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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Fuß weiter genauer anzusehen. Er kam nicht zurück, doch das überraschte sie nicht. Er ließ sich leicht ablenken.
    Nessy hielt in ihrer Tätigkeit inne, um sich neu zu orientieren. Sie wusste nicht, wie viel ein Höllenhund auf einmal fressen konnte. Sie hinterließ nur kleine Stücke, aber es war ein langer Weg zu ihrem Ziel. Der Vampirkönig hatte aus wenig Fleisch bestanden, hauptsächlich aus Haut und Knochen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie viel verrottetes, zappelndes Fleisch sie auf ihrem Weg hinterlegt hatte.
    Das Nurgax knurrte.
    Nessy drehte sich, um nachzusehen, was es erschreckte, und fand sich Auge in Auge mit der Rüstung des Blauen Paladins wieder. Die unbemannte Rüstung war groß und schimmerte, als hätte man den Ozean in Stahl gegossen. Wenn man den Legenden glauben wollte, war das gar nicht weit von der Wahrheit entfernt.
    Der leere Helm nickte ihr zu.
    »Hallo«, sagte Nessy.
    Die Rüstung blieb vor ihr stehen, die eiserne Brust vorgereckt, den rechten Handschuh um eine riesenhafte Streitaxt geschlossen. Ein Schlag konnte sie in zwei Hälften spalten, aber Nessy hatte keine Angst. Hätte er sie töten wollen, wäre sie schon tot. Doch dies war die legendenumwobene Rüstung des Blauen Paladins, ein Kämpfer von einigem Ruhm, einer der wenigen Feinde, die Margle nur getötet hatte, weil er zu gefährlich war, um am Leben zu bleiben, selbst wenn er nur in einen verschlafenen Hasen verwandelt worden wäre. Aber der Paladin war bloß ein Feind der Mächte des Bösen gewesen, und mit seiner Rüstung verhielt es sich ebenso. Wie beim Schwert Im Kohl hatte es Margle nie geschafft, sich seine Macht anzueignen. Sehr zum Ärger des Zauberers.
    Nessy war ebenfalls verärgert. Verärgert, dass die Rüstung nicht dort war, wo sie hingehörte.
    »Du solltest eigentlich nicht hier draußen sein.«
    Der Blaue Paladin nickte wieder.
    »Ich nehme an, es ist eine sehr wichtige Angelegenheit, in der du unterwegs bist.«
    Diesmal nickte er feierlich, so schwer das bei einem Ding ohne Gesicht auch zu beurteilen sein mochte. Sie beschloss, dass die Rüstung bisher immer artig gewesen war und es deshalb ihr gutes Recht war, sich alle paar Jahrzehnte die Hosenbeine zu vertreten, wenn ihr danach war.
    »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen möchtest, ich habe selbst ein paar wichtige Dinge zu erledigen.« Sie schritt an der Rüstung vorbei. Das Nurgax folgte ihr mit dem Wagen im Schlepptau.
    Hinter ihnen machte der Paladin schwere Schritte. Sie warf einen Blick über die Schulter. Er folgte ihnen. Dabei verursachte er eine Menge Lärm, klapperte und schepperte. Der Blaue Paladin musste wirklich ein großer Kämpfer gewesen sein, entschied sie. Er hatte das Böse sicherlich nicht besiegt, indem er sich an es heranschlich.
    Siebenundzwanzig Fuß später hielt sie wieder an. Der Paladin tat es ihr nach.
    »Folgst du mir aus irgendeinem bestimmten Grund?«, fragte sie.
    Der Anzug nickte weder, noch schüttelte er seinen Helm. Er stand nur da.
    »Wenn du schon darauf bestehst, könntest du dich wenigstens nützlich machen.«
    Der Paladin hob einen Handschuh und stützte das Kinn seines nichtexistenten Trägers darauf. Dann nahm er sich die Kelle vom Wagen und schöpfte ein wenig Schleim aus dem Kübel. Mit der Hilfe des Paladins war die Ruhe, die sie so genossen hatte, vorbei. Dafür erreichte sie aber ihr Ziel, die Waffenkammer, viel schneller. Während sie den letzten Klumpen Fleisch auf den Boden warf, einen violetten Brocken, von dem sie annahm, dass es sich dabei um eine zombifizierte Rinderzunge handelte, dankte sie dem Paladin für seine Unterstützung.
    Er tat die Dankbarkeit mit einer Bewegung seines Handschuhs ab, als wäre es gar nicht der Rede wert.
    In diesem Augenblick erschien Gnick, der Gnom.
    »Da bist du ja, du ungehorsame Rüstung. Geh zurück auf deinen Platz! Aber sofort!«
    Der Paladin machte jedoch keine Anstalten zu gehorchen.
    »Vielen Dank noch mal«, sagte Nessy. »Lass dich von uns nicht aufhalten.«
    Die Rüstung verbeugte sich und stapfte geräuschvoll um eine Ecke. Doch sobald sie außer Sicht war, hörte der Lärm auf.
    »Warum hast du ihn gehen lassen?«, fragte Gnick.
    »Es ist ja nicht so, dass ihn einer von uns hätte aufhalten können. Und er hat gesagt, er habe etwas Wichtiges zu erledigen.«
    »Und du hast ihm geglaubt?«
    »Ich glaube jedem, bis er mir einen Grund gibt, es nicht zu tun. Mir ist es lieber, wenn ich feststelle, dass jemand mein Vertrauen nicht verdient hat, als

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