Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
am Steuerrad, den besten Steuermann an Bord der Themis – einmal abgesehen von Mr Barthe. Doch Swain tat sein Bestes und hatte seinen Kapitän noch nicht enttäuscht. Eine Hand am Steuerrad, stand Swain unter dem Vordach des Poopdecks und gab seinen Gehilfen leise Anweisungen. »Halbe Spake leewärts, Jungs. Lasst sie kommen.«
    Barthe, der unterdessen an der Reling des Niedergangs stand, suchte Haydens Blick und nickte zufrieden. Das Aufstechen beim Winde, also das Segeln dicht beim Winde, war eine Kunst, die nicht jeder Seemann beherrschte, wie Hayden gelernt hatte. Selbst wenn ein so ausgezeichneter Seemann wie Barthe in der Nähe war und dem Steuermann Anweisungen gab, bekamen die Rudergänger den Druck zu spüren, der auf dem Rad lastete. Gleichzeitig mussten sie den Wind auf der Wasseroberfläche beobachten und stets die Verklicker und die Segel im Auge behalten.
    Ehe die Bellerophon in der Lage war, ihre Breitseite abzufeuern, gelang es Haydens Crew, den Gegner erneut mit einer Salve zu bestreichen.
    »Das dürfte reichen für den Kreuzmast, Kapitän, möchte ich wetten!«, rief Barthe, als sich der Qualm verflüchtigte. »Der steht keine halbe Stunde mehr!«
    In diesem Moment eröffnete die Bellerophon das Feuer, doch auch die R évolutionnaire feuerte nun: drei Batteriedecks. Unmengen Rauch hüllten beide Schiffe ein, und als sich die dichtesten Schwaden auflösten, stellte Hayden fest, dass beide Schiffe stark beschädigt waren. Unkontrolliert flatterten Segel an Bord der Bellerophon . Stehendes wie laufendes Gut waren stark zerfetzt.
    Die Geschützmannschaften bekamen davon offenbar nicht viel mit, denn Hayden sah, wie die Kanonen erneut ausgerannt wurden. Und ehe der Franzose feuern konnte, hallte der Donner der nächsten Breitseite über das Wasser. Der Knall stach in den Ohren und schüchterte einige der jüngeren Crewmitglieder ein.
    Gould hastete die Leiter zum Poopdeck hinauf, tippte kurz an seinen Hut und meldete: »Signale für uns auf dem Schiff des Lord Admirals, Sir.«
    Hayden blickte sich nach der Queen Charlotte um. Tatsächlich, die Code-Zahl der Raisonnable flatterte im Wind.
    »Wir erhalten den Befehl, unseren Angriff abzubrechen, Sir«, berichtete Gould, ohne einen Blick in das Signalbuch werfen zu müssen.
    »Lassen Sie sich das Signal noch einmal von Mr Archer bestätigen, Mr Gould.« Hayden zweifelte keinen Moment daran, dass sein Midshipman sich irrte – Gould schien die gängigsten Signale auswendig zu kennen –, aber die Situation erforderte, sich abzusichern.
    Augenblicke später teilte Archer, das Signalbuch in Händen, seinem Kapitän mit, dass sie tatsächlich aufgefordert wurden, den Angriff abzubrechen.
    Barthe stieg auf das Poopdeck und stellte sich neben Hayden. »Wir hätten ohne Weiteres noch eine Breitseite abfeuern können, Sir, wenn nicht gar mehr.«
    »Da stimme ich Ihnen zu, Mr Barthe, aber ein 110-Kanonen-Schiff hat eine furchtbare Feuerkraft. Zu viel für nur einen Vierundsiebziger. Wir brauchen jetzt die anderen dieser Klasse. Ich bin mir sicher, dass der Admiral uns andere Pflichten zuweist – zumal wir schneller sind als jedes Schiff im Verband.«
    Insgeheim überlegte Hayden, ob es an seiner Unerfahrenheit in großen Gefechten liegen mochte, dass man ihn zurückbeordert hatte. Aber darüber wollte er natürlich nicht mit seinem Master sprechen. Barthes Gedanken indes, der die Navy seit Langem kannte, schienen in dieselbe Richtung zu gehen.
    Da sie sahen, dass die Thunderer unter vollen Segeln achteraus herankam, die Russell und die Marlborough in ihrem Kielwasser, gab Hayden den Befehl, den Kurs zu ändern. So gaben sie den Vierundsiebzigern genügend Raum, um keines der Schiffe bei ihren Manövern zu behindern.
    Archer kam in Rufweite zu seinem Kapitän. »Sollen wir zurück zur Linienformation und uns eingliedern, Sir?«
    »Das tun wir, sobald man es uns befiehlt, Mr Archer, aber bis dahin halten wir unsere Position hier, für den Fall, dass man unsere Hilfe benötigt. Mr Barthe, machen Sie alles bereit, um ein Schiff ins Schlepptau zu nehmen.«
    Während die entsprechenden Vorbereitungen getroffen wurden, glitt die Thunderer langsam an der Raisonnable vorbei. Der Kapitän nahm seinen Hut ab und deutete eine Verbeugung an, worauf Hayden den Gruß erwiderte.
    Derweil schaute sich Archer nach den Schiffen um, die ins Gefecht verwickelt waren oder unmittelbar vor dem Angriff standen. »Sehen Sie ein Schiff, das unsere Hilfe braucht, Kapitän?«
    »Noch nicht,

Weitere Kostenlose Bücher