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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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schlimm. Hatte er Mutti damit beruhigen können?
    Hubert machte sich wirkliche Sorgen um sie. Er führte sie vorsichtig über die spitzen Steine am Strand, nahm ihre Hand, als sie ins Wasser wateten und schwamm dann dicht neben ihr. Gaby schloß die Augen und ließ sich im Wasser treiben. Wie leicht sie war, kein Bauch, der ihre Bewegungen schwerfälliger machte, keine Kurzatmigkeit, die sie beim Laufen hinderte, leicht wie eine Vogelfeder, die von der Luft getragen wurde und sich in einem unbekannten Rhythmus wiegte. Das warme Wasser streichelte und liebkoste ihre Haut und nahm alles Harte und Schmerzende mit sich fort. Wie neugeboren fühlte sie sich, rein und unschuldig. Sie hatte noch einmal eine Chance bekommen. Mit Robbie hatte sie sie nicht genutzt. Sie hatte ihn vielleicht nicht genug geliebt. Wenn sie ihn mehr geliebt hätte, hätte er nicht zur Flasche gegriffen. Aber jetzt war da Hubert. Hubert war stark und gut. Er trank nur soviel, wie er vertragen konnte. Er wußte immer, was er wollte. Und er wußte, was gut für sie war. Er wollte nur ihr Bestes.
    Sie blinzelte gegen das Sonnenlicht, um ihn sehen zu können. “Wir müssen zurück, Kleines, du wirst mir sonst zu kalt.” Ihr war nicht kalt. Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen und sich in die Tiefe gleiten lassen. Wie eine Meerjungfrau, die in dieser grünen Welt unter ihr zu Hause war.

    Am Strand nahm er wieder ihren Arm, wollte sie zu der Decke führen, die er fürsorglich für sie ausgebreitet hatte. Manfred und Natalie spielten weiter weg mit einem Ball. Die Wehe kam unerwartet, wie eine Explosion in ihrem Unterleib, ihre Beine knickten unter ihr zusammen, und sie sank tonlos in die Knie. Als sie wieder durchatmen konnte, sah sie Huberts erschrecktes Gesicht wie durch einen Nebel. “Das Kind”, flüsterte sie. “Bring mich ins Krankenhaus. Unser Kind kommt.”
    Drei Tage lang hatten die Ärzte in der Universitätsklinik versucht, die Wehen zurückzuhalten. Gaby lag am Tropf und durfte sich nicht rühren. Gleichzeitig wurde untersucht, ob die Lungen des Kindes reif waren oder ob andere erschwerende Faktoren einer Geburt im Wege standen. “Wahrscheinlich ist Ihnen bei der Berechnung der letzten Periode ein Fehler unterlaufen”, sagte der Oberarzt bei der letzten Visite. “Wir glauben jedenfalls, daß sie im achten Monat schwanger sind. Alle Befunde sind sehr zufriedenstellend. Das Kind ist reif, wie wir sagen. Morgen früh bringen wir sie in den Kreißsaal. Dann kann es losgehen.”
    Am Abend vorher saß Hubert an ihrem Bett. “Morgen haben wir unser erstes Kind”, Gaby vermied seinen Blick. “Wenn nur alles gutgeht.” Und hoffentlich wird es ein Junge, dachte sie. Sie wollte einen Jungen, so wie Hubert, mit den dunklen Locken, mit den blauen Augen, lieb und doch selbstbewußt im Wesen. Für einen Jungen war alles einfacher.
    Ihre kleine Tochter hatte sie vor Pappi nicht schützen können. Zumindest einmal nicht. Das war, als Mutti schon tot war und sie ihn und Mark eingeladen hatte. “Ich kümmere mich um ihn”, hatte sie Mutti versprochen. Vielleicht hat er sich wirklich geändert, hatte sie gedacht, als sie sah, wie er mit Natalie und Manfred friedlich Halma spielte. Ihnen Geschichten vorlas. Ihnen bei den Schulaufgaben half. Keine Gieraugen. Abends hatte er mit Robbie getrunken. Die Cognacflasche war beinahe leer, als sie nach dem Abwaschen das Geschirr in den Schrank räumte. Sie ging ins Kinderzimmer, um das Licht auszuknipsen. Manfred schlief schon, Natalie sah sie mit großen Augen an. “Ist etwas?” hatte sie gefragt. Einen Augenblick hatte Natalie herumgedruckst. “Du sagst immer, ich soll dir alles sagen”, begann sie dann unsicher. “Ja”, sagte Gaby und spürte die Gefahr. “Bitte, du sollst mir immer alles sagen.” — “Der Opa”, Natalie sah sie zweifelnd an. “Vielleicht hat er sich auch nur vertan. Aber er ist so komisch. Er hat mir zweimal in die Pyjamahose gegriffen. Du weißt schon, zwischen die Beine.” Gaby fühlte, wie eine Riesenhand ihren Magen zusammendrückte und ihr Mund trocken wurde. Sie beugte sich über ihr Kind, nahm es schützend in ihre Arme. “Er hat sich bestimmt vertan. Auf jeden Fall wird er es nie wieder tun.” Sie wunderte sich über ihre ruhige Stimme. “Gut, daß du es mir gesagt hast.”
    Natalie kuschelte sich unter ihre Bettdecke. “Ich dacht’ ja auch nur, komisch tut der Opa.” — “Ja, sehr komisch. Schlaf jetzt, mein Mädchen!” Im Gang hatte sie sich gegen

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