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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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die Rechnung zu übernehmen, obwohl ich in meinem
Bestreben nach Unabhängigkeit darauf bestand, sie zu teilen. Aber bei ihm blieb
es so, und er behandelte mich stets wie eine Lady.
    Doch durfte ich mir selbst trauen? War ich in der Lage, den
Richtigen zu erkennen? Einen zuverlässigen Mann? Wie es so schön heißt: Ein
gebranntes Kind scheut das Feuer …
    Als wir den Ray-Hubbard-See überquerten, fragte Miss Isabelle
mich plötzlich: »Wo hast du Stevie senior eigentlich kennengelernt?«
    Für mich war er einfach nur Steve, aber ich machte mir nicht die
Mühe, ihr das zu sagen. Sie kannte die Klagen über den Vater meiner Kinder. Er
rief ständig im Salon an, und wenn ich nicht alles liegen und stehen ließ, um
mit ihm zu reden, tauchte er am Ende noch persönlich auf. Und wie gut solche
Besuche verliefen, hing von seiner Laune und der Alkoholmenge ab, die er am
Abend zuvor getrunken hatte.
    Â»An der Highschool«, antwortete ich, in der Hoffnung, dass ihr das
genügen würde. Ich hatte keine Lust, über meinen Ex zu reden.
    Â»Du hast gleich nach der Highschool geheiratet, stimmt’s?«, fragte
sie weiter.
    Ich kratzte mit einem Fingernagel an einer rauen Stelle an der
ansonsten makellosen Armlehne herum.
    Â»Was ist drei senkrecht, Miss Isabelle?«
    Sie setzte ihre Brille auf und warf einen Blick in ihr Heftchen. Mit
einem triumphierenden Lächeln las sie vor: »Sieben Buchstaben für besonders
gern.«
    Â»Passe.«
    Â»Passe? Das sind nur fünf Buchstaben.«
    Â»Das heißt, ich gebe auf.«
    Â»Du kannst nicht aufgeben. Du hast es doch nicht mal probiert.«
    Â»Ich versuche zu fahren.«
    Â»Geliebt.«
    Â»Geliebt?«
    Â»Ja. So lautet die Antwort. Wie zum Beispiel in dem Satz: Du hast
Stevie senior in der Highschool geliebt.«
    So viel zum Thema Kreuzworträtsel als Ablenkungsmanöver.
    Â»Vielleicht hab ich ihn tatsächlich mal geliebt, aber jetzt geht er
mir auf die Nerven.«
    Â»Schade.«
    Â»Tja. Ich hab ihn damals für zuverlässig gehalten, für einen guten
Ehemann und Vater. An der Highschool war er der Vorzeigesportler und hat gewonnen,
was es zu gewinnen gab. Alle dachten, er bekommt ein Stipendium fürs College
und bringt es zu was. Und ich dachte, ich würde arbeiten, bis er den Abschluss
hätte, und dann würden wir heiraten und glücklich bis an unser Lebensende sein.
Haus, Kinder, Gartenzaun, das ganze Drum und Dran.«
    Â»Hat wohl nicht geklappt, was?«
    Â»Nein, das wissen Sie doch. Ich habe zwar Kinder und ein Haus, aber
mit dem Gartenzaun wird das wohl nichts mehr. Wie auch mit Steve. Und Sie, Miss
Isabelle? Hatten Sie auch einen Highschool-Schwarm? Haben Sie den später
geheiratet?«
    Die Leute damals heirateten normalerweise jung und blieben bis zum
Tod zusammen. Waren die Männer früher anders, oder ließen sich die Frauen
einfach mehr gefallen?
    Ihre Antwort war nicht mehr als ein Seufzen, wenn auch eines voller
Wehmut und Schmerz. Offensichtlich hatte ich sie das Falsche gefragt.
    Hastig fing sie an, das Kreuzworträtsel zu lösen, als hinge ihr
Leben davon ab. Erst nach einer Weile blickte sie wieder auf. »Mein
Highschool-Schwarm … das ist eine lange Geschichte.«
    Und sie begann und endete mit einem Trauerkleid.

DREI
    ISABELLE , 1939
    Nell löste das zischende Brenneisen von einer Haarsträhne
und drapierte sie vor meinem Ohr.
    Â»Sie sind sicher das hübscheste Mädchen auf dem Fest«, meinte sie,
während ich an meinem schlichten schwarzen Kleid herumzupfte.
    Ich legte den Kopf ein wenig schräg, um ihr Werk zu begutachten, für
das sie mehr als eine Stunde gebraucht hatte, und schüttelte ihn vorsichtig.
Meine dunklen, drahtigen Haare lockten sich an eher unvorteilhaften Stellen.
Ich würde ein Band einstecken müssen, für alle Fälle.
    Ich schnaubte verächtlich. »Ich werde nie das hübscheste Mädchen auf
einem Fest sein, Nell Prewitt, aber danke, dass du dir so viel Mühe gegeben
hast.« Ich galt als intelligent und ungewöhnlich, jedoch nicht als hübsch,
nicht einmal als kleines Kind mit kurzem Röckchen und Lackschuhen. Mit
mittlerweile fast siebzehn war mir klar geworden, dass die Jungen auf den
Partys, zu denen mich meine Eltern schickten, sich immer nur für die Mädchen
interessieren würden, die sich im Gegensatz zu mir in Pastellfarben und Rüschen
wohlfühlten. Ich hatte

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