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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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suchte die “Schuld” bei sich, obwohl sie nicht wußte, ob man hier überhaupt von Schuld reden konnte. “Oder dein Vater? Vielleicht hast du Angst vor Männern?” — “Ich finde sie einfach nicht anziehend”, lachte Natalie. “Ach Mammi, wenn du wüßtest, wie schön Monique ist. Und so klug. Und so warmherzig. Darf ich sie das nächstemal mitbringen?” Das erstemal seit Jahren sah sie Natalie glücklich. Nach der Reise war sie zufrieden und erfüllt von den vielen Erlebnissen gewesen, aber jetzt leuchtete sie vor Glück. Wie sollte sie das ihrer Tochter mißgönnen? “Natürlich kannst du sie mitbringen, Natalie. Ich freue mich für dich. Ich hoffe, du bleibst so glücklich.”
    Seit diesem Gespräch hatte sie eine andere Beziehung zu Natalie. Ihre Tochter ließ sie dichter an sich heran. Sie hatte jemanden, mit dem sie über ihre geliebte Monique reden konnte. Und Gaby hatte jemand, mit dem sie über Ursel reden konnte. Natalie lachte sie schallend aus. “Doch nicht Ursel, Mammi. Das ist absurd. Sonst würde ich für Hubert meine Hand nicht ins Feuer legen, aber Ursel? Absurd.” Ursel war wohl doch ein Hirngespinst. Obwohl Gaby auch der Zusatz wehtat, daß sie für Hubert nicht die Hand ins Feuer legen wollte. Aber was Ursel betraf — Gitte hatte sie auch ausgelacht. Den Gedanken konnte sie endgültig begraben. Gott sei Dank!
    Und dann erzählte sie Natalie von Pappi. Und Natalie hörte zu, unterbrach sie nicht, ließ sie ausreden. “So ein Schwein”, sagte sie, “mein Gott, was für ein Schwein.” Sie setzte sich neben Gaby und streichelte sie, aber Gaby konnte es nicht ertragen, weil sie befürchtete, in Tränen auszubrechen und nicht mehr aufzuhören. Ihre kleine Tochter streichelte sie, begriff sie. Ja, das sagte sie auch. Ihre kluge, große Tochter. “Jetzt wird mir so manches klar. Kein Wunder, daß du manchmal so frustriert bist.” Gaby wußte nicht genau, worauf sich der Frust bezog, aber das war auch nicht so wichtig. Sie hatte ihre Tochter wiedergefunden.

    Charlott hatte endlich geredet. Nach über zwanzig Jahren hatte sie den Schleier von Xenias Vater gelüftet und ihrer Tochter bekannt: “Hubert ist nicht dein leiblicher Vater. Ich hatte eine Affäre mit dem Freund deines Vaters, und du bist sein Kind.” Noch am gleichen Abend erzählte sie es auch den beiden Söhnen: “Xenia ist eure Halbschwester, Hubert ist nicht ihr Vater.” Curd, der Älteste, war wie vom Donner gerührt. Unzählige Male hatte gerade er das Gespräch auf das dunklere Äußere seiner Schwester gebracht, und immer wieder war er mit irgendwelchen fadenscheinigen Erklärungen abgespeist worden. Auch Xenia selbst hatte immer und immer wieder vor dem Spiegel gestanden und sich nachdenklich betrachtet. “Wem, um Himmels willen, sehe ich ähnlich?”

    Charlott hatte Hubert angerufen, um ihm mitzuteilen, daß sie es nun für richtig gefunden hätte, über Xenias wahre Herkunft zu reden. Bei dem folgenden Gespräch mit Xenia und den Jungen war Gaby dabei. Für einige Augenblicke hatte sie das Gefühl, daß das Eis brach. Hubert war sichtlich gerührt, als Xenia die Arme um seinen Hals schlang und ihn den einzigen, wahren Vater nannte. “Schließlich hast du mir deinen Namen gegeben. Du bist der, den ich all die Jahre Pappa genannt habe.” — “Das war doch selbstverständlich”, Hubert strich ihr über die dunklen, glänzenden Haare. “Ich habe dich immer als meine Tochter angesehen.” Gaby war überzeugt, daß er die Wahrheit sprach. Sie glaubte sogar, daß er die Tatsache, daß er nicht der leibliche Vater Xenias war, meistens erfolgreich verdrängt hatte. Curd saß blaß und wie versteinert in der Couchecke. “Bist du deswegen von unserer Mutter weggegangen? Warum hast du nie mit uns darüber geredet? Warum hast du den Mann nicht rausgeschmissen? Warum habt ihr uns jahrelang an der Nase herumgeführt?” — “Ich hatte deiner Mutter mein Wort gegeben. Sie selbst sollte den Zeitpunkt bestimmen, wann sie es Xenia sagen wollte.” — “Und du”, Curd sah ihn an, als sähe er einen Fremden, “was wolltest du? Fandest du es richtig, uns immer wieder Theater vorzuspielen?” — “Mir waren die Hände gebunden”, beharrte Hubert. “Charlott wollte es so.” Wie ernst er sein Wort nimmt, dachte Gaby wieder mit einer gewissen Rührung. Ein Mann mit Charakter. Ihr selbst war ein Stein vom Herzen gefallen. Endlich wußten es die Kinder. Nun galt sie vielleicht nicht mehr als die Frau, die ihnen den Vater

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