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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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einfach eine Augenweide, wenn sie mit halb geschlossenen Augen redete. Das T-Shirt war hochgerutscht und gab den Blick auf ihren flachen Bauch frei. Ihre Haut war weich und ohne jeden Makel, das Heben und Senken ihrer Brüste hatte etwas Hypnotisches. Vergiss den Alkohol - ein Mann konnte allein von ihrem Anblick trunken werden.
    »Noch etwas Champagner?«, fragte sie.
    »Hör nicht auf zu sprechen. Bitte!«
    Ihren Vater hatte sie nie gekannt. Die Mutter war nach einer alkoholseligen Teenagerparty schwanger geworden und brachte ihre Tochter eine Woche nach ihrem fünfzehnten Geburtstag zur Welt; die Großeltern setzten sie sofort vor die Tür, als sie erfuhren, dass sie ein Kind erwartete. Die Mutter tat ihr Bestes, um das Baby großzuziehen; zwar trank sie, nahm Drogen und lag in der Beurteilung ihrer Männerbekanntschaften so gut wie immer daneben, aber sie war intelligent und liebte es, ihrer kleinen Tochter vor dem Einschlafen vorzulesen. Ihre Begeisterung für Geschichten verdankte Cassie diesen kostbaren Stunden der Gemeinsamkeit. In der Schule wurde sie jedoch häufig von den anderen Kindern gehänselt, weil es Gerüchte gab, dass ihre Mutter für Geld mit alten Knackern vögelte.
    »Ich habe nie an den Klatsch geglaubt, bis zu dem Tag, als die Polizei in die Schule kam und mir mitteilte, meine Mutter sei tot. Einer der alten Knacker hatte ihr die Kehle mit einem Küchenmesser durchgeschnitten.«
    »Himmel«, hauchte Marc.
    »Ich habe mich geweigert, ihnen zu glauben, und schrie so lange, bis ich ihre Leiche sehen durfte. Zwar hatten sie ihr Bestes getan, die Verletzungen zu verbergen, aber ...«
    »Das muss ja ...«
    »Danach habe ich jede Nacht von diesem Anblick geträumt«, unterbrach sie ihn. »Immer wieder sah ich das Blut, das aus ihrer Halsschlagader spritzte.«
    »Es ist ...«
    »Ihr Mörder war ein Nachbar und außerdem ein Kunde. Er stank nach Schweiß und Zigaretten. Mutter wollte, dass ich ihn Onkel Bob nenne, aber das habe ich nie getan. Er stellte das Ganze als Unglücksfall dar und gab zu Protokoll, dass Mutter ihn mit dem Messer bedroht habe, als sie auf Heroin war und er ihr sagte, dass er zu seiner Frau zurückkehren wolle. Er behauptete, er habe versucht, ihr das Messer zu entreißen, und dabei sei es zu diesem furchtbaren Unfall gekommen. Er weinte sogar auf der Anklagebank und sagte, er habe meine Mutter geliebt und könne sich ihren Tod nicht verzeihen. Elender Lügner! Er wurde zu neun Jahren verurteilt, starb aber innerhalb von sechs Monaten an einem Herzinfarkt. Er hat wirklich nicht genug gelitten für das, was er uns angetan hat.«
    »Ich kann verstehen, wie du dich fühlst«, sagte Marc.
    »Glaubst du? Glaubst du das wirklich, Marc?« Sie schüttelte den Kopf. »Liebe und Schmerz - wo hört das eine auf, und wo beginnt das andere? Ich war so verwirrt, dass ich seither jede Beziehung beendete, ehe sie richtig losging. Ich wollte Liebe geben, aber es lief immer darauf hinaus, dass ich anderen Menschen wehtat.«
    »Sei doch nicht so hart gegen dich selbst«, murmelte er.
    Sie lächelte zurückhaltend. »Du trinkst ja gar nichts, Marc.«
    »Ist doch in Ordnung.«
    »Gib mir dein Glas!« Sie streckte die Hand zum Tisch aus. Ihre freundliche Beharrlichkeit erinnerte ihn an eine Krankenschwester, die einem widerstrebenden Patienten Medizin einflößt. »Ich gehe kurz in die Küche und hole dir noch einen Schluck.«
    Hannahs Telefon klingelte, als sie gerade in ihren Lexus einstieg. Auf dem Display blinkte Daniels Nummer.
    »Entschuldigen Sie. Ich will wirklich nicht den Eindruck erwecken, ich würde Ihnen nachstellen.«
    Ich wünschte, das würdest du.
    Eine Polizeibeamtin sollte sich eigentlich nicht so leicht aus der Bahn werfen lassen, aber manchmal war Hannah geradezu schockiert von dem Zeug, das in ihrem Unterbewusstsein herumschwirrte. Wahrscheinlich ein gefundenes Fressen für jeden Seelenklempner.
    »Kein Problem, Daniel.«
    »Alles in Ordnung? Sie klingen so abwesend.«
    »Wir befinden uns sozusagen im Endspiel.«
    »Dann wissen Sie also, wem das Auto gehört?«
    »Welches Auto?«
    »Ich habe Nachrichten gehört, kurz nachdem Louise und ich heimkamen. Es hieß, dass die Polizei im Zusammenhang mit Stuart Waggs Tod nach einem kleinen violetten Auto sucht.«
    »Zumindest um bestimmte Verdachtsmomente ausschließen zu können. Ein Landarbeiter hat das versteckte Fahrzeug zur Tatzeit in der Nähe von Crag Gill gesehen.«
    »Mag ja sein, dass es nur ein Zufall ist, aber raten Sie mal,

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