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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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wen ich diese Woche in einem kleinen violetten Wagen gesehen habe?«
    »Sagen Sie es mir!«
    Er konnte sich eine theatralische Pause nicht verkneifen, um es spannender zu machen.
    »Unseren lieben Freund Arlo Denstone. Er parkte das Auto im Tal, als er mich in Tarn Cottage besuchte, um über meine Rede zu sprechen.«
    Hannah trommelte nervös mit den Fingern auf das Lenkrad, während sie die Information erst einmal sacken ließ.
    »War das an dem Morgen, als Louise Stuart Wagg verlassen hat?«
    »Richtig.«
    »Wozu brauchte er Ihre Rede, wenn er nicht einmal die Druckerei bezahlt hat?«
    »Gute Frage. Wie würden Sie antworten?«
    »Vielleicht gab es einen anderen Grund, Sie zu besuchen.«
    »Ausgezeichnet.« Sie fühlte sich wie eine seiner Studentinnen damals in Oxford. Beneidenswerte Leute! »Und welchen?«
    »Hat Arlo Ihnen gesagt, wohin er nach seinem Besuch in Brackdale wollte?«
    »Wieder ins Büro. Er behauptete, er habe wahnsinnig viel zu tun. Was natürlich erstunken und erlogen war, wenn ich meiner neuen Freundin Sandra, der ehrenamtlichen Mitarbeiterin, glauben darf.«
    »Wie gut kennen Sie ihn?«
    »So gut wie gar nicht. Er hat Kontakt zu mir aufgenommen, als ich noch in den USA war. Aus dem Internet wusste er, dass ich ein Buch über Thomas de Quincey und die Geschichte des Mordes plante, und hat mir so lange geschmeichelt, bis ich meine Teilnahme an dem Festival zusagte. Wenn es um de Quincey geht, weiß er, wovon er redet. Er ist geradezu verrückt nach seinen Werken und kann sie teilweise Wort für Wort auswendig.«
    »Tatsächlich?«
    »Oh ja! Er kann ganze Passagen der Essays zitieren. Er ist ein echter Fan. In einer E-Mail hat er mir einmal geschrieben, er halte de Quincey für einen der wenigen englischen Schriftsteller, die wirklich genial waren.«
    »Entschuldigen Sie meine Ignoranz, aber ich habe nie etwas von ihm gelesen.«
    »Oh, ich glaube, so geht es den meisten Leuten. Wenn man überhaupt an ihn denkt, dann nur an seine zwei Laster: Opium und Mord.«
    Während Hannah noch über seine Worte nachsann, klemmte sich der dunkle Wagen eines ortsansässigen Bestattungsunternehmers neben ihren Lexus. Wahrscheinlich kam er, um die notwendigen Formalitäten für Daphnes Beerdigung zu regeln.
    »Hannah? Sind Sie noch da?«
    »Entschuldigung, mir ist nur gerade eine Einzelheit aus Bethany Friends Akte eingefallen. Und außerdem habe ich über das nachgedacht, was Sie mir gerade erzählt haben. Opium und Mord - eine tödliche Kombination.«
    »Was meinen Sie?«
    »Darüber muss ich erst noch nachdenken.« Sie wollte nicht ausweichen - schon gar nicht Daniel -, doch der Gedanke, der sich gerade festsetzte, war noch ein zartes Pflänzchen und nicht geeignet, der Analyse eines beeindruckenden Intellekts ausgesetzt zu werden. »Aber zunächst einmal vielen Dank für die Information über das violette Auto. Ich werde sie an das Team weitergeben. Irgendwer setzt sich in der nächsten Zeit mit Ihnen in Verbindung, um die Aussage schriftlich festzuhalten.«
    »Ich sollte Sie lieber weiterarbeiten lassen.«
    »Hm.« Ehe sie das Gespräch beendete, dachte sie noch daran hinzuzufügen: »Bis bald.«
    Sie ließ sich in ihren Ledersitz zurücksinken und gestattete ihren Gedanken, herumzuwandern. Allmählich begann sich die Wahrheit vor ihr abzuzeichnen, dunkel und so gefährlich wie ein Zehntonner, der plötzlich aus dem Nebel auftauchte. Sie zog ein Notizbuch und einen Stift aus der Tasche und schrieb einen Namen auf.
    Arlo Denstone.
    Sie starrte die Buchstaben an. Immer und immer wieder kontrollierte sie sie.
    Lag sie etwa richtig?
    Sie zog eine Linie durch einen Buchstaben nach dem anderen, bis ein anderer Name zum Vorschein kam.
    Roland Seeton.
    Der Zeuge, dessen Aussage in Bethany Friends Akte herumgeisterte. Der langhaarige Faulenzer, der angeblich gesehen haben wollte, wie Bethany in Ambleside von einem Soldaten in einen weißen Lieferwagen ohne Aufschrift gezwungen worden war. Ben Kind war damals skeptisch gewesen. Er hielt den Mann für einen Spinner, der Aufmerksamkeit erregen wollte und den Vorfall erfunden hatte. Aber vielleicht gab es ganz andere Gründe dafür, dass Seeton gelogen und die Polizei auf eine falsche Fährte gelockt hatte.
    Jeder der beiden Namen war ein Anagramm des anderen. Hannah weigerte sich zu glauben, dass hier nur ein Zufall vorlag.
    Kein Wunder, dass Maggie ihn bisher nicht ausfindig gemacht hatte.
    Innerhalb von sechs Jahren hatte sich Roland Seeton in Arlo Denstone

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