Zu feindlichen Ufern - [3]
Patient kurz in der Koje auf, warf einen Blick in Haydens Richtung und sackte zurück.
»Bei allem Respekt dem Doktor gegenüber, ich bin sicher, dass es nicht mehr ist als eine Verstauchung«, versicherte Barthe ihm. »Bin einfach umgeknickt. Verdammt unaufmerksam von mir. Aber ich bin in einem Tag wieder auf den Beinen, Kapitän. Bis dahin wird der Doktor einen Stock für mich haben, den er bestimmt nicht mehr braucht, denke ich.«
»Das werden Sie schön bleiben lassen«, sagte Griffiths, richtete sich zwischen den Decksbalken zu seiner vollen Größe auf und bedachte den Master mit einem unwirschen Blick. »Wenn der Knöchel gebrochen ist, machen Sie alles nur noch schlimmer, womöglich viel schlimmer. Nein, Sie werden für ein paar Tage nicht herumgehen können.«
»Aber Doktor«, protestierte der Master, und die Röte schoss ihm ins Gesicht, »wir werden von französischen Kreuzern verfolgt. Der Kapitän braucht mich.«
»Sie können ihn genauso gut von einem Stuhl aus unterstützen, Mr Barthe«, betonte der Doktor. »Aber Sie können unmöglich wie gewöhnlich an Deck auf und ab gehen. Sonst muss ich Sie zwingen, in einer Koje auszuharren.«
»Sir …« Barthe warf einen flehenden Blick in Haydens Richtung.
»Sie würden mir einen großen Dienst erweisen, Mr Barthe, wenn Sie Drydens Navigation begleiten würden – und das können Sie im Sitzen tun. All Ihre Pflichten an Deck kann Dryden vorübergehend übernehmen, und falls er nicht an Deck sein kann, werden Mr Franks oder meine Leutnants einspringen. Machen Sie keinen Schritt, wenn die Verstauchung noch nicht ausgeheilt ist. Ich habe schon einen Bootsmann, der hinkt. Da kann ich nicht noch einen hinkenden Master gebrauchen. Im Augenblick haben wir ausreichend Seeraum und kennen unsere Position. Daher denke ich, dass Sie hier noch in der Obhut des Doktors bleiben können, bis wir auf Ihre Hilfe angewiesen sind oder der Doktor Sie wieder für einsatzfähig befindet. Bis dahin werden Sie am Navigationstisch sitzen. Das ist ein Befehl, Mr Barthe, keine Bitte.«
»Aye, Sir. Aber ich müsste an Deck sein, wenn Franks die Wanten spannt. Er neigt dazu, die Taue zu stark anzuziehen, Sir.«
»Darum kümmere ich mich schon, Mr Barthe. Darauf können Sie sich verlassen.«
Hayden sprach noch kurz mit den Männern im Lazarett und gab dann dem Schiffsarzt mit einer Kopfbewegung zu verstehen, ihm zu folgen. Sie gingen ein paar Schritte, um sich ungestört unterhalten zu können.
»Was denken Sie, ist der Knöchel gebrochen?«, erkundigte sich Hayden.
»Das kann ich nicht sagen. Mr Barthe ist ein korpulenter Mann und hat im Verhältnis zum Körpergewicht eher zierliche Fesseln und kleine Füße. Es kann schon sein, dass etwas gebrochen ist, doch ich vermute, dass es sich um eine Verstauchung handelt. Ich weiß mehr, sobald die Schwellung zurückgegangen ist. Sie müssen darauf achten, dass er ein paar Tage den Fuß nicht belastet. Wenn der Fuß gebrochen ist, kann es zu Komplikationen kommen, die er sich sicher nicht wünscht. Es gibt da ein paar Knochen im Fuß, die schlecht wieder zusammenwachsen – die Gründe dafür sind unklar –, aber ich glaube, diese Komplikationen sind zu erwarten, wenn man einen geschwollenen Fuß nicht schont.« Der Doktor sah Hayden an, sein Blick war forschend. »Brauchen Sie ihn?«
»Dryden ist sehr kompetent, aber es könnte sein, dass wir einige Inseln umsegeln müssen oder gezwungen sind, zwischen Inseln vor der französischen Küste zu navigieren. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Schon ein einziger kleiner Fehler könnte uns allen das Leben kosten. Ja, ich brauche ihn. Nicht sofort, aber in absehbarer Zeit.«
»Ich kümmere mich um ihn und schicke ihn wieder an Deck, sobald ich es für angemessen halte.«
»Ich danke Ihnen, Doktor. Ich bin Master und Commander, und daher werde ich, falls nötig, beide Pflichten übernehmen müssen.«
»Und dafür sind Sie bestens ausgebildet, da bin ich mir sicher.«
»Mag sein, doch ich möchte behaupten, dass Mr Barthe der bessere Navigator von uns beiden ist. Als sich seine Träume, Leutnant zu werden, nicht verwirklichen ließen, bekam die Navy einen exzellenten Master.«
»Ich fürchte nur, dass Mr Barthe das nicht so sieht.«
»Da haben Sie gewiss recht. Ich schaue später noch einmal nach ihm, sofern es mir möglich ist.«
Hayden erklomm langsam die Leiter, die zum Hauptdeck führte, und ging sofort zur Reling. Leewärts brach unvermutet die Sonne durch die Wolkenschichten und
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