Zuckermacher 02 - Aschenblüten
solche düstere Kleidung trug, sehr passend fand), die Haushälterin von Lady Jane. Als solche stand sie dem gesamten weiblichen Dienstpersonal vor: Köchinnen, Dienstmägden, Gouvernanten, Näherinnen und Waschfrauen.
Nach einem kurzen Augenblick wurde uns klar, was Martha uns gerade Über Mrs. Black hatte sagen wollen, denn als sie auf uns zukam, hickste sie zweimal und vollführte dabei kleine Bewegungen, bei denen ihr Kopf nach hinten stieß und sie ein wenig Luft einsog. Ich hätte beinahe laut gelacht, schaffte es jedoch gerade noch, mich zusammenzureißen.
Mrs. Black streckte die Arme nach Grace aus. »Endlich! Herzlich willkommen in Highclear House!«, sagte sie und fügte hinzu: »Die Kleine ist uns wirklich sehr willkommen.«
Sarah und ich machten beide einen Knicks - ich mit einiger Mühe, weil Grace inzwischen pummelig und schwer geworden war. Mrs. Black nahm sie mir ab, und ich glaubte, dass Grace schon schreien wollte, weil eine Unbekannte sie anfasste. Sie setzte bereits dazu an, doch Mrs. Black hickste zwei weitere Male und Grace vergaß zu brüllen. Sie betrachtete die Haushälterin mit einem so erstaunten Ausdruck, dass ich wieder beinahe lachen musste.
»Kommt jetzt nach oben, Lady Jane möchte Euch sprechen«, sagte Mrs. Black. »Und vergesst bloß nicht, ihr zu sagen, wie dankbar Ihr seid, dass sie so freundlich ist, Euch hier aufzunehmen.«
Sarah und ich warfen uns einen kurzen Blick zu, und als Mrs. Black uns durch die Küche voranging, flüsterte ich ihr zu, dass es genau umgekehrt sein sollte: Lady Jane sollte uns dankbar sein, dass wir Grace gerettet hatten. Sarah machte mir ein Zeichen, still zu sein.
Mrs. Black, die immer wieder leise hickste, führte uns einen langen Flur entlang, durch mehrere Türen hindurch und ein paar Treppenstufen hoch und hinunter. Schließlich kündigte sie an, dass wir nun in den Teil des Hauses gelangten, den Lady Jane und ihre Familie bewohnten.
Wir gingen durch eine Tür, und der Unterschied zwischen den beiden Teilen des Hauses stach sofort ins Auge. Eben befanden wir uns noch in einem schmalen, dunklen Treppenhaus ohne Teppich, und einen Augenblick später waren wir in einer Welt, in der die Luft getränkt war vom Geruch von Potpourri. Unsere Füße versanken in dicken, weichen Teppichen, und wir sahen uns Wände an, die so großzügig mit Porträts, Spiegeln und Wandteppichen behängt waren, dass man die Tapete dahinter kaum sehen konnte.
»Ihr werdet den vorderen Teil des Hauses nie wieder betreten, es sei denn, Ihr werdet dazu aufgefordert«, sagte Mrs. Black. »Das Haus ist nämlich so angelegt, dass das Personal und die Familie ein völlig getrenntes Leben führen. Hier hat die Dienerschaft eigene Treppen und Flure und wird von der Familie nicht gesehen.«
Sarah und ich sahen beide Überrascht auf, weil wir so etwas noch nie gehört hatten.
»Es ist, damit die Herrschaften, die morgens die Haupttreppe hinaufgehen, die Nachttöpfe von der vergangenen Nacht, die gleichzeitig heruntergetragen werden, nicht sehen«, sagte Mrs. Black.
»Und gibt es wirklich einen Raum zum Baden«, fragte ich, »in dem das warme Wasser aus einem Hahn an der Wand kommt?«
»Den gibt es«, sagte sie, »aber zwei Dienstmägde müssen je vier Stunden arbeiten, um den Wasserbehälter mit warmem Wasser zu füllen, deshalb ist er bisher nur ein einziges Mal in Betrieb genommen worden, und zwar nach der letzten Niederkunft von Lady Jane.«
Wir blieben vor einer Tür stehen, die Über und Über mit vergoldeten Reliefs bedeckt war. Mrs. Black nahm Grace auf eine bequemere Art in den Arm und rieb ihr einen Fleck von der rundlichen Wange, dann warf sie Sarah und mir einen kritischen Blick zu. »Könnt Ihr nicht Euer Haar ein bisschen mehr bändigen?«, fragte sie mich. »Es sieht so zerzaust aus.«
Ich zupfte meine Haube zurecht. »Ich habe es hinten zusammengebunden«, sagte ich und drehte mich etwas zur Seite, um es ihr zu zeigen. »Doch ich fürchte, es hat seinen eigenen Willen.«
»Und diese Farbe«, murmelte Mrs. Black. »Findet Ihr nicht, dass es Übermäßig leuchtet?«
Das tat ich natürlich und hatte auch schon viele Male versucht, seine Röte ein wenig abzuschwächen, doch seit ich herausgefunden hatte, dass Nelly Gwyn exakt dieselbe Haarfarbe und dieselbe Art Haar hatte wie ich, hatte ich mich ein wenig damit ausgesöhnt. Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Locken, die dadurch nur noch mehr abstanden.
Sarah verkniff sich ein Lächeln. »Hannahs Haar wird
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