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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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weiß, du mit deinen gesunden Sachen. Warte, ich hol was.«
    Er suchte im Badezimmer herum, als das Telefon klingelte.
    »Achte einfach nicht darauf«, sagte ich und lauschte auf das, was ich englisch und japanisch auf Band gesprochen hatte: daß der Anrufer seine Nachricht bitte mit Uhrzeit und Datum hinterlassen möge. Nach dem Piepston meldete sich eine Stimme, die genau wie die von Hugh klang. Ich sah ihn an, und er stieß einen Schreckensschrei aus.
    »Das ist Angus. Mein Gott, was für ein Tag!« Er hastete in die Küche ans Telefon.
    Ich setzte mich auf und lauschte. Hugh hat drei Schwestern und einen Bruder, besagten Angus, dessentwegen er sich die meisten Gedanken machte. Das Nesthäkchen der Familie – Angus war mittlerweile zwanzig – war von mehreren britischen Internaten geflogen, bevor er sich auf eine dreijährige Reise durch Europa und Asien machte. Hugh schickte immer wieder Briefe an Postfachadressen auf der ganzen Welt, ohne als Antwort auch nur eine Postkarte zu erhalten.
    Jetzt hörte ich Hugh ganz aufgeregt mit viel stärkerem Glasgower Akzent reden als sonst. Ich erhob mich und drückte die Hand auf eine Stelle an meiner linken Pobacke, die ich mir an der Kommode aufgekratzt hatte. Dann zog ich meinen Bademantel wieder an und ging in die Küche.
    »Du kannst bei mir wohnen, so lange du möchtest«, sagte Hugh gerade und legte dann die Hand über das Mundstück des Hörers. »Rei, hast du diesen Mittwoch nachmittag Zeit? Könntest du kurz zum Flughafen fahren und Angus abholen?«
    Kurz zum Narita Airport fahren, das war ein Ding der Unmöglichkeit. Die Reise dauerte von Tür zu Tür ein paar Stunden, je nachdem, wie die Laune der japanischen Straßenverkehrsgötter war.
    »Aber sicher. Frag ihn, wie er aussieht«, flüsterte ich, denn vielleicht hatte er sich ja den Schädel kahl rasiert. Schließlich war die letzte Adresse, die wir von ihm gehabt hatten, ein buddhistischer Tempel in Indien gewesen.
    »Wie er aussieht?« wiederholte Hugh. »Wie eine jüngere Ausgabe von mir natürlich.«
    Das konnte ich mir nicht vorstellen, denn Hugh Glendinning war der Inbegriff des adretten Firmenanwalts, selbst wenn er splitterfasernackt am Küchentisch saß. Vielleicht war Angus genauso groß und durchtrainiert wie Hugh und hatte auch sein dichtes, rotblondes Haar und seine grünen Augen, aber wahrscheinlich würde er sich nicht wie der Kronprinz von Tokios Juristengemeinde geben.
    »Hab ich dir schon erzählt, daß ich mit meiner Freundin zusammenwohne?« sagte Hugh gerade ins Telefon. Kurzes Schweigen. »Nein, aus Amerika. Aber sie ist anders … sie ist Vegetarierin.«
    Hugh schwor, daß er die asiatischen Fisch-und-Gemüse-Gerichte liebte, die ich für unsere romantischen Abendessen zu zweit zubereitete. Aber was würde ich für Angus kochen müssen, Steaks und Koteletts etwa? Ich konnte kein Fleisch kaufen. Schon der Gedanke daran ließ mich erschauern.
    Nachdem Hugh aufgelegt hatte, ging er beschwingten Schrittes ins Wohnzimmer. »Ich kann’s gar nicht glauben, daß er kommt. Ich hab den Jungen schon fünf Jahre nicht mehr gesehen.«
    Ich kuschelte mich auf dem Ledersofa an ihn und versuchte, ihm meine positive Einstellung zu zeigen. »Ich lege ihm meinen alten Futon ins Arbeitszimmer. Meinst du, es macht ihm was aus, das Bad mit einer Frau zu teilen?«
    »Ich bitte dich, er hat schon im Dschungel geschlafen! Für ihn wird die Wohnung mit allem Drum und Dran wie das Paradies sein.«
    »Dann ist er also das einfache Leben gewöhnt, um so besser. Aber du kannst nicht erwarten, daß er dir in allem ähnlich ist.«
    »Meinst du, ein rothaariger Glendinning fällt nicht auf am Narita Airport?« Hugh lächelte mich an. »Du bist wirklich ein Schatz, daß du ihn abholst. Ich liebe dich. Laß mich dir zeigen, wie sehr.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung tansu .
    »Nicht da drauf. Ich hab mir eine Schramme an dem Ding geholt.« Ich zeigte ihm den roten Kratzer auf meiner Pobacke.
    Hugh ließ den Finger über die Schramme gleiten und sagte: »Sieht übel aus. Zieh deinen Schlüpfer an, dann fahre ich dich schnell ins Krankenhaus.«
    »Ich hab mir erst im Januar eine Tetanusspritze geben lassen, das weißt du doch noch, oder?« Mit einer Sexverletzung würde er mich nicht ins Krankenhaus bringen – schon gar nicht ins St. Luke’s, wo mein scharfäugiger Cousin Chef der Notaufnahme war.
    Hugh schaltete das grelle Deckenlicht an und ging zu der tansu- Kommodehinüber. Nach einer Weile sagte er: »Du hast

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