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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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Sie glaubte nicht, daß irgend jemand sie wirklich brauchte. Natalie und Manfred nicht. Natalie suchte Tag für Tag die Konfrontation mit ihr. “Du legst viel zuviel Wert auf Äußerlichkeiten”, hatte sie gestern ihre Mutter angeschrien. “Aber das ist wahrscheinlich auch das einzige, was du hast: ein hübsches Gesicht. Steckt da eigentlich auch noch etwas dahinter?” Gaby hatte ihr erstarrt hinterhergesehen. Beim Knall der zufallenden Tür war sie zusammengefahren. Ahnte ihre Tochter, daß die glatte Maske Abgründe verbarg? Die unangenehme Szene schien aus einem Nichts geboren. “Die Jeans kannst du wirklich nicht mehr anziehen”, hatte sie zu Natalie gesagt. “Sie sind dir entschieden zu klein.” Im letzten Jahr war Natalie bestimmt zehn Kilo schwerer geworden. “Babyspeck”, sagte Hubert. “Wenn der erste Freund auf der Bildfläche erscheint, wird sie schon auf ihre Linie achten.”
    Gaby befürchtete, daß mehr dahinter steckte, aber sie schwieg. Hubert war der einzige, der gut mit Natalie auskam. Wahrscheinlich begriff er als Mann mehr von einer heranwachsenden Frau. Sie selbst konnte sich doch nicht mit ihrer Tochter vergleichen! In ihrem Alter hatte der Krieg mit Pappi begonnen. “Nie wieder”, hatte sie gesagt. Und: “Ich hasse dich.” Die Luft zu Hause war durchtränkt gewesen von Haß, Angst, Wut und Nicht-Begreifen. Nie wieder, hatte sie gesagt — aber sie hatte ihm nicht immer entkommen können...
    Mit Manfred verstand sie sich besser. Zumindest, wenn sie ihn in Ruhe ließ. Er war ganz einfach frech. “Ich laß mir nichts mehr gefallen”, schnaubte er und rieb mit der einen Hand die geröteten Knöchel seiner anderen Hand. “Wenn die Käseköpfe hier meinen, sie können ‘Mof’ hinter mir herrufen, haben sie sich geschnitten. Die werden schon begreifen, daß mit mir nicht gut Kirschen essen ist.”
    “Laß ihn doch”, sagte Hubert. “Ein richtiger Junge muß sich durchsetzen können. Das habe ich als Kind auch lernen müssen.”
    “Ein richtiger Junge muß Mumm in den Knochen haben”, hatte Pappi gesagt und Achim mit der schweren Kohlenschütte die Treppen rauf und runter gescheucht.
    Aber Hubert war anders. Er war ein normaler Junge in einem normalen Elternhaus gewesen. Er wußte, wie Jungens waren.
    Ja, wer brauchte sie? Wer würde sie vermissen?

    Daniel würde sie vermissen. Aber er war so klein. Er würde sich schnell an jemand anderen gewöhnen.
    Und Hubert? Er sagte, daß er sie liebe. Und daß er sie brauche. Aber er war so weit weg von ihr. Obwohl er ihr gegenüber am Tisch saß, neben ihr im Bett lag, fühlte sie sich meilenweit von ihm entfernt. Sie konnte es nicht erklären, aber oft glaubte sie, daß er in einer anderen Welt lebte. In einer Traumwelt, die nur aus Sex und Fleisch bestand. Wenn er in ihren Armen von anderen Frauen träumte, was bedeutete sie dann für ihn? In einer guten Partnerschaft, dachte sie, müßten doch beide wirklich am Wohl und Wehe des anderen interessiert sein und darin Kraft investieren. Aber er fragte nie nach. Wenn sie sagte, sie habe nicht gut geschlafen, fragte er nie: “Warum nicht?” Wenn sie sagte, daß im Supermarkt die Wände auf sie zukamen, sagte er: “Warum wartest du nicht auf mich?” Aber sie konnte doch nicht alles nur noch an seiner Hand erledigen? Es war schon schlimm genug, daß sie in kein Restaurant, zu keinem Fest mehr ohne seinen starken Arm gehen konnte. Aber auch dann, wenn er ihr Zittern spürte, einen schnellen Blick auf ihr verkrampftes Gesicht warf, fragte er nie: “Warum?”
    “Männer”, sagte Jean, “Männer kommen von einem anderen Stern. Im besten Falle versuchen sie zu begreifen, was in uns vorgeht, fühlen können sie es nicht.”
    Wenn es abends fünf Uhr wurde, freute Gaby sich schon auf die ruhige Plauderstunde mit Jean. Hubert kam doch meistens spät von der Firma, ihr eigenes Essen war fertig, der Fußboden blinkte, was sollte sie zu Hause? Während Jean Kartoffeln schälte, Gemüse putzte und das Fleisch anbriet, lauschte sie ihren Berichten aus dem Krankenhaus, die sie mehr oder weniger komisch wiedergab. “Kannst du dir vorstellen, daß wir bei den Frischoperierten einen Mann haben, Mitte vierzig schätze ich, der zwei Frauen hat? Eine gesetzliche, bei der er zum Wochenende lebt, und eine illegale, die während der Woche sein Bett wärmt. Der Gute ist Vertreter. Das Problem ist jetzt nur für ihn, daß die beiden Frauen sich nicht im Krankenhaus über den Weg laufen. ‘Mittags ist

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