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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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immer schon davon auszugehen, dass überhaupt keiner es verdient.«
    »Das ist nicht sehr weise.«
    »Nein, ist es nicht, aber es ist besser, von jedem das Beste anzunehmen und sich zu irren, als vom Schlimmsten auszugehen und damit recht zu haben.«
    Gnick zupfte an seinem wenig elastischen Bart. »Diese Art von Idealismus bringt dich noch um.« Sie zuckte die Achseln. »Vermutlich.«

FÜNFZEHN
     
    Während sich Nessy um ihre weniger interessanten Aufgaben kümmerte, war Yazpib der Prächtige bemüht, Melvin In Den Spiegeln aus seinem Gefängnis zu befreien. Margles Fluch hatte Yazpib seiner magischen Leistungsfähigkeit beraubt, sodass der eingeweckte Zauberer jetzt nicht einmal zum einfachsten Zauberspruch fähig war. Also musste er zwei Assistenten hinzuziehen: Sir Thedeus und ein weibliches Wiesel namens Dodger. Fortune war ebenfalls anwesend, allerdings nur, um auf dem bequemen Bett im Gästezimmer zu faulenzen. Als Katze konnte er allerdings auch nicht anders, als den Vorgang neugierig zu verfolgen.
    »Wofür ist das?«, fragte er nach den Kreidestücken, die Dodger auf dem Boden herumrollte.
    »Ich würde meinen: zum Zeichnen«, antwortete sie. »Dazu benutzt man Kreide doch normalerweise.«
    »Ja, ja.« Yazpib überflog eine Pergamentrolle, die auf dem Steinboden ausgebreitet war. »Halt das Ende da fest, Thedeus.«
    »Sir Thedeus«, korrigierte der Flughund. Er warf einen Blick auf die seltsamen Schriftzeichen auf dem Pergament, wurde aber nicht recht schlau daraus. »Bist du wirklich sicher, dass wir das machen sollten, Mann? Sollen wir nicht lieber auf Nessy warten?«
    »Das arme Wesen ist schon überarbeitet genug«, sagte Yazpib. »Wir können ihr wenigstens einen Teil ihrer Last abnehmen.«
    »Im Prinzip bin ich deiner Meinung. Aber was ist, wenn was schiefgeht?«
    »Willst du meine Fähigkeiten infrage stellen?«
    »Klingt ja schon, als würde er sie infrage stellen«, sagte Dodger.
    »Und er hat nicht unrecht«, fügte Fortune hinzu und schnalzte mit seinem Schwanz, der die vereiste Spitze besaß. Die Veränderung störte ihn nicht, aber es war der perfekte Beweis dafür, wie unberechenbar Magie sein konnte. Vor allem in den unfähigen Händen eines Zauberers, der aus der Übung war.
    Yazpib brodelte und verdrehte die Augen. »Das ist ja wohl kaum vergleichbar. Das war ein Zaubertrank. Ich gebe zu, Alchemie war nie meine Stärke. Aber ein einfacher Zauber wie dieser sollte, nun ja, er sollte doch einfach sein.«
    Melvin, der immer noch Tiamas Gestalt trug, presste sich an sein Spiegelgefängnis. »Alles, was ihr wollt, aber holt mich hier raus. Ich dachte schon, es wäre schlimm, als ich frei in den Spiegeln im Schloss herumlaufen konnte, aber jetzt…« Er schritt in dem Spiegelbild des Raums auf und ab. »Wenn ich hierbleiben muss, werde ich noch verrückt!«
    »So schlimm ist das nicht«, sagte Dodger, »ich habe einmal drei Jahre in einer Zelle verbracht, in der man nicht einmal aufrecht stehen konnte.« Sie richtete sich hoch auf. »Und ich meine jetzt den Körper, den ich im Augenblick trage. Damals war ich viel größer.« Sie kaute auf einem Stück Kalk herum. Auch als Frau hatte sie schon die schlechte Angewohnheit gehabt, auf allem herumzuknabbern, was in Reichweite war. Zum Wiesel zu werden, hatte das Ganze nur noch schlimmer gemacht. Der Vorteil in diesem Fall war allerdings die Entdeckung, dass sie den Geschmack von roter Kreide mochte. Er war zwar scharf, aber unaufdringlich. Das einzige Problem war der Nachgeschmack. Er wirkte - wenig überraschend - sehr kreidig.
    »Und da wir gerade von unerträglichen Gefängnissen reden«, fuhr sie fort und leckte sich die Lippen, »ich hatte mal einen sehr unangenehmen Aufenthalt in der Vork-Sumpf-Besserungsanstalt für verhaltensgestörte Mädchen. Habe sechs Monate bis zum Hals in parasitenverseuchtem Wasser verbracht. Hab mir dabei fiesen Fußbrand geholt. Nur dass es nicht nur mein Fuß war. Und dann waren da noch diese zwei Wochen im Militärgefängnis in Basalom.
    Da gab’s keine Zellen. Nur eine riesige Grube, und die Wachen hatten dieses Spiel namens Drecksack-Knüppeln. Es ist nicht annähernd so lustig, wie es klingt.«
    »Gute Götter, Frau, das klingt ja, als hättest du mehr Zeit im Gefängnis als in Freiheit verbracht!«
    »Das ist nun mal das Risiko am Diebesberuf. Gehört zum Job.« Dodger probierte ein Stück blaue Kreide. Es fehlte die Raffinesse, deshalb ging sie wieder zu Rot über. »Und manche Gefängnisse sind recht nett.

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