Zugzwang
Klingelton meldete sich der Anrufbeantworter. Hier ist der Anschluss von und gleich darauf sprach jedes Familienmitglied seinen Namen. Auch er, was ihn beruhigte. Joshua hinterließ eine Entschuldigung für den verpatzten Abend und den Wunsch auf eine Wiederholung ohne vorzeitigen Abbruch.
Die Suche nach einem Parkplatz gestaltete sich wie erwartet schwierig. Die Poststraße war zugeparkt und als er um die Ecke bog, sah er seinen Freund rauchend vor dem Bistro stehen. Jack machte keine Anstalten, in den Jaguar zu schauen. Joshua parkte den Wagen direkt vor der Tür im Halteverbot und stieg aus.
»Morgen Jack.«
Der Angesprochene sah mit großen Augen zuerst Joshua und dann den Jaguar an.
»Morgen Joshua, ist deine Erbtante gestorben?«
Joshua legte den linken Arm auf seine Schulter, gab ihm die Hand und lotste ihn hinein.
»Ist der Wagen von Daniel, meinem Kollegen, der braucht nicht so auf die Kohle zu achten wie wir.«
Sie nahmen über Eck auf einer der mit rotem Kunstleder bezogenen Bänke Platz und bestellten sich einen Milchkaffee.
»Vielleicht leiht Daniel mir ja auch mal den Wagen, wenn wir Kollegen sind.«
Joshua sah ihn mit zusammengekniffenen Brauen an.
»Hat er dir nichts gesagt? Der hat sich doch auf die Stelle von Jonas beworben. Wie es aussieht, bekommt er den Job. Wäre das nichts für dich gewesen?«
Langsam stellte Joshua die Tasse zurück auf den Tisch. Seine natürliche hellrote Gesichtsfarbe wich einem helleren, fast weißen Farbton. Er fühlte sich, als habe ihm jemand einen Leberhaken versetzt. Seine Hoffnung, durch eine Versetzung auf genau diesen Posten seine Ehe zu retten, schien mit diesem einen Satz zu zerplatzen.
»Was ist denn, geht es dir nicht gut?«
»Doch, doch, es ist nur …«
»Ja?«
»Ich wollte mich auch auf diesen Posten bewerben.«
»DU?«
Jack war konsterniert. Wie oft hatte Joshua ihm erzählt, dass er sich in seiner Dienststelle sauwohl fühlte. Die ersten Jahre hatte Jack alles versucht, ihm das LKA schmackhaft zu machen, ohne Erfolg.
Joshua erzählte ihm die ganze Geschichte. Er musste sich dabei eingestehen, zu lässig mit dieser Chance umgegangen zu sein. Anstatt sofort ein Versetzungsgesuch zu stellen, zauderte er, wartete auf die günstigste Gelegenheit. Er war noch nicht aus dem Spiel, aber es war fünf vor zwölf und es gab einen Konkurrenten. Ausgerechnet Daniel. Warum hatte er nichts davon gesagt? Ich habe es ja auch nicht, dachte er frustriert. Jack wirkte ein wenig hilflos.
»Das ist ja nicht die letzte Stelle, die bei uns ausgeschrieben wird, du musst nur Geduld haben. Das kriegen wir schon hin.«
»Sag das mal Janine.«
Joachim Holsten verzog die Mundwinkel.
»Soll ich mal mit ihr reden? Sie kennt mich doch auch schon ewig.«
»Nein, ich glaube, das wäre nicht gut. Das muss ich alleine in Ordnung bringen. Aber trotzdem danke.«
Sie bestellten sich einen zweiten Milchkaffee und ein kleines Frühstück. Jack lud ihn zu seinem Geburtstag in zwei Wochen ein und sie quatschten über Versäumnisse aus ihrer Jugend, die unbedingt einmal nachgeholt werden mussten. Das nahmen sie sich ungefähr dreimal im Jahr vor und dabei blieb es auch. Anschließend kamen sie endlich zum Thema. Jack klärte ihn über die Ergebnisse ihrer Ermittlungen auf und Joshua war verwundert, wie eng ihre Fälle zusammenhingen. Joshua teilte ihm seinerseits ihren Ermittlungsstand und seine persönliche Meinung dazu mit.
»Warum bist du dir so sicher, dass es keine Profikiller waren? Deine Eltern könnten sie auch nicht interessiert haben, weil sie nichts gesehen haben. Die Männer waren maskiert, das Auto gestohlen, wie du sagtest?«
»Es ist zu einfach, zu offensichtlich. Bei dem Mord an Frau Schändler wurde die Verbindung durch die identische Waffe hergestellt und den äußerst auffälligen Fußabdruck«, Joshua wischte sich Krümel vom T-Shirt, »beim Mord an Ramon Schändler wurden die Spuren deutlicher gelegt. Zigarettenkippen von Groding direkt neben der Leiche, ein anonymer Anrufer bei der Zeitung, der Grodings Fluchtwagen gesehen haben will. In seiner Wohnung dann die Stiefel und die Tatwaffe. Jack, die Spuren waren so deutlich manipuliert, sie mussten einfach falsch sein. So offensichtlich gehen keine Profis vor!«
Joachim kratzte sich nachdenklich an der Nase.
»Die Alarmanlage setzt aber auch kein Amateur außer Kraft, ebenso wie der Einbruch in Grodings Wohnung und erst recht der Diebstahl des BMWs.«
Joshua trank den Rest seines Kaffees und bestellte
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