Regierung abzusprechen, aber inzwischen haben wir die Erlaubnis, Sie auf einem Frachtschiff bis nach Portsmouth zu bringen. Auf der Rückfahrt wird unser Schiff von keinem der britischen Kreuzer belästigt werden. Ich denke, das ist eine noch nie da gewesene Bezeugung von Ehre auf beiden Seiten.«
    Hayden traute seinen eigenen Ohren nicht. »Träume ich, Capitaine Lacrosse? Das erscheint mir – so unwirklich.«
    »Aber es ist wahr, mein Freund, es ist ein fait accompli . Sie brauchen mich nur bis zum Kai zu begleiten, von wo aus Sie noch heute in See stechen werden.« Er wandte sich an einen der Offiziere in der Gruppe. »Hätten wir dann alles geregelt?«
    »Wenn Capitaine Hayden noch so freundlich wäre, diese Dokumente für die Berichte zu signieren?«
    »Macht es Ihnen etwas aus, Capitaine ?«, fragte Lacrosse mit einem Schmunzeln. »Bürokraten, Sie wissen ja, wie das ist.«
    Hayden setzte überall dort, wohin der Offizier zeigte, seine Unterschrift unter die französischen Zeilen und warf nur einen kurzen Blick auf den Text, weil er Lacrosse vertraute, dass er in keine unlauteren Machenschaften verstrickt würde – dafür war Lacrosse viel zu ehrenhaft.
    Schon bald stiegen sie hinunter zum Hafen, in Begleitung von einigen Wachen, die sich jedoch nicht mehr sonderlich um ihre Gefangenen zu kümmern schienen und sich freundlich und sogar redselig zeigten.
    »Sie sehen recht gut erholt aus, Capitaine «, stellte Hayden fest. »Wenn ich bedenke, was wir hinter uns haben.«
    »Offenbar bin ich mit einer guten körperlichen Verfassung gesegnet, Capitaine Hayden – ein nicht zu unterschätzender Vorteil in unserem Beruf. Ah, warten Sie.« Er deutete auf ein kleines Tor. »Wir wollen noch kurz hier verweilen.«
    Man führte sie vorbei an weiteren Wachen in eine Kaserne.
    »Ich dachte, Sie würden es alle begrüßen, ein Bad zu nehmen. Ihre Kleidung wird gewaschen und gebürstet und auf das Schiff gebracht. Der Kommandant der Zitadelle hat für alle neue Kleidung bereitgestellt.«
    Im Verlauf der letzten Tage hatte Hayden immer mal wieder von dem Luxus eines Bads geträumt. Denn die Strohlager in der Zelle waren voller Läuse, die die Männer bissen und plagten. So nahm ein jeder ein Bad und zogen die Kleidung an, die man für sie zurechtgelegt hatte: schlichte Hosen und Baumwollhemden. Dennoch, allein das Gefühl, saubere Kleidung am Leib zu tragen, sorgte für gute Stimmung unter den Männern. Sie fühlten sich so wohl wie seit Langem nicht mehr. Anschließend führte man sie zu einem langen Tisch und bot ihnen Essen an. Lacrosse setzte sich zu ihnen und schien seinen Spaß zu haben, wann immer er in die ungläubigen Mienen der Engländer blickte.
    »Verzeihung, Capitaine «, sagte er mit einem Schmunzeln. »Aber wenn Sie sehen könnten, wie Sie und Ihre Männer auf dem Tisch herumgucken – keiner von Ihren Leuten scheint seinen Augen zu trauen, die Wenigsten können ihr Glück fassen, wie?«
    »Nun, Capitaine , vergessen Sie

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