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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Sicht haben, um die Wirkung seiner Kanonen einschätzen zu können.
    Sekunden später erbebte das ganze Schiff bis in den Kiel, als die beiden Batteriedecks und die Karronaden auf dem Quarterdeck gezündet wurden. Flammenzungen stoben aus den Stückpforten, Rauchpilze quollen auf und waberten mit dem Wind Richtung Bug. Hayden war zufrieden, hatten die Geschütze doch ein Großteil des Riggs am Kreuzmast zerfetzt, sodass Wanttaue, Pardunen und Stage im Wind vor und zurück pendelten. Die Heckgalerie wurde teilweise zertrümmert, als die Geschosse über das Deck fegten.
    In der tiefen Stille, die folgte, befahl Archer das Schiff zurück auf den alten Kurs. Die Geitaue am gerefften Kreuzmarssegel wurden gelöst, worauf das Segel schneller fiel, als Hayden es je gesehen zu haben glaubte. Die Männer waren wie gebannt von der Feuerkraft ihrer Geschütze. Als er die Heckreling verließ, sah er, wie die Läufe gereinigt und die Kanonen geladen wurde. Binnen kürzester Zeit wurden sie erneut ausgerannt. Hayden hätte sogar ein zweites Mal feuern lassen können.
    Die Raisonnable schwenkte wieder auf ihren alten Kurs, und obwohl sie etwas an Fahrt verloren hatte, wurde es Haydens Crew nicht zum Nachteil, da die Révolutionnaire aufgrund des zerfetzten Kreuzmarssegels ebenfalls langsamer geworden war. Hayden beobachtete, wie die Matrosen auf dem gegnerischen Schiff die letzten Taue im Rigg kappten, um den Kreuzmast zu retten.
    Über das Wasser schallten die Jubelrufe der Bellerophon, die nun rasch aufschloss.
    Hayden hielt sich an der Reling fest, beugte sich vor und rief seinem Ersten Leutnant zu: »Mr Archer, wiederholen wir das Ganze, sobald sich uns die Gelegenheit bietet, erneut in Luvstellung zu gehen.«
    »Aye, Sir. Wir sind sehr viel luvgieriger als der Feind«, antwortete Archer, der vor Aufregung ganz rote Wangen hatte.
    »Dann gefällt Ihnen unser neues Schiff, Leutnant?«
    »Sehr sogar, Sir.«
    »Ich wünschte, Mr Landry wäre hier, um uns mit seiner hoch geschätzten Meinung zu erfreuen.«
    »Verzeihung, Sir, aber ich wäre nicht traurig, wenn ich diesen Mann nicht mehr zu Gesicht bekomme. Mir genügt es, zu sehen, dass er wieder einmal mit seiner Meinung falschlag.«
    Hayden musste lächeln. Der frühere Zweite Leutnant auf der Themis – ein Mann, den keiner der Offiziere an Bord hatte leiden können – hatte Hayden einmal in einem Gespräch auf wenig höfliche Weise klarzumachen versucht, die Vierundsechziger hätten schlechte Segeleigenschaften. Obwohl er wusste, dass Hayden – damals noch Erster Leutnant unter Hart – an Bord der Raisonnable gedient hatte.
    Nun drehte er sich um und betrachtete die Flotte, die sich achteraus näherte. Er fragte sich, ob eben jener Leutnant Landry an Bord eines dieser Schiffe diente. Nach Haydens Dafürhalten war ein Kommandant zu bedauern, der diesen Besserwisser als Leutnant unter sich hatte.
    Als er seine Aufmerksamkeit wieder der französischen Flotte widmete, sah er, dass auf einem der hinteren Schiffe Signalflaggen gehisst wurden – dieses Signal wurde von Schiff zu Schiff weitergegeben.
    Hayden hatte zwar einige Monate lang ein französisches Signalbuch besessen, aber natürlich hatte der Feind – ebenso wie die Briten – die Signale geändert, sodass man sie nicht anhand eines alten Buchs entziffern konnte. Dieses Signal jedoch war nicht schwer zu deuten, denn die hintersten Schiffe begannen, ihre Segel zu reffen, da sie die Révolutionnaire und einige kleinere Schiffe nicht zurücklassen wollten.
    Hayden schaute zur untergehenden Sonne. Noch blieb Zeit für ein ordentliches Gefecht, aber es müsste unverzüglich eingeleitet werden. Die Bellerophon feuerte weiterhin ihre Kanonen ab, und Haydens Geschützmannschaften am Bug taten es den Kameraden gleich. Da die R évolutionnaire inzwischen langsam geworden war, hatte die Bellerophon gute Chancen, jeden Augenblick ihre Breitseite abzufeuern. Zudem schlossen die Thunderer , die Marlborough und die Russell auf.
    »Mr Archer?«, rief Hayden über das Quarterdeck.
    »Sir?«
    »Ich denke, uns wird sich die Gelegenheit für eine zweite Breitseite bieten, doch danach müssen wir Platz machen für unsere Vierundsiebziger.«
    »Nun, niemand kann uns nachsagen, wir hätten unseren Beitrag nicht geleistet, Kapitän.«
    »Hoffen wir, dass es sich bewahrheitet.«
    Die Rudergänger mühten sich ab, das Schiff zu korrigieren, wann immer sich der Wind leicht drehte – Hayden war zwar insgesamt zufrieden, aber er vermisste Dryden

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