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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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vergäße?
    Und die Bücher, die ich verbrannt habe - o Welid, was hattest du angestellt? Nie wären sie vernichtet, nur für eine Zeit ausgesondert worden, wenn nicht Jachja ben Jezid, der weltfremde Tor, mich dazu gezwungen hätte. Was hattest du ihm denn überhaupt gesagt?
    Ach (was, antworte nicht, ich will es nicht mehr wissen. Ich will endlich einmal auch etwas vergessen! Für jedes Buch, das damals ins Feuer flog, habe ich zwei neue abschreiben lassen. Die Wahrheit, die Wahrheit! Schau meine Wahrheit: Blühende Gärten, wohlbestellte Felder, Brücken über Flüsse geschlagen, Straßen gebaut, sodass Handel und Wandel gedeihen, Moscheen und Schulen errichtet, Dichter, Gelehrte, Baumeister und Handwerker herangeholt von weither, die Künste gefördert, den Armen und Geringen zu Gerechtigkeit verholfen, eine Armee geschaffen, wie sie kein Kalif vor mir jemals besessen hat, und mit ihr die Feinde des Glaubens bedrängt, dass sie vor meinem bloßen Namen zittern. Seit Jahren hat kein Ungläubiger in feindlicher Absicht die Grenzen unseres Landes übertreten! Ach, ich bin es satt, meine Taten aufzuzählen - geh und lasse sie dir von ändern berichten.«
    Al-Manßur sank in sich zusammen und sah müde und verfallen aus. ›Wieder ein anderes Gesicht‹, dachte Welid erschrocken.
    Doch plötzlich sprang der Großwesir von seinem Sitz auf.
    »Ich habe meinen Preis gezahlt für alles, was ich gewonnen habe.
    In jede Fährnis hab ich mich ergeben,
    für alle Siege setzt ich ein mein Leben,
    der einzig treue Freund, den je ich fand,
    ist dieses Schwert in meiner rechten Hand ...«
    Er hielt inne. Die Verse waren ihm aus der Seele gequollen, ohne dass er es beabsichtigt hatte. Er setzte sie nicht fort.
    »Der Preis war zu niedrig«, sagte er. »Es wird ein höherer gefordert. Diese Gärten werden verwüstet werden, diese Paläste in Flammen aufgehn. Der Himmel wird sich röten über unserer Stadt, er wird leuchten wie ein Abglanz der Hölle. Wüsste ich nur, durch wen das geschieht!«
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten.
    »Ich kann es nicht abwenden. Umsonst habe ich meine Seele mit Todsünden beladen. Ich kann es nicht abwenden!
    Aber dem Brand der Hölle werde ich trotzdem entgehen! Ich habe den Koran abgeschrieben mit eigener Hand. Auf ihn soll man mein Haupt betten. Meine Töchter haben mir das Leichenhemd gewebt aus dem Flachs, der in Thorosch gewachsen ist. Es ist nicht befleckt von unrecht erworbenem Gut. In ihm soll man mich begraben. Der Staub, der sich mir auf Kleider und Gesicht gelegt hat in jedem der Heiligen Kriege, die ich führte, habe ich in einem Kästchen gesammelt. Das soll man mir in den Sarg legen, wenn ich gefallen bin.
    Du kannst dir doch wohl denken, Welid, warum ich niemals einen Feldzug gegen meine Feinde in Mauretanien selber angeführt habe. Auf Allahs Wegen muss ich ums Leben kommen. Ein Christ muss mir die Todeswunde schlagen, und dazu wird sich ja wohl endlich einer bereitfinden!«
    »Und welchen Tod hast du mir zugedacht, al-Manßur?«
    »Keinen. Oder glaubst du, dass ich mich eines Menschen entledige, der mir nicht gefährlich werden kann?
    Wenn du willst, magst du dich in die Moschee setzen und Knaben unterrichten. Aber geh erst zu Romeileh. Sie wartet seit zehn Jahren auf dich.«

    Noch zweiundzwanzig Feldzüge führte al-Manßur gegen die Ungläubigen, je einen im Frühjahr und einen im Herbst. Er nahm ihre Burgen ein, zerstörte ihre Kirchen, ließ die Glocken von ihren Türmen holen und sie den Kriegsgefangenen, die in die Sklaverei getrieben wurden, auf die Schultern laden. Seinen Tod fand er nicht dabei.
    Der Tod ereilte ihn auf dem Krankenbett.
    Auch sein letzter Kriegszug war siegreich verlaufen, aber auf dem Heimweg konnte er nicht mehr zu Pferde sitzen und musste in einer Sänfte getragen werden. So erreichte er nach vierzehn Tagen die Grenzfeste Medinaceli, und sein Sohn Abdelmelik, den ein reitender Bote herbeigeholt hatte, erschrak vor der Blässe und Hagerkeit seines Gesichts.
    »Kehre sofort in die Hauptstadt zurück, übernimm die Regierung, unterdrücke jede Erhebung im Keim!«
    Der Sohn versprach es.
    Dreimal noch rief ihn al-Manßur zurück, um seinen Rat zu wiederholen. Seine letzten Worte konnte er nur noch lallen: »In die Hauptstadt. Die Regierung. Im Keim.«
    Als er gestorben war, setzten ihm seine Bewunderer einen Stein auf das Grab, auf dem zu lesen stand:
    »Hier ruht Abu Amir Muhammad ben Abdallah, der durch Allahs Hilfe Siegreiche. Die Spuren, die sein

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