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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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Stephen legt tief gebeugt seine Pillen auf der Arbeitsfläche aus.
    »Kautabletten zur Verdauungsförderung, langsam wirkendes Eisenpräparat, Multivitamine und das Kombimittel aus 17 Vitaminen, Zink und Echinacea«, zählt er ab und sieht besorgt hoch. »Oder soll ich die Multivitamine weglassen, wenn ich das Kombimittel nehme?«
    Ach, es ist wie in alten Zeiten. Jedes Wochenende hatten wir dergleichen spannende Diskussionen: »Sollen wir den Wasserkessel entkalken oder das Auto saugen?«
    »Ich würde die Multivitamine weglassen«, sage ich.
    Stephen gibt sich Mühe, das sehe ich. Er hat am Flughafen Gatwick Geschenke gekauft: die aktuelle Wochenausgabe von Woman’s Own , einen Kühlschrankmagneten mit der britischen Flagge und eine Riesentafel Toblerone. Ich nehme sie dankbar entgegen, ohne darauf hinzuweisen, dass ich Woman’s Own schon seit Jahren nicht mehr lese und, so gern ich es täte, keine Toblerone esse, weil mir die Honig-Mandel-Nougatstückchen immer in den Backenzähnen kleben bleiben.
    Er wirft seine Pillen ein, setzt sich dann neben mich und drückt sein Knie an meins. Es fühlt sich reichlich merkwürdig an. Wir haben noch immer nicht besprochen, wo er schlafen wird. Ich weiß nur eins: nicht an meiner Seite.
    »Ich begreife nach wie vor nicht, wieso du meine E-Mails nicht bekommen hast«, sagt Stephen kopfschüttelnd zum
zigsten Mal. »Ich habe dir mehrere geschickt«, fügt er an und klingt leicht gekränkt.
    »Ganz ehrlich, ich habe keine einzige bekommen«, beteuere ich. Wenn ich gewusst hätte, was Stephen vorhat, hätte ich ihm verboten herzukommen.
    »Es ist besser so«, sagt er. »Ich hätte schon früher kommen sollen. Dann wäre das alles nicht passiert. Du musst hier schrecklich einsam sein«, sagt er ernst und deutet durchs Fenster auf den Hof. »Wenigstens kannst du jetzt in der Woche, die ich da bin, ein bisschen Spaß haben.« Er greift nach meiner Hand. »Ich möchte alles wiedergutmachen, Alice.«
    Ich kann ihm nicht in die Augen sehen. »Dafür ist es zu spät, Stephen.«
    Sein Griff verstärkt sich. »Zara war nur eine kurze Verrücktheit. Buchstäblich.« Er schüttelt den Kopf. »Ich hatte ja keine Ahnung, wie sie wirklich ist.«
    »Deswegen kommst du also zu mir zurückgelaufen«, sage ich verbittert.
    »Nein«, erwidert er mit durchaus echt klingendem Gefühl. »In ihrer Gegenwart ist mir erst klar geworden, was für eine wundervolle Frau du bist. Und wie viel wir gemeinsam haben: unsere Freude am Wandern, unsere Bindung an ein gemeinsames Heim und unsere Chemie.«
    »Chemie?«
    »Die physische Chemie«, sagt er und kneift mich ins Knie, dass ich zusammenfahre und meinen Kaffee auf dem Tisch verschütte.
    »Gut so«, sagt er und steht auf, um nach einem Spültuch zu suchen. »Sonst trinkst du nach vier doch nie Kaffee.«
    Nein, und sonst war ich auch noch nie kurz davor, Wyatt Brown zu küssen. Ich treibe in einem Strudel von Gefühlen
- hin- und hergerissen zwischen intensivem körperlichem Verlangen nach Wyatt und Gereiztheit wegen Stephen -, fühle mich aber auch verpflichtet, Stephen bis zu Ende anzuhören, weil er wirklich geradezu übermenschliche Anstrengungen unternimmt. Schließlich ist er in ein Flugzeug gestiegen und hat sich vom Flughafen Columbus bis hierher ein Taxi genommen.
    »Also, dann erzähl mir mal von Zara«, sage ich steif.
    Stephen fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Das grundlegende Problem ist, dass sie den ganzen Pullover aufribbeln und wieder von vorn anfangen muss, wenn sie eine Masche fallen lässt.« Er stockt. »Es ist zwanghaft. Und auf allen Gebieten das Gleiche: Alles muss in einer ganz bestimmten Reihenfolge getan werden, wenn nicht, muss sie aufhören und ganz von vorn anfangen.«
    »Aber wieso sollte dich das stören?«
    Stephen errötet leicht. »Wegen manchem, das wir miteinander zu tun pflegten«, sagt er und schaut aus dem Fenster. »Aber das müssen wir nicht weiter vertiefen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es eignet sich nicht als Gesprächsthema.«
    »Wenn du wieder mit mir zusammen sein willst, musst du ehrlich zu mir sein, Stephen. Vollkommen ehrlich.«
    Er starrt auf seine Füße. »Ich sage nur, es gibt Zeiten, da kann es für einen Mann aus Fleisch und Blut sehr frustrierend sein, noch mal ganz von vorn anzufangen - sprich, sich anzuziehen und wieder aufs Sofa zu setzen. Es würde mich gar nicht überraschen, wenn das nicht einen langfristigen seelischen Schaden angerichtet hat. Aus diesem Grund haben wir nie miteinander

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