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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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sich einen neuen.
    »Ich sage ja nicht, dass es Amateure waren. Es waren meiner Meinung nach keine Auftragskiller. Wir haben natürlich unsere Computer mit den Merkmalen der Taten gefüttert, aber nichts.«
    »Okay, was haben wir? Einige Herren in edlem Zwirn, die sich gelinde gesagt merkwürdig benehmen und ein paar Spuren, die zu Schändlers Firma führen. Was machen wir?«
    »Skopje, Baker und Bönisch werden von unseren Leuten observiert. Die Frage stellt sich, was dahinter steckt. Offenbar werden Menschen durch irgendeine Art und Weise beeinflusst. Vielleicht eine Art Hypnose oder so was? Was war überhaupt mit der Bahn? Du hast da so eine Andeutung am Telefon gemacht.«
    Holsten nickte. Er nahm noch schnell einen Schluck aus seiner Tasse.
    »Das passt wunderbar in deine Vermutung. Ich habe heute Morgen mit dem BKA telefoniert. Es gibt keinen Grund, warum die Menschen heute scharenweise die Bahn meiden und ins Auto steigen. Mittlerweile gibt es die üblichen Wichtigtuer mit ihren sinnlosen Erpresser- und Bekennerschreiben. Aber wenn da was dran wäre, hätte es gestern oder heute Morgen ganz früh in den Medien vermeldet werden müssen.«
    Die Kellnerin machte mit zwei leeren Tellern in der Hand neben Joshua eine Pause und hörte ihnen zu. Jack sah sie unvermittelt an und verstummte. Die junge Dame zog leicht errötend weiter.
    »Sie haben im Radio darüber berichtet, Bahnkunden gefragt, warum sie heute mit dem Auto gefahren sind. Alle behaupteten, es wären Anschläge angekündigt, aber niemand konnte genau sagen, woher er das hat.«
    »Das meine ich ja, Joshua. Wenn diese Anschlagdrohungen wahr wären, müssten alle zugleich davon geträumt haben. Wir haben sämtliche Radio- und Fernsehsender befragt, ebenso die Redaktionen sämtlicher in NRW erscheinenden Tageszeitungen. Niemand wusste etwas von bevorstehenden Anschlägen oder hat davon berichtet!«
    »Also tatsächlich eine Art Massenhypnose?«
    Joshua berichtete von seinem Gespräch mit Doktor Wickum.
    »Massenhypnose ist in dem Ausmaß wirklich nicht möglich. So viel haben unsere Experten bereits herausgefunden. Ansonsten halte ich mittlerweile alles für möglich. Wir haben einen Spezialisten auf dem Gebiet der Bewusstseinsforschung. Cedric beschäftigt sich schon seit Jahren damit. Ist so ein Spleen von ihm. Einige von uns hielten ihn deshalb für einen Spinner. Ich hoffe, der kann uns weiterhelfen. Ich würde mich freuen, wenn ihr dabei seid. Unsere Behörde möchte übrigens mit euch zusammenarbeiten. Ich denke, ihr bekommt bald Besuch von uns.«
    »Würde mich freuen, wir sind viel zu knapp besetzt. Ich werde allerdings nicht dabei sein, ich habe Urlaub.«
    »Wie bitte?«
    Jack sah ihn verwundert an. Joshua erzählte ihm von Groding, Rosi Schändler und den Faustschlag ins Gesicht des Staatsanwaltes.
    »Da wäre dein Versetzungsgesuch tatsächlich zu einem denkbar ungünstigen Augenblick gekommen. Aber daran muss man doch was drehen können? Ich meine, du warst doch im Recht, bei Groding und der kleinen Schändler. Na ja, die Wahl der Mittel, das dem Staatsanwalt verständlich zu machen …«
    Er drehte seine offene Hand im Kreis und lächelte dabei.
    »Lass gut sein, ich werde auch so auf dem Laufenden gehalten.«
    Jack sah auf die Uhr und wurde hektisch. Bei der Verabschiedung nahmen sie sich vor, zumindest in telefonischem Kontakt zu bleiben. Als sie vor die Tür traten, sahen sie zwei Polizisten einem Abschleppwagen zuwinken. Joshua bekam mit, wie sie darüber sprachen, dass gerade diese Bonzen Geld für ein Parkhaus haben müssten. Als Joshua per Funk den Wagen entriegelte, verstummte ihr Gespräch. Jack hielt dem Älteren der beiden, der an der Beifahrertür lehnte, seinen Dienstausweis unter die Nase.
    »LKA, darf ich mal«, sanft drängte er den verdutzten Kollegen beiseite und öffnete die Beifahrertür. Joshua lief um den Wagen herum, grüßte den anderen Kollegen freundlich und stieg ein.
    »Kannst mich da vorne am Parkhaus wieder rauslassen.«
    Im Spiegel sah er die verwirrten Kollegen, die anscheinend nicht genau wussten, was sie jetzt mit dem Abschleppwagen anstellen sollten.

    Auf der Autobahn kurz vor Krefeld meldete sich sein Handy.
    »Daniel hier. Was macht mein Jag?«
    »Schnurrt wie ein Kätzchen. Was gibt’s?«
    »Einiges, ich sitze mit Marlies bei ›Mama Leone‹, wann kannst du hier sein, unsere Mittagspause dauert nicht ewig?«
    Joshua schmunzelte. Bei dem Italiener verbrachten sie häufig ihre Mittagspausen, wenn nichts

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