Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
Vom Netzwerk:
Pille für gehirnamputierte Geizkrägen?«)
    Stephen sagt das, was er bei solchen Gelegenheiten immer sagt. »Ich kann nichts dagegen machen.«
    Mir reißt der Geduldsfaden. »Du könntest es immerhin versuchen!«
    In dem Moment merke ich, dass wir beobachtet werden. Ich schaue zu den zwei Bediensteten von Costa Coffee, die betreten weggucken und sich weiter in fließendem Italienisch unterhalten.
    »Ich glaube, du gehst jetzt besser«, sage ich und starre verdrossen in meine Tasse.
    »Alice.«
    Keine Reaktion meinerseits.
    Okay, ich gebe es zu: Ich dachte wirklich und ehrlich, er würde mir einen Antrag machen. Und jetzt sitze ich da wie ein volltrotteliger, begossener Pudel. Nichts ist mehr so wie zuvor: Ich sehe Stephen in einem anderen Licht - genauer gesagt, dem kalten, grellen Neonlicht des Flughafens Gatwick -, und das ist nicht eben schmeichelhaft. All die Kleinigkeiten, die ich ihm immer nachgesehen habe, strömen jetzt wieder auf mich ein. Ich dachte, ich hätte sie samt und sonders, ein für alle Mal, unter »ferner liefen« verbucht. Aber sie sind immer noch da, abgelegt in der Archivabteilung meines Unterbewusstseins. Mein mit Solarenergie
betriebener Taschenrechner zu Weihnachten. Meine Salatschleuder aus Hartplastik zum Geburtstag. Und, egal was Stephen dazu zu sagen hat, der Kronleuchter von John Lewis in unserem Schlafzimmer macht mit Energiesparlampen einfach nichts her.
    Stephen wirkt betreten. »Hör zu. Ich schlage vor, wir schließen einen Kompromiss?«, sagt er, um einen jovialen Ton bemüht. »Ich zahle die Rechnungen, und du gleichst dann aus, wenn du wieder da bist.«
    »Verpiss dich!«
    Der Groll macht sich in meinen Gehirnwindungen breiter und breiter. Nie hat mir Stephen auch nur annähernd so was wie einen Ring gekauft. Seine Bestleistung auf dem Gebiet des Schmuckerwerbs war ein Paar Goldohrringe (neun Karat) mit Aquamarinen, die er mit den Treuepunkten seiner MasterCard erstanden hat. Und ja, verdammt noch mal, ich hätte nicht das Geringste gegen ein paar Rosen zum Valentinstag einzuwenden, auch wenn sie um die Zeit das Doppelte kosten.
    Er steht auf. »Ich hätte nicht gedacht, dass du so reagierst«, nölt er.
    Und wartet ganz offensichtlich darauf, dass ich einknicke. Vergebens. Nach ein paar äußerst ungemütlichen Sekunden macht er sich davon.
    Instinktiv greife ich nach meinem Koffer, um Stephen nachzulaufen und unseren Streit beizulegen. Ich stehe auf.
    Und weiß genau, wie es weitergeht - immer dieselbe alte Leier. Stephen verspricht hoch und heilig, sich zu ändern, ich glaube ihm, und alles bleibt genauso wie gehabt.
    Stephen bewegt sich Richtung Ausgang. Er hat sich noch nicht mal umgesehen.
    Ich stehe da, meinen Koffer im Griff. Aber ich glaube,
ich halte es nicht mehr länger aus, dass alles genauso bleibt wie gehabt. Spät, aber zweifelsfrei wird mir klar, dass mir für solche Sperenzchen die Zeit zu schade ist. Ich bin fünfunddreißig, was meine Chancen, noch rechtzeitig fürs Kinderkriegen zu heiraten, Tag für Tag mehr dahinschwinden lässt.
    Jetzt steht Stephen vor den Glastüren. Und dreht sich endlich zu mir um. Er hebt eine Augenbraue, was wohl so viel heißen soll wie: Na, was ist, kommst du? Aber er macht keinen Schritt auf mich zu. Das hat geradezu etwas Symbolisches an sich. Er wirkt völlig baff, als ich mich wieder hinsetze und den Koffer loslasse. Ich bin selbst überrascht von mir. Und sehe zu, wie Stephen mit zusammengekniffenem Mund auf dem Absatz kehrtmacht und hinaus in die Nacht marschiert.
    Mist. Vielleicht hatte Teresa mit ihrer Bemerkung anlässlich meines dreißigsten Geburtstags doch recht: »Hast du dir mal überlegt, ein paar von deinen Eizellen einfrieren zu lassen, Alice?«
    Mit einem Schwapp hat die Realität mich eingeholt. Ich habe keinen Mann, kein Eigenheim und eigentlich auch keinen richtigen Job. Wie lange will ich mich noch vor der Erkenntnis drücken, dass Phoebe mich nach Ohio schickt, um mich aus dem Weg zu haben? Das Ganze ist nichts weiter als ein abgekartetes Spiel. Ihnen ist klar, dass Wyatt nie wieder einen Ton singen wird, und wenn ich unverrichteter Dinge zurückkehre, werde ich an die Luft gesetzt. Wenn ich es denn überhaupt bis zurück schaffe. Die Broschüre mit den nützlichen Hinweisen zum Umgang mit Alkoholikern hat mir glasige Augen beschert. Jedes Kapitel endet mit einer Fallstudie über einen real existierenden Alkoholiker.
    Ich sehe es schon genau vor mir. Ich kreuze bei Wyatts
maroder Farm auf, im Hof liegen

Weitere Kostenlose Bücher