Zu viele Flueche
Ist fast schade, dort auszubrechen.«
»Versuch bitte, nicht die ganze Kreide zu essen«, sagte Yazpib. »Wir brauchen noch etwas davon für den Zauber.«
»Ich halte das immer noch nicht für eine gute Idee«, sagte Sir Thedeus.
Yazpib wippte mit den Augen, dann mit dem Gehirn. »Hat der große Sir Thedeus etwa Angst?«
Der Flughund verzog sein runzliges kleines Gesicht. »Ach, mach schon weiter, du Schwachkopf.«
Yazpib sah sich um. »Wo ist der Opal? Wir brauchen den Opal.«
»Ich seh mal in der Tasche nach.« Dodger kletterte in den kleinen Samtbeutel und tauchte mit leeren Pfoten wieder daraus auf.
»Er ist in ihrem Mund.« Fortune streckte sich und rollte sich auf den Rücken.
Dodger versuchte zu protestieren, konnte aber nicht deutlich sprechen. Spucke tropfte ihr aus der Schnauze.
»Spuck ihn aus, Mädel.«
Der kleine blaue Edelstein fiel klappernd auf den Boden. »Man kann einem Dieb keinen Vorwurf machen, wenn er es versucht.«
»Bin überrascht, dass du ihn nicht verschluckt hast.«
»Ich verschlucke keine Opale. Für mich gilt: Diamanten oder gar nichts. Mein Vater, Friede seiner diebischen Seele, ist an einem Rubin erstickt. Hat mir eine kleine Phobie beschert.«
»Faszinierend«, sagte Sir Thedeus, klang dabei jedoch alles andere als begeistert.
Dodger huschte tiefer in den Beutel hinein. »Mein Vater hat wohlgemerkt ständig Dinge verschluckt. Hatte ein kleines Vermögen im Magen, als er starb. Es gibt für einen Betrüger wohl keinen sichereren Platz, aber dann das Erbe anzutreten - das war schon ein bisschen eine Schweinerei. Trotzdem, damit hat er für meine Kindheit vorgesorgt.« Lächelnd streckte sie den Kopf heraus. »Bis heute kommen mir fast die Tränen, wenn ich einen ausgenommenen Fisch sehe.«
»Wollen wir eigentlich noch den ganzen Nachmittag in Erinnerungen schwelgen?«, fragte Melvin. »Oder können wir dafür sorgen, dass ich hier herauskomme?«
Yazpib instruierte seine Assistenten. Dodger zeichnete ein paar Runen auf den Boden um den Spiegel herum. Es dauerte eine Weile, weil ihre Pfoten nicht dafür gemacht waren, und Yazpib musste sie ständig korrigieren.
»Ich sagte, ein Schrägstrich, keine Linie.«
»Entschuldigung.«
»Und das da drüben hätte eine langgezogene Kurve sein sollen, keine scharfe. Sieh dir die Schriftrolle an!«
»Ich seh mir doch schon die Schriftrolle an!« Sie kratzte sich am Kopf. »Ich erkenne aber keinen Unterschied.«
»Tu einfach, was ich dir sage.«
»Ich glaube, ich stimme dem Flughund zu«, sagte Fortune schläfrig. »Das wird böse enden.«
»Warum bist du dann noch hier?«, fragte Yazpib.
»Dürfte zumindest interessant werden.«
Sir Thedeus legte den Opal unter den Spiegel und wiederholte die Beschwörungsformeln, die Yazpib laut vorlas. Innerhalb von wenigen Minuten glühte der blaue Edelstein, und der Spiegel schimmerte.
»Wie lange wird es dauern, bis es wirkt?«, wollte Fortune wissen.
Melvin, der am Spiegel gelehnt hatte, stolperte plötzlich hindurch. Er landete beinahe auf Sir Thedeus und Dodger, die sich gerade noch in Sicherheit bringen konnten.
»Seht ihr?«, sagte Yazpib. »Das war doch nicht besonders schwer. Und es ist nichts Schlimmes passiert.«
Fortune legte seinen Kopf auf die Pfoten und schloss die Augen. »Schade.«
»Wie fühlst du dich, Melvin, mein Junge?«
»Großartig! Ich fühle mich großartig! Ich bin aus diesem verfluchten Spiegel raus! Heraus aus all diesen verfluchten Spiegeln!« Er sah Yazpib an und verwandelte sich mit einem leisen, zischenden Geräusch augenblicklich in ein Duplikat des Zauberers.
Er sah Sir Thedeus an und wurde zischend zu einem kleinen, braunen Flughund. »Was ist hier los?«
»Scheint mir, als hätten wir dich erfolgreich aus dem Spiegel befreit«, sagte Yazpib, »aber nicht den Spiegel aus dir.«
Melvins Blick schweifte durch das Gästezimmer, und wenn er ein Wesen im Raum streifte, lebendig oder tot, dann wurde er zu seiner exakten Kopie. Die Verwandlung dauerte nur so lange, bis sein Blick ein paar Sekunden auf einem anderen ruhte. »Nicht, dass ich mich beschweren würde«, zisssch, »aber gibt es irgendeine Möglichkeit«, zisssch, »dass das aufhört?« Zisssch. »Mir wird langsam übel davon.«
»Versuch, die Augen zu schließen«, schlug Dodger vor.
»Gute Idee.« Melvin schloss die Augen. Die Verwandlungen stoppten, und er erstarrte in Dodgers Wieselgestalt.
»Ich wusste, dass du es verpfuschen wirst, du blöder Zauberer.«
»Das ist kein Pfusch«,
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