Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Kameras?« Lachend ergriff sie einen Riemen. »Ich denke immer noch an dich, wenn ich eine Kamera sehe.«
Versuchte sie, ihn zu vernichten? Ihr feuerrotes Haar lag heute offen auf den Schultern. Sie hatte Lipgloss aufgetragen, war darüber hinaus jedoch ungeschminkt. An einem Finger hatte sie ein Pflaster, am Daumen trug sie einen Silberring; und saß da wie eine komplizierte Mischung aus ungezogenem Mädchen und Urbild von sexy Frau.
Sein Geist wusste nicht, wie er reagieren sollte, sein Körper wusste es dagegen genau. Trotzdem bereitete es ihm ein merkwürdiges Gefühl, sie anzuschauen, den einzigen Lichtblick in seiner beschissenen Kindheit, den einzigen Grund, warum er überhaupt die Schule abgeschlossen hatte, die erste Frau, die je einen Teil seines Herzen geliebt hatte.
Und dann gebrochen hatte.
Verdammt. Wenn das kein Stimmungskiller war, dann aber der Umstand, dass er sie zum Niederknien schön und begehrenswert fand. Offensichtlich würde sich daran nie etwas ändern. »Sag mir einfach, warum du hier bist.«
»Ist es so schlimm, mich zu sehen?«
»Ich habe in zehn Minuten eine Besprechung, und mein Chef macht mir deswegen schon jetzt die Hölle heiß.«
»Oh, das tut mir leid.« Sie stand auf. »Machst du immer noch die Atemübungen zum Stressabbau, die ich dir gezeigt habe? Weil ich nämlich vielleicht …«
»Summer.«
Sie lachte leise. »Du hast recht.« Sie nickte; aber offenbar kam sie sich selbst etwas albern vor. »Wir wollen uns ja nicht mehr gegenseitig auf die Pelle rücken, oder?« Als sie rückwärts zur Tür ging, blitzte ihr unglaublich aufregender Bauchnabelring auf. Aber nicht das haute ihn um. Sondern ihre tief besorgte Miene.
Verdammt. Verdammt. »Summer …«
»Ich hab’s verstanden. Du hast zu tun.« Sie lächelte etwas verlegen. »Ich wollte mich nicht aufdrängen.« Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
»Warte, Red …«
Als sie ihren alten Kosenamen hörte, blickte sie ihn verdutzt an.
»Ich habe eine Minute Zeit.«
»Oder zehn.« Ihr Lächeln erlosch. »Also gut. Entschuldige, dass ich dich gestört habe; aber es dreht sich um meine Mutter. Es geht ihr nicht gut. Der Brand hat ihr arg zugesetzt.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Sie hat mich um Hilfe gebeten.« Summer hatte das offenbar völlig umgehauen. »Mich!« Sie hob die Hände. »Ich habe vor, den ganzen Papierkram für sie zu erledigen.«
»Da wirst du eine Menge zu tun haben.«
»Ja.«
In ihrem Ton lag etwas zutiefst Beunruhigendes. Weil er allein die Geister kannte, mit denen sie sich in Ocean Beach konfrontiert sah, fragte er sich, wie lange sie es wohl überhaupt noch aushielt, hier zu sein. »Die Rückkehr hierher hat dich offensichtlich nicht glücklich gemacht.«
Er hatte nicht etwas so Persönliches sagen wollen, und sie wirkte nicht weniger verwundert als er. »Vermutlich nicht«, gab sie zu und ging im Zimmer auf und ab. »Ich wäre lieber auf einem Berg. Auf einem Fluss. Überall anders.«
»Warum eigentlich?«
Sie hob die Schultern, sah ihn aber nicht an, jetzt, da sie über sie sprachen. »Keine Ahnung. Es ist so eng hier. Überfüllt. Es ist nicht dasselbe.«
Na, das war ja mal was Neues.
Sie drehte sich zu ihm um. »Onkel Bill möchte, dass Mutter und Tina sich die Schäden im Lagerhaus ansehen dürfen, aber es ist ihnen noch immer untersagt.«
»Ich kann sie reinlassen, aber nachdem sie sich umgeschaut haben, muss das Lagerhaus wieder abgesperrt werden. Eine Sicherheitsmaßnahme.«
Summer ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. »Und?«
»Und … was?«
»Ihr ermittelt.«
»Das ist üblich.«
»Ja, aber glaubst du, es war Brandstiftung?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Und warum nicht?«
»Weil so etwas seine Zeit braucht«, entgegnete er. »Du weißt, wir haben einen Brandbeschleuniger gefunden.«
»Ja, Benzin. Aber das ist doch verrückt.«
»Genau. Deshalb haben wir ja Verdacht geschöpft.«
Das war offensichtlich nicht die Antwort, mit der sie gerechnet hatte. Wieder stand sie auf. »Welche Gründe könnte es für Brandstiftung geben?«
»Versicherungsbetrug, Vergeltung, Erpressung …« Er unterbrach sich, als er ihre entsetzte Miene sah.
»Du denkst, dass meine Mutter und Tante …«
»Nein, keinesfalls. Ich glaube erst dann etwas, wenn mir die Indizien sagen, was passiert ist. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, es kann ein Unfall gewesen sein oder auch nicht. Angestellte, Bekannte, der Stadtstreicher …« Sie zeigte noch immer ein
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