Zu Staub Und Asche
gestolpert.« Maggie klang, als hätte sie das große Los gezogen. »Jemand, der die Wege aller drei Opfer gekreuzt hat.«
»Weiter!«
»Sie war zu der Zeit, als Bethany starb, an der Universität eingeschrieben. Sie fing gerade erst an mit dem Studium, exmatrikulierte sich aber nach dem zweiten Semester, wenige Wochen nach dem Leichenfund. Im vergangenen Jahr hat sie in George Saffells Agentur gearbeitet und vor anderthalb Jahren als Schwangerschaftsvertretung in Stuart Waggs Kanzlei gejobbt.«
»Sagen Sie nichts«, meinte Hannah. »Es handelt sich um Cassie Weston, richtig?«
»Hannah!«
Sie ging gerade am Salutation Hotel vorbei, als Daniel sie rief. Louise und er kamen aus einem Bistro, wo sie zu Mittag gegessen hatten, und wollten zurück zum Auto. Dieses Mal jedoch war Daniel wild entschlossen, sie nicht ohne ein Wort weitergehen zu lassen.
»Ich bin da drüben im Handtaschenladen«, sagte Louise rasch, als Hannah winkte und über die Straße auf sie zukam.
Er lächelte sie schief an. Sie würde doch nicht etwa auf ihre alten Tage noch taktvoll werden? »Zehn Minuten?«
Hannah erreichte ihn, als Louise in einer nebligen Seitenstraße verschwand. »Wie geht es ihr?«
Sie hat es noch nicht richtig realisiert. Ihre Verliebtheit, das Ende der Beziehung und die Entdeckung der Leiche - das war wohl ein bisschen viel auf einmal. Irgendwann wird sie es verdauen, aber ...«
»Sie werden sicher gut auf sie achtgeben.« Sie sah ihm forschend ins Gesicht. »Stimmt etwas nicht?«
»Das kann man so nicht sagen.« Er war davon überzeugt, dass sie in ihm las wie in einem offenen Buch, während er umgekehrt nie so recht wusste, was sie gerade dachte. »Aber es ist irgendwie ... komisch.«
»Wollen Sie drüber reden?«
»Sie haben sicher zu viel zu tun.«
Sie wickelte den Schal fester um ihren Hals und stopfte die behandschuhten Hände in die Taschen. »Sie haben meine Zeit noch nie vergeudet.«
»Ich bemühe mich redlich, es nicht zu tun.« Er berichtete von seiner Unterhaltung mit Sandra. »Mit anderen Worten: Denstone arbeitet ehrenamtlich und bezieht kein Gehalt.«
Hannah dachte nach. »Ich erinnere mich noch dunkel an die Presseartikel, als er den Posten übernahm. Damals hatte ich allerdings nicht den Eindruck, dass er für Gotteslohn arbeiten würde.«
»Als er Kontakt zu mir aufnahm, erzählte er mir, dass er ein ehemaliger Krebspatient sei. Vielleicht wollte er im Verborgenen etwas Gutes tun, ohne Ansehen der eigenen Person.«
»Macht er auf Sie den Eindruck von Selbstlosigkeit?«
»Nicht wirklich.« Er seufzte. »Eigentlich dürfte ich mich über ein solches Durcheinander nicht wundern. Immerhin habe ich jahrelang für das Fernsehen gearbeitet. Die Fernsehleute setzen gern unheimlich knappe Fristen, und wenn man sich dann selbst übertrifft, um es gerade noch so zu schaffen, dann stellt sich heraus, dass sie einen nur unter Druck setzen, um die eigene Inkompetenz zu vertuschen.«
»Autsch, das kam aber von Herzen! Aber ich muss zugeben, dass Arlos Verhalten seltsam ist.«
»Louise vermutet, dass er zu viel Zeit mit Wanda Saffell und Konsorten verbringt, statt sich um das Festival zu kümmern.«
»Zwischen ihm und Wanda ist nie etwas vorgefallen.«
»Angeblich.«
»Sie erzählen beide das Gleiche. Warum sollte sie ihm Wein über den Anzug gießen, wenn sie sich durch die Zurückweisung nicht gedemütigt fühlte?«
»Es sei denn, genau das sollten alle Anwesenden auf der Party denken.«
Hinter ihnen hupte ein Auto einen Lieferwagen an, der im absoluten Halteverbot stand, während der Fahrer Ware auslieferte. Die Laune der Leute hatte sich dem Wetter angepasst.
»Das wäre genial.«
»Supergenial, finde ich«, sagte er.
»Vielleicht.«
Hannah nahm die rechte Hand aus der Manteltasche und streckte sie ihm hin. Eine merkwürdig förmliche Geste. Daniel fragte sich, ob sie dabei war, nach dem Kuss vor The Tickled Trout ihre Beziehung auf eine andere Ebene zu befördern.
»Rufen Sie mich bei Gelegenheit an, Daniel.«
»Darauf können Sie Gift nehmen.«
Hannah musste unbedingt mit Marc über Cassie sprechen, doch zuvor musste sie den Kopf frei bekommen. Watersedge war nicht weit entfernt; sie würde im Pflegeheim vorbeifahren und sehen, ob Daphne Friend vielleicht doch noch mehr Licht in die Angelegenheit bringen konnte. Möglicherweise weckte Cassie Westons Name ja eine Erinnerung. Es war weit hergeholt - aber man konnte nie wissen.
Bei ihrer Ankunft am Empfang wurde sie von den bereits
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