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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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grundsätzlich Salz oder Pfeffer, und wenn sie beides auf sein Tablett zum Nachwürzen stellte, fehlte Muskat oder Paprika, oder es war zu wenig Soße oder zuviel Butter dran, der Tee war zu kalt oder der Toast zu braun gebrannt. Er sagte es, seiner guten Erziehung gemäß, nie unfreundlich, nur mahnend, manchmal erstaunt, daß sie die einfachsten Dinge noch nicht begriffen hatte. Gaby zitterte oft so stark, daß sie Daniel bat, das Tablett ins Schlafzimmer zu bringen. Auch dann sah Hubert sie verweisend an, schwieg aber. Seinen Krankenbesuch ließ er ins Schlafzimmer kommen, obwohl Gaby protestierte. War Ruhe nicht wichtiger für ihn? Und ihr Schlafzimmer war so ein intimer Ort, aber er wischte ihre Bedenken unwillig zur Seite. Dann brachte sie auch für den Besuch Tee, Kaffee oder Erfrischungsgetränke nach oben, während Freunde, Bekannte oder auch beinahe Fremde auf ihrem Bett saßen, rauchten, lachten und Hubert bewunderten, wie gleichmütig er seine Schmerzen hinnahm und die neue Operation. Was für ein toller Kerl, da könnte man nur den Hut abnehmen. Und Gaby nickte, schenkte nach, lächelte und zitterte. Die Bombe, dachte sie, die Zeitbombe tickt. War dies die Bombe? War “es” Huberts Operation? War es das, wovor sie Angst hatte? Würde danach nichts wieder so sein wie früher?
    Was ist nur mit uns geschehen, dachte Gaby. Wo ist die innige Verbundenheit, der Gleichklang, das Lachen geblieben? Trübsinnig sah sie über das aufgewühlte Adriatische Meer an der Küste Jugoslawiens. Hatte das alles nur in ihrer Einbildung bestanden, hatte sie sich jahrelang etwas vorgemacht? Kamen jetzt, mit Huberts Gesundheitskrisis, auch die anderen Schwachstellen zum Vorschein? Oder war es nur seine Unfähigkeit, über seine Angst zu reden, die ihn unausstehlich machte? Der Urlaub am jugoslawischen Strand war eine Kette von trüben Tagen, beklemmender Stimmung und vielem Unausgesprochenen. Gleich nach dem Flug verschlechterte sich sein Ischias wieder. Für den einen Steinwurf entfernten Strand hatte er eine halbe Stunde nötig. Wenn Gaby geduldig neben ihm stehenblieb, ihn stützen wollte, schubste er sie ungeduldig zur Seite. “So weit ist es noch nicht. Geh bitte schon vor.” Ihr Herz krampfte sich zusammen, wenn sie sein von Schmerzen gezeichnetes Gesicht sah, aber noch mehr, weil er sie immer und immer wieder von sich wegstieß. Was mache ich nur verkehrt, fragte sie sich, ich will ihm zur Seite stehen, in guten und in schlechten Tagen, und er weist mich zurück. Ich bemuttere ihn doch nicht über Gebühr, ich behandele ihn doch nicht wie ein Kind. Ich will nur für ihn da sein. Sie fragte auch ihn, was sie verkehrt tue, ob sie ihn nerve, aber er wich ihrem Blick aus. “Ich weiß nicht, wovon du redest.” Jeden Tag ließ er ein Taxi kommen, um sich zur Massage fahren zu lassen. Ihre Begleitung lehnte er ab. “Nicht nötig, ich komme allein zurecht.” Bei dem für die Jahreszeit ungewöhnlich trüben Wetter wußte Gaby wenig mit den Kindern anzufangen, die unruhig waren und dauernd ihre Aufmerksamkeit forderten. Sie ging mit ihnen zum Minigolf, spielte mit ihnen die ganze Skala von “Mensch ärgere dich nicht” bis hin zu Mikado und Würfelspielen. Immer allein mit den Kindern, weil Hubert nach der Massage ruhte, trübe zur Decke sah. Dann, mit der langsamen Wetterbesserung, nahmen auch seine Schmerzen ab, er ging mit zum Strand, lächelte wieder — wie gehabt — liebenswürdig und unverbindlich. Bei Tisch schenkte er wieder zuvorkommend den Wein ein, ermunterte sie, mehr zu essen, weil sie ja so blaß und abgespannt aussähe. Ihre Blässe verschwand unter den bräunenden Sonnenstrahlen, sie konnte wieder mehr essen und trinken, aber innerlich trocknete sie aus, verlangte sie nach einem guten Wort, einer echten Zuwendung. Die bevorstehende Operation, dachte sie, wenn die erst einmal vorbei ist, dann wird alles wieder anders. Er kann nicht darüber reden, er versucht das alles so wegzustecken. Ein Mann wie er kann nicht schwach und krank sein. Es stimmt nicht mit dem Bild überein, das er von sich hat. Wenn man schwach und krank ist, ist man vielleicht anderen ausgeliefert. Hatte ihr starker Hubert davor auch eine panische Angst? Gaby konnte die Angst verstehen. Sie kannte sie von sich selbst. Aber warum hatte Hubert sie? Warum gestattete er sich selbst nicht, schwach zu sein? Warum lief er vor der Wahrheit davon?
    Die erneute Herzoperation verlief beinahe nach Schema F. Alles wie gehabt, dachte Gaby,

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