Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Gefechtslärm und unter feindlichem Beschuss ein Batteriedeck befehligte. Die jungen Burschen waren bleich und stumm wie Sargträger, aber sie hatten alle ihre Positionen eingenommen. Hayden ging davon aus, dass sie die Nerven behalten würden, sobald sie sahen, dass die erfahreneren Männer ringsum während des Gefechts einen kühlen Kopf bewahrten.
    Mr Hawthorne hatte den Burschen aufgetragen, die Eimer mit den Namen darauf mit aufs Batteriedeck zu bringen. Kurz darauf hingen die Pützen für alle sichtbar unter Deck, sehr zur Belustigung der Geschützmannschaften. Die jungen Gentlemen indes blickten kein bisschen fröhlicher drein. Daraufhin hatte Hayden Erbarmen mit den neuen Midshipmen und versicherte ihnen, sie könnten die Pützen getrost beiseiteschaffen, sie würden sie weder an diesem Tag noch in Zukunft benötigen.
    Hayden war zufrieden, nachdem er den Rundgang beendet hatte. Alles war in Ordnung und an Ort und Stelle. Nasse Laken hingen vor den Magazinen, und ein jeder schien zu wissen, was die Pflicht von ihm verlangte. Als Hayden an Deck zurückkehrte, sah er, dass die französische Flotte beidrehte.
    Hawthorne stand zwischen den Karronaden und behielt die feindlichen Schiffe im Auge. Hayden trat zu ihm. »Was haben die vor, Kapitän?«
    »Nun, sie bereiten sich auf das Gefecht vor, Mr Hawthorne. Der Admiral gibt seine Befehle zweifelsohne an seine Kapitäne weiter, denn Sie wissen ja, wenn das Gefecht einmal in vollem Gange ist, wird es äußerst schwierig, die Signalflaggen zu erkennen.«
    »Wird Lord Howe es auch so handhaben?«
    »Das würde mich überraschen. Der Plan Seiner Lordschaft dürfte einfach sein – der Feind wird aus kürzester Distanz angegriffen, mit einer Breitseite nach der anderen, bis der Gegner die Segel streicht.«
    Hawthorne lachte leise. »Uns Engländern mangelt es an Feinsinn, verglichen mit den Franzosen.«
    »Ja, da mögen Sie recht haben, Mr Hawthorne. Glücklicherweise ist der Krieg keine feinsinnige Kunst.« Beide blickten sie hinüber zu den Schiffen in der Ferne. »War das wirklich nötig, dass Sie die neuen Midshipmen mit ihren Pützen auf ihre Positionen schickten?«
    »Ich dachte, es würde die Jungs trösten, zu wissen, dass ihre Überreste nicht verloren gehen, sollten sie das Pech haben, von einer Kanonenkugel zur Hölle geschickt zu werden.«
    »Hm. Sie sahen so verängstigt aus, ich dachte schon, sie seien gelähmt. Ich ließ die Pützen entfernen und beiseiteräumen.«
    Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Hauptmanns aus. »Genau deshalb sind Sie Kapitän und nicht ich.«
    »Sie sind ein Kapitän, Mr Hawthorne – ein stellvertretender Hauptmann der Seesoldaten.«
    »Das bin ich, ja. Das muss ich vergessen haben, denn sonst hätte ich den armen Jungs nicht so übel mitgespielt. Ich hoffe doch sehr, dass sie ihre lieben Mütter wiedersehen werden.«
    »Das wünsche ich jedem von uns, Mr Hawthorne.«
    Hawthorne nickte. »Wie gefallen Ihnen unsere neuen Leutnants? Auf mich machen sie einen ordentlichen Eindruck.«
    »Wir werden sehr bald wissen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind, aber ich glaube nicht, dass sie uns enttäuschen werden. Und wie steht es mit Ihren Seesoldaten?«
    »Es ist nicht ein Mann darunter, der von der Marsplattform ein im Wasser treibendes Fass treffen würde.«
    »Dann können die feindlichen Fässer ja getrost aufatmen.«
    »Sie scherzen, Kapitän, aber wenn ein Enterkommando aus französischen Fässern über die Reling kommt, sind wir alle verloren.«
    Hayden musste lachen. Oft fragte er sich, ob Hawthorne sich verpflichtet fühlte, im Angesicht einer Schlacht zu Späßen aufgelegt zu sein. Längst war er für seinen Humor berühmt und wurde sowohl von den anderen Offizieren als auch von der Crew für seine Gelassenheit vor der Schlacht bewundert.
    »Sir, die Männer reden die ganze Zeit darüber, ob man uns nun in die Schlachtlinie aufnimmt oder nicht. Sollte das nicht der Fall sein, befürchten die Männer, vor Scham vergehen zu müssen. Wenn wir aber doch eingesetzt werden, so wird uns ein Schiff der Ersten Klasse mit seinen hundert Geschützen zur Hölle schicken.«
    »Beide Szenarien sind übertrieben, Mr Hawthorne. Weder das eine noch das andere wäre allerdings gut für die Crew. Natürlich wollen sie nicht von der Schlacht ausgeschlossen werden, aber ich behaupte, dass sie sich wünschen werden, irgendwo an Land zu sein, sobald die ersten Breitseiten abgefeuert werden.«
    »Und was erhoffen Sie sich, wenn ich fragen

Weitere Kostenlose Bücher