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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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ständig in die Tasche seines khakifarbenen Squall-Parkas von Lands’ End.
    »Ist alles in Ordnung?«, frage ich.
    »Alles bestens«, gibt er verdächtig rasch zurück.
    »Ist es deswegen, weil ich fortgehe?«
    Er nickt. »Ja«, quetscht er heraus.
    Er nimmt meine Hand und streicht mir sacht über die Finger.
    »Was ist es denn?« Ich habe so ein leises Gefühl, als wollte Stephen mir etwas sagen.
    Er greift in die Tasche. »Ich habe nachgedacht, Alice. Über uns. Ich weiß, wir haben das, was uns betrifft, immer ganz formlos gehandhabt. Aber dass du nun für ein halbes Jahr weggehst, hat mich die Dinge überdenken lassen.« Er sieht mir tief in die Augen. »Es ist eine lange Trennungszeit, Alice.«
    Ich weiß, was für ein Riesenschritt das für ihn ist. Von fürsorglicher Liebe zu ihm schier überwältigt, nehme ich seine freie Hand. »Stephen, mögen uns auch viele Meilen
trennen, du wirst in Gedanken stets bei mir sein.« Ich sehe mich verstohlen um. Die Kulisse macht nicht viel her. Zwei Männer in vorgeschrittenem Alter räumen die letzten süßen Teilchen aus der Kuchenvitrine. Falls Stephen mir tatsächlich einen Antrag macht, werden wir uns zur Feier des Tages ein dänisches Plundergebäck teilen dürfen.
    Er holt tief Luft. »Dein Jobangebot hat mich völlig überrumpelt. Es hat mich gezwungen, einige wesentliche Dinge neu zu werten. Und ich weiß, ich hätte dich schon eher fragen sollen - und du findest es sicher ein bisschen spät, um die Uhrzeit …«
    Ich lege kokett den Kopf schief und schenke ihm ein einfältiges Lächeln. »Nein.«
    »Aber ich habe eine Weile gebraucht, um Ordnung in den Wirrwarr zu bringen.« Er nimmt die Hand aus der Tasche und präsentiert - seinen Spiralblock mit einem sorgsam zusammengelegten Din-A-4-Blatt darin, das er vor meinen erstaunten Augen entfaltet. Hat er etwa ein Gedicht geschrieben?
    Nein. Es ist eine Tabelle.
    »Hör zu, Alice, es geht um deinen Beitrag zu den Nebenkosten für die Zeit, in der du nicht da bist.«
    »Was?«
    »Ich weiß. Es lässt sich natürlich anführen, dass du aufgrund physischer Abwesenheit nicht in die Pflicht genommen werden solltest. Aber das Gegenargument ist die einvernehmliche Abmachung, unter der wir zusammengezogen sind - dass wir alle Kosten teilen. Und ich für mein Teil habe in unserem Haushaltsplan nicht vorgesehen, für sämtliche Kosten allein aufzukommen, solange du nicht da bist.«
    Mir fehlen die Worte.
    Stephen fasst mein Schweigen als ein Zeichen auf fortzufahren,
was er denn auch mit wachsendem Selbstbewusstsein tut. »Nun, ich räume ein, dass du während deiner Abwesenheit keine Ressourcen wie Strom, Gas und Wasser verbrauchen und keinen Nutzen aus der Entsorgung des Hausmülls ziehen wirst. Doch diese Dienstleistungen stehen für dich bereit, wenn du zurückkehrst! Deshalb halte ich es für die fairste Lösung, dass du die Hälfte der laufenden Kosten für jede Leistung der öffentlichen Versorgungsbetriebe übernimmst.«
    »Für jede Leistung?«
    »Plus die halben Fernsehgebühren natürlich.«
    Wenn der verdammte Check-in schon offen hätte, würde ich auf der Stelle aufstehen und gehen. Nur noch ein paar Stunden, bevor ich einen Flug antrete - den zu überleben ich mir nur sehr geringe Chancen ausrechne - und irgendwo in der hinterletzten Pampa einen versoffenen Einsiedlerkrebs dazu überreden soll, wieder zu singen. Ich gebe zu, mir war schon vorher der Gedanke gekommen, dass meine Abreise Stephen möglicherweise auf die Sprünge helfen könnte, sich endlich zu erklären. Doch diese Hoffnungen sind nun zunichtegemacht - von einem Mann, dem sein Kontostand mehr am Herzen liegt als meine monatelange Abwesenheit.
    »Du verdienst doch ein Vermögen«, sage ich verbittert.
    Er sieht mich scheel an. »Ich verstehe nicht, inwiefern das eine Rolle spielt.«
    »Solange ich fort bin, werde ich eine Menge Ausgaben haben.«
    »Ich bedaure, dass du es so aufnimmst, Alice«, sagt er steif. »Ich versuche nur so vorzugehen, wie es recht und billig ist.«
    »Für dich vielleicht. Aber was ist mit uns?« Jetzt bin ich
wirklich sauer. »Manchmal glaube ich, dir liegt mehr am Geld als an mir.«
    (Mit einem Mal kommt mir eine von Dr. Vaizeys Sitzungen wieder in den Sinn. Stephen hatte gerade erläutert, warum er es nicht über sich bringt, mehr als fünfundzwanzig Pfund für ein Weihnachtsgeschenk auszugeben. Dr. Vaizey nickte mitfühlend. Woraufhin Andy - nicht allzu gedämpft - sagte: »Na, Doc, wie ist es, gibt es so was wie eine

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