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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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romantisches Rendezvous missdeuten. Wir liegen Seite an Seite auf der Decke und blicken durch die Bäume zum Himmel empor. Wenn ich mir Wyatt so anschaue, kann ich kaum glauben, dass das derselbe Mann sein soll, der den Farmern von Barnsley sein Land nicht verpachten will. Vielleicht haben sie ja jede Menge Land und brauchen es eigentlich gar nicht. Ja, so ist es.
    »Nun erzählen Sie mir mal was über das Konzert«, sagt Wyatt. »Gerry hat Ihnen also dabei geholfen.«
    »Unsere Beziehung ist rein freundschaftlich«, versichere ich ihm - auch wenn Gerry gern hätte, dass sie mehr wäre.
    »Gut«, sagt Wyatt und guckt in der Tat sehr fröhlich. Dann erzählt er mir, wie er zum ersten Mal in einer Bar in Nashville gesungen hat, und ich erzähle ihm, wie ich zum ersten Mal in der Stadtverwaltung von Kingston eine neue Tonerkartusche in den Fotokopierer eingesetzt habe. Mit der Zeit entwickelte ich ein solches Geschick, Papierstaus zu beseitigen, dass es bald zu meinem Tätigkeitsbereich gehörte, sämtliche Wartungstermine zu vereinbaren.
    Rund zwei Stunden liegen wir so da und schwatzen über unsere jeweiligen Karrieren. Nach unserer Rückkehr führt Wyatt Nelson in den Stall, gibt ihm Wasser zu trinken und reibt ihn trocken, während ich den Sattel zurück in die Sattelkammer bringe.
    Wyatt kommt herein. »Den putze ich später.«
    »Ich mach’s lieber jetzt gleich.«
    »Ach, Herrgott noch mal«, sagt Wyatt und zieht mich weg. Hand in Hand gehen wir ins Haus. Im Wohnzimmer fällt spätnachmittägliches Sonnenlicht durch die Fenster, eine leichte Brise lüftet die Ecken der Sonntagszeitungen auf dem Tisch, und es duftet nach wildem Gras. Wyatt zieht mich neben sich aufs Sofa.
    »Ich mag Sie wirklich sehr, Alice. Seit Sie hier sind, kommt mir hier alles verändert vor.«
    Das kann man beim besten Willen nicht mehr als geschäftsmäßige Unterredung bezeichnen.
    Ich habe einen trockenen Mund, und meine Hände zittern unmerklich. Zeit, aufzustehen und zu gehen. Ich schaue Wyatt in die Augen und weiß, dass ich genau das nicht tun werde; dass ich mich zu Wyatt mehr als nur ein bisschen hingezogen fühle und aufhören muss, mir etwas vorzulügen. Einen endlosen Augenblick lang sitzen wir so da und sehen uns an, als hätten wir uns nie zuvor gesehen. Wyatt streicht
mit den Fingern über meine Hand, und schlagartig ist alles ausgelöscht, was sich in diesem Raum und jenseits davon befindet, alles außer Wyatt und der Farbe seiner Augen und seiner warmen, rauen Hand auf meiner. Wir bewegen uns aufeinander zu.
    Ich denke an gar nichts, folge nur diesem unwiderstehlichen Sog. Rieche seinen Atem, als er mir näher kommt, und fühle seine Lippen sacht über meine Wangen streifen. Er zieht mich an sich. Gleich werden wir uns küssen, und dann wird nichts mehr so sein wie vorher. Unsere Lippen treffen sich, ich spüre seinen weichen Mund und öffne mich.
    Da klingelt es an der Tür.
    Wyatt hält inne. »Vielleicht zieht sie ja wieder ab«, sagt er ruhig.
    Ich schaue auf meine Armbanduhr. Halb fünf. Mein Herz wird steinschwer. Das ist die Zeit, um die Heidi immer aufkreuzt. Nie im Leben zieht sie wieder ab.
    Und richtig, es klingelt wieder, meinem Gefühl nach lauter und ungeduldiger. Ich sehe ihren rosa lackierten Fingernagel beharrlich auf den Klingelknopf drücken und den harten Zug um ihren perfekt glänzenden Mund. Mit einem Anflug von Erleichterung vermerke ich, dass sie zumindest vor der Haustür steht - normalerweise kommt sie stracks hinten zur Küche herein.
    Wyatt sitzt immer noch regungslos neben mir. Es klingelt zum dritten Mal. Seufzend und ohne ein Wort steht er auf.
    Ich sehe ihm nach und bin nur froh, dass Heidi mich von der Türschwelle aus nicht sehen kann. Hastig setze ich mich gerade hin und streiche meine Jeans glatt.
    Die Stimme, die vom Eingang zu mir dringt, ist mir natürlich
vertraut, aber ich brauche trotzdem ein Weilchen, um sie zuzuordnen - offenbar habe ich Schwierigkeiten, den Ereignissen geistig zu folgen. Insofern ist es doch ein Schock für mich, als Wyatt kurz darauf zurückkehrt.
    »Alice, Sie haben Besuch«, sagt er, unüberhörbar verdutzt.
    »Hallo, Alice.« Stephen kommt herein und lässt seinen Billigrucksack zu Boden fallen.
    Mir verschlägt es die Sprache. Ich gebe mir alle Mühe, aber es kommt kein Wort heraus.
    Stephen schenkt mir einen schmachtenden Blick, den ich nie zuvor bei ihm gesehen habe. »Alice, ich musste einfach herkommen.«
    Er dreht sich zu Wyatt um. »Ich musste einfach

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