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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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aber das nehme ich in Kauf, weil ich andererseits so viel von ihm lerne. Letzten Monat kamen die Jungs von Firestorm zu uns ins Büro, um über eine Vertragsverlängerung zu verhandeln. Firestorm - schwarzes Leder, wilde Haartracht - ist unsere wichtigste Band in den Heavy-Metal-Charts. Graham bot ihnen einen Platz an, ließ einen Teller mit Schoko-Vollkornkeksen herumgehen und redete ihnen die Idee aus, zu unserem Konkurrenten Sony überzulaufen.
    »Hört mal, Jungs, wollt ihr denn wirklich fünf kleine Zierfische in einem riesengroßen Teich sein?«
    Die Feuerstürmer dachten scharf nach, wechselten Blicke und schüttelten kleinlaut die Köpfe. Woraufhin Graham lässig nach den Vertragsunterlagen griff. »So, und nun setzt schön eure Pfotenabdrücke hierhin.«
    Graham ist der Überzeugung, dass die besten Bands die sind, die ihre Songs selbst schreiben, live auftreten und zusehen, »bahnbrechende« Alben herauszubringen. Graham ist immer noch scharf auf Alben und hat letztlich nie kapiert,
worum es bei dem geht, was in der Musikpresse immer als »digitale musikalische Revolution« bezeichnet wird. Er ist erst seit Kurzem im Besitz eines BlackBerrys, und wer in seiner Gegenwart von »Musik teilen« spricht, muss sich darauf gefasst machen, dass Graham die Augen aus den Höhlen treten und eine Standpauke über Raubkopien fällig ist. »Das ist Diebstahl!«
    Graham hört Johnny Cash, Rod Stewart und, in verwegenen Momenten, auch mal ein bisschen was von Eric Clapton aus seiner Frühzeit. »Alle Großen schreiben ihre Songs selbst, Alice. Wie Wyatt.« An meiner Bürowand hängt ein Riesenposter von Wyatt Browns erstem Albumcover - Moonshine.
    »So was brauchen wir«, seufzt Graham regelmäßig, wenn ein harter Tag sich dem Ende zuneigt. »Ein neues Moonshine . Wyatt hat uns in den Neunzigern Millionen eingebracht.«
    Einmal habe ich ihn gefragt: »Meinst du, du könntest ihn überreden, wieder Aufnahmen zu machen?«
    Graham zuckte mit den Achseln. »Er steht immer noch unter Vertrag. Wir haben versucht, ihn wieder in die Gänge zu bringen. Aber seit seinem alkoholischen Totalabsturz vor fünf Jahren in Montreal hat er keinen Ton mehr gesungen.« Graham legte eine Schweigeminute ein. »Wyatt hatte alles drauf, verstehst du. Country, Rock und ein bisschen Pop, schön miteinander vermengt.« Er seufzte. »Für jeden etwas.«
    Weil Montag ist, mache ich bei Pret A Manger halt: einen Joghurt-Muffin mit Pekannüssen für mich sowie einen mittleren Cappuccino und ein Zimt-Rosinen-Teilchen für Graham. Graham und ich würden niemals eine Affäre miteinander anfangen, aber unsere regelmäßigen Seitensprünge
zum Konditor halten wir vor unseren jeweiligen Partnern sorgsam geheim. Grahams Frau geht davon aus, dass er sich weitgehend glutenfrei ernährt, und Stephen hat in unserem Monatsbudget keinen Posten für Essen oder Trinken zum Mitnehmen vorgesehen.
    Es ist Viertel nach neun, und mit Graham ist nicht vor zehn zu rechnen. Ich lege die letzten fünf Minuten Fußweg zur Zentrale von Carmichael Music zurück, die in einer Seitenstraße um die Ecke vom Kensington Odeon liegt, lasse mich von der gläsernen Drehtür ins Foyer schieben und winke Lisa zu, die am Empfang sitzt und telefoniert. Sie winkt heftig zurück, während ich auf den Lift zuschieße, und als die Türen sich hinter mir schließen, ist mir, als hätte sie meinen Namen gerufen. Aber wie üblich ist die Zeit zu kurz, um den Knopf für »Tür öffnen« zu finden, bevor der Lift sich zu den Büros in den obersten Etagen aufmacht. In der hell erleuchteten Kabine betrachte ich prüfend mein Spiegelbild und stelle zu meinem Entsetzen fest, dass ich nicht im Mindesten sonnengebräunt wirke, sondern eher einem Strahlenopfer gleiche, mit eigenartig verfärbten Stellen an Nase, Kinn und Stirn, überall dort, wo ich mit der Klorolle nicht fest genug gewischt habe. Aber ich komme nicht dazu, eins von meinen Papiertaschentüchern aus der Kleinpackung zu ziehen, weil im selben Moment eine E-Mail auf meinem BlackBerry erscheint; mit der Absenderadresse kann ich nichts anfangen.
    Absender: [email protected]
Betreff: alice ich komme nicht
Nachricht: komme heute natürlich nicht ruf mich auf dem
handy an graham ps sieh dich vor alles liebe
    Bevor ich mir einen Reim auf Grahams Botschaft machen oder mir schnell irgendwo notieren kann, dass ich ihm beibringen muss, wie man Großbuchstaben hinkriegt, gehen die Lifttüren auf. Vor mir stehen vier Menschen in dunkler

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