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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Feuerkraft unter Deck, die Hayden auf die Schnelle nicht abzuschätzen vermochte. Dagegen wirkte sein eigenes Schiff – auf das er vor Kurzem noch so stolz gewesen war – klein und schwach. Er wurde das Gefühl nicht los, dass man ihn mit Geringschätzung strafen würde, weil Lord Howe es nicht für gut befunden hatte, die Raisonnable in die Linienformation mit aufzunehmen – als sei dies Haydens Versagen. Andererseits: Wenn Howe die Raisonnable in die Schlachtformation mit aufnähme, hätte Hayden gewiss hohe Verluste zu beklagen oder würde sein Schiff verlieren. Weder das eine noch das andere Szenario war wünschenswert, wenn es nach ihm ging.
    Da er noch nie in einem Flottenverband gekämpft hatte, war er trotz aller Bedenken darauf bedacht, sich tapfer zu schlagen, falls sie in eine offene Seeschlacht verwickelt würden. In der Royal Navy kursierte manch eine Geschichte von Kommandanten, denen es nicht gelungen war, am Gefecht teilzunehmen – teils aufgrund eigener Fehlentscheidungen –, oder die viel zu spät eintrafen, weil sie plötzlich in eine Flaute geraten waren. Jene unrühmlichen Ereignisse klebten an den Kapitänen wie Pech und bedeuteten stets das Ende einer Karriere. Daher war Hayden fest entschlossen, es nicht so weit kommen zu lassen, sobald Lord Howe ihn in ein Gefecht einband. Hayden war sich indes auch bewusst, dass den Preis für diesen Stolz die Crew würde zahlen müssen, und dieser Gedanke beunruhigte ihn nachhaltig.
    Zwei Tage lang waren am Horizont keine Segel zu entdecken. Die Schiffe tauschten untereinander nur wenige Signale aus, und Hayden spürte eine wachsende Unruhe. Immer wieder setzte ihm der Gedanke zu, die französische Flotte könnte längst im Ärmelkanal sein, um die Invasion zu unterstützen. Und angesichts der letzten Nachrichten, die er Lord Howe überbracht hatte, fragte er sich einmal mehr, ob die Gedanken des Admirals nicht auch in dieselbe Richtung gingen.
    Doch am dritten Tag im Flottenverband meldete eine Fregatte voraus, es seien fremde Segel gesichtet worden. Zu Haydens großer Erleichterung kam der Raisonnable die Aufgabe zu, zu erkunden, um was für Schiffe es sich handeln mochte. Erneut erging der Befehl, auf Gefechtspositionen zu gehen. Unter vollen Segeln näherten sie sich der Fregatte, die weniger als eine Seemeile voraus fuhr.
    Schon bald waren Segel in der Ferne auszumachen, doch die Schiffe blieben noch unter der Kimm. Die schnelle Raisonnable schloss zu den beiden Fregatten auf, die weiter auf die fremden Segel zuhielten. Kurze Zeit später versuchten die Schiffe zu entkommen, mussten dann jedoch beidrehen. Schnell war klar, dass sie zu einem niederländischen Konvoi gehörten.
    Diese Information wurde mit Signalflaggen dem Flaggschiff übermittelt, und als der britische Flottenverband schließlich aufrückte, wurde der Befehl zum Beidrehen gegeben. Die Master von einigen der niederländischen Schiffe wurden an Bord der Raisonnable gebracht, ehe man sie von dort aus rasch zur Queen Charlotte ruderte. Obwohl Hayden die Herren begleitete, war es ihm nicht gestattet, an den Unterredungen in der Admiralskajüte teilzunehmen. Stattdessen verbrachte er die Zeit damit, sich an Deck mit zwei der Leutnants des Flaggschiffs zu unterhalten, von denen er einen aus alten Tagen kannte.
    Nach nicht einmal einer Stunde kamen die Master wieder an Deck, worauf Hayden die Herren zunächst mit auf sein Schiff nahm und dann zu den niederländischen Frachtern rudern ließ.
    Einer der Master betrachtete die britische Flotte aufmerksam und sagte schließlich zu Hayden, als sie an der Reling standen: »Ich denke, Sie verfügen über dieselbe Stärke wie die Franzosen, Kapitän, aber wir haben deren Verband nur aus der Ferne sehen können. Sie enterten einige unserer Schiffe, doch wir konnten entkommen.« Freimütig gab er Auskunft über die letzte Position der Franzosen, was für Hayden bedeutete, dass er fortan auf demselben Kenntnisstand war wie die Offiziere an Bord des Flaggschiffs.
    Die kurze, aber aufschlussreiche Unterredung mit dem Niederländer verlieh ihm neue Zuversicht, und daher wiederholte er die Nachricht in Gegenwart seiner Leutnants und Mr Barthe. An Bord begannen die Matrosen zu flüstern, der Franzose sei nicht mehr weit entfernt – es hieß, der Konvoi sei so reich beladen, dass jedem Mann an Bord ein üppiges Prisengeld winke. Hayden schritt nicht ein. Im Gegenteil, er ließ zu, dass sich Gerüchte dieser Art verbreiteten. Die Aussicht auf Prisengeld

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