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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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Allgegenwärtigkeit versenke aus Liebe zu dir, so tue mit mir, was du willst!
    Das waren Worte eines Sufis, die Welid einmal irgendwo gehört und nicht verstanden hatte. Wie Samenkörner waren sie ihm ins Herz gefallen. Nun blühten sie auf.

    »Al-Manßur ist nicht in seinem Palast. Er wird auch schwerlich vor Abend zurück sein. Er macht seinen Rundgang bei den Schülern und Lehrern. Willst du warten oder wiederkommen?«
    Einen Augenblick überlegte Welid, was er antworten sollte. Dann sagte er: »Wiederkommen.« Und das Tor des Palastes schloss sich vor ihm.
    Er ging durch die Straßen der neu errichteten Stadt. Der Hauptmann hatte nicht zu viel versprochen. Die prachtvollsten Gebäude standen inmitten ihrer Gärten, es war, obschon Herbst, eine Farbenpracht bei den Rosen und Astern, ein Grünen und Blühen, wie man es im Norden selbst im Sommer nicht findet. Und die Baumeister hatten mit Säulen, Arkaden, hochgewölbten Toren, ebenso wenig gespart wie die Steinmetzen mit Gitterwerk und Verzierungen aller Art und die Dachdecker mit kupfernen Kuppeln.
    Auch an einer Moschee kam Welid vorüber. Sie war nicht sehr groß, aber untadlig in ihren Maßen, mit mehreren Hallen, in denen je ein Lehrer mit seinen Schülern saß. Welid trat ein und blieb an der Türe stehn. Kein Kopf drehte sich nach ihm um.
    Da fiel sein Blick auf einen Mann, der nicht mit den ändern auf der Matte saß, sondern aufrecht an einer Säule gelehnt stand. Es war der, den er suchte. Auch nach ihm wandte kein Schüler den Kopf, die Fragen gingen von den Lehrern aus, die Antworten kamen von den Knaben, nur wenn sie ausblieben, sprach al-Manßur ein Wort der Aufmunterung oder Ermahnung. Endlich legte er einem der Schüler die Hand auf die Schulter, sagte ein lobendes Wort und schritt von dieser Gruppe zur nächsten. Sein ganzes Wesen strahlte Güte und Väterlichkeit aus, keiner hätte es für möglich gehalten, dass dies ein Mann war, der vor Kurzem dem eigenen Sohn das Todesurteil gesprochen hatte.
    ›Ist das Verstellung?‹ dachte Welid. ›Selbstbeherrschung? Gespaltensein? Ist der Mensch kein einheitliches Wesen? Hat er zwei Naturen in sich oder gar drei? Kann er nach außen kehren, welche er will?‹
    Du aber, Allah, siehst ihn so, wie er wirklich ist. Vor dir kann er sich weder wandeln noch verstecken. Preis dir, du in alle Tiefen Blickenden, in Ewigkeit!
    Beim Weiterschreiten musste al-Manßur an Welid vorbeigehn. Der Heimgekehrte stand im Halbschatten einer Nische und rührte sich nicht. Trotzdem bemerkte ihn der Großwesir, verlangsamte den Schritt und sah ihm scharf in die Augen. Plötzlich überzog ein Lächeln des Erkennens sein Gesicht, das er nicht unterdrücken konnte (vielleicht auch gar nicht wollte), und er sagte: »Was führt dich hierher, Welid?«
    War das möglich?Nach so langer Trennung ein Menschengesicht wiederzuerkennen, trotz all der Veränderung, die Mühsal und Anstrengung in die Züge eingezeichnet haben? Es wiederzuerkennen, ohne dass man auf eine Begegnung gefasst war? Welid fand nicht so schnell eine Antwort, und al-Manßur fuhr fort; »Schon gut. Warte ein wenig. Ich will nur noch einmal die ändern Reihen durchgehn.«

    Dann war es soweit. Al-Manßur führte Welid durch seine Stadt. Zeigte ihm diesen Palast und jenen. »Hier wohnt Jussuf ben Chalid. Und hier Ibn Motarrif. Alle sind sie mir nachgezogen. Die Stadt des Kalifen ist leer.«
    Dann führte er ihn in seine eigenen Gärten. »Im Frühjahr solltest du sie sehen. Wenn die Granatäpfel blühen, der Jasmin, der Oleander. Selbst die Gärten Obeidallahs waren nicht schöner.«
    »Waren?«
    »Ja, er ist tot. Und das Unkraut überwuchert seine Beete.«
    Sie kamen an einen kleinen Pavillon. Zwölf Marmorsäulen trugen ein Kupferdach. In der Mitte eine einer Muschel nachgebildete Porphyrschale, in die das Wasser aus einer Röhre floss.
    Al-Manßur setzte sich auf den Brunnenrand.
    »Und nun sage mir, Welid, was du mir bringst.«
    »Den Abschiedsgruß deines Sohnes Abdallah.«
    »Abdallah war nicht mein, sondern dein Sohn!«
    Wie von einer Viper gebissen fuhr Welid zusammen, sprang im nächsten Augenblick auf al-Manßur zu und packte ihn an der Schulter.
    »Du Ungeheuer!« schrie er. »Meinst du, weil du dich nicht scheutest, Ehebruch zu begehen, müsste auch jeder andere zu einer solchen Schändlichkeit fähig sein? Deshalb hast du die arme Hind verstoßen? Deshalb den unglücklichen Abdallah durch Hintansetzung zur Auflehnung getrieben und schließlich ermorden

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