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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Buggeschütze unterbrach die Unterredung. Der Master zuckte zusammen, fuhr dann aber fort: »Sie haben recht, dieser Wind hält an und macht uns eher noch schneller.«
    »Hoffen wir, dass Sie recht haben, Mr Barthe. Bergen wir also die Royalsegel, ehe sich dort oben alles im Rigg verheddert.«
    »Aye, Sir.«
    Während die Segeltrimmer aufenterten, richtete Hayden sein Augenmerk wieder auf die französische Flotte. Die Bellerophon hatte ein wenig aufgeholt und lag etwa dreihundert Yards leewärts von der Raisonnable entfernt. Sie begann ebenfalls, das hinterste Schiff der Kiellinie zu beschießen, mit einigem Erfolg. An achtern rückte die britische Flotte auf. Die schnittigeren Schiffe kamen bei dem auffrischenden Wind besser voran.
    Hayden warf einen Blick auf die Sonne und sah, dass sie sich langsam dem westlichen Horizont zuneigte. Tageslicht blieb ihnen nur noch für wenige Stunden, und daher erschien es ihm unwahrscheinlich, dass Lord Howe jetzt noch ein großes Seegefecht einleiten konnte. Das rief tiefe Enttäuschung in ihm hervor.
    »Mr Huxley?«
    »Sir?«
    »Sie haben das Kommando bei den Buggeschützen. Ich möchte, dass sie mit Kettenkugeln geladen werden, sobald wir näher heran sind. Wenn es uns gelingt, das Rigg des Franzosen zu beschädigen, wird er womöglich langsamer, sodass unsere Schiffe aufschließen können. Dadurch zwingen wir vielleicht die anderen gegnerischen Schiffe am Ende der Linie dazu, dem Franzosen dort beizustehen. Oder wir lösen die Révolutionnaire aus der Kiellinie.«
    »Aye, Sir, Kettenkugeln.«
    Hayden eilte zurück zum Quarterdeck, wo er auf Archer traf.
    »Sowie die Royalsegel geborgen sind, Mr Archer, gehen alle Segeltrimmer auf ihre Positionen. Wir werden versuchen, das hinterste Schiff zu bestreichen.«
    »Werden die Franzosen das nicht durchschauen und uns mit ihrer Breitseite empfangen, Sir?«
    »Ich denke, nicht, Mr Archer. Der Kapitän weiß, dass er nicht zurückfallen darf, denn ohne die eigene Flotte ist er verloren. Ich glaube, sie werden versuchen, den Kurs zu halten, auch auf die Gefahr hin, einiges einstecken zu müssen. Aber wir werden ja sehen.«
    Inzwischen erwiderte die Révolutionnaire das Feuer, doch sie konzentrierte sich dabei auf die Bellerophon, die zum einen das größere Ziel abgab und zum anderen im Augenblick gefährlicher war. Da die britischen Vierundsiebziger achteraus aufschlossen, wurde Haydens kleineres Schiff fast ganz ignoriert. Doch genau diesen Umstand wollte Hayden ausnutzen. Wenn sie noch näher an die Révolutionnaire herankämen, könnte es ihnen gelingen, an Deck schwere Schäden anzurichten und den Franzosen dadurch zu zwingen, weiter zurückzufallen. Dann würde es sich zeigen, ob der französische Admiral sein 110-Kanonen-Schiff retten oder als Prise aufgeben würde.
    Jubelrufe erschollen an Deck, als die Kreuzbramrah auf dem französischen Schiff plötzlich in einem Halbbogen nach Backbord absackte. Das Segel flatterte und riss an der Takelage, während die lose Spiere Wanten, Pardunen und Stage zerfetzte. »Waren wir das?«, wandte Hayden sich an seinen Ersten Leutnant.
    »Ich weiß es nicht, Sir, aber ich glaube, diesen Treffer dürfen wir für uns in Anspruch nehmen.«
    Als die Mannschaft an einer Karronade weiter vorn auf dem Quarterdeck in Lachen ausbrach, waren gleich der Bootsmann und sein Gehilfe mit Rohrstöcken zur Stelle. Archer trat dazwischen, notierte die Namen der Männer und schärfte ihnen ein, dass Schweigen an Deck von höchster Wichtigkeit war.
    »Was war da vorn los, Mr Bellamy?«, fragte Hayden den Bootsmann, als dieser zu ihm trat.
    »Ich weiß es nicht genau, Sir. Offenbar nur ein Scherz, nehme ich an. Aber die Jungs wissen eigentlich sehr genau, dass sie das Maul zu halten haben. Ich glaube nicht, dass sie nochmals auffallen werden, Kapitän.«
    Hayden wusste indes, das die rechte Dosis Humor oftmals dazu beitrug, die Spannung an Deck abzumildern, wann immer ein Schiff in Gefahr geriet. Aber eine Grundregel lautete nun einmal, dass an Deck Ruhe zu herrschen hatte. Jeder Befehl musste verstanden werden.
    Gould eilte über die Laufbrücke und tippte an seinen Hut, als er auf das Quarterdeck stieg. »Sir, Mr Huxley meldet, dass die Franzosen Männer mit Musketen auf dem Quarterdeck antreten lassen. Er glaubt, dass sie in die Mars geschickt werden, Sir.«
    Es war Sitte bei den Franzosen, Scharfschützen aufentern zu lassen, die den Auftrag hatten, die feindlichen Offiziere auf den Quarterdecks ins Visier zu

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